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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verzog sich Franziskas Stirn. »Wer weiß, wer da im dunklen Haus auf ihn wartete und nicht gesehen werden wollte. Mich hat er ja nicht hereingelassen. Aber ich wüsste zu gerne, was im Adler vor sich geht.«
    »Dennoch, gesehen habt Ihr sie nicht, und nach ihr gefragt habt Ihr auch nicht?«, beharrte Almut auf ihrer Frage.
    »Den Teufel werd ich tun. Aber übermorgen schau ich mich genauer um, darauf könnt Ihr Euch verlassen!«
    Almut begriff, wie sehr Franziska vor Eifersucht kochte. Sie war augenscheinlich nicht mehr in der Lage, folgerichtig zu denken. Trotzdem hätte sie selbst gerne gewusst, ob die Verschleierte und das Kind noch im Gasthaus wohnten, denn sie hegte ihren eigenen Verdacht dazu.
    Franziskas aufgewühlte Gefühle beeinflussten zum Glück ihre Arbeit in der Küche nicht. Sie hatte sich wirklich ins Zeug gelegt, und wenn auch das Essen zur Vesper vermutlich etwas verspätet auf den Tisch kam, so verdiente es doch bestimmt die Bezeichnung Festtagsschmaus, urteilte Almut, als sie fragend den Kopf zur Küchentür hineinsteckte, um sich nach dem Fortschritt zu erkundigen.
    Sie fand die Köchin dabei, sich in einem polierten Kupferpfännchen zu spiegeln und sich die Augenbrauen mit einem angefeuchteten Finger zu glätten. Die spröden Lippen betupfte sie mit etwas Mandelöl und drehte sich erschrocken um, als Almut grinsend fragte: »Eitel?«
    »Wer hat mich neulich ein zerrupftes Huhn genannt?« »Eine Zicke, wenn ich mich recht entsinne. Macht voran, ich helfe Euch beim Auftragen.«
    Auch Clara stand jetzt in der Tür und fragte: »Fertig?«
    »Fertig! Da, nehmt die Platte! Knusprige Wachteln vom Spieß, gewürzt mit einem Mantel aus wildem Knoblauch, Zitronenmelisse, Kerbel und Estragon. Hier in der Schüssel ist das gesottene Hasenklein in Burgunderwein und eingeweichten, getrockneten Steinpilzen. Ich trage die Wildente mit Maronenfüllung. Im Korb ist das Brot, das Gertrud gebacken hat, und in den Schalen Mus von Steckrüben, Sauerkraut, gebratene Zwiebeln. Das wär’s fürs Erste.«
    »Oh, heilige Maria, Franziska, Ihr elende Verführerin. Zum Jahreswechsel habe ich mir geschworen, mich der Askese und Versenkung zu widmen«, stöhnte Clara, steckte einen Finger in die Schüssel mit dem Hasenklein und leckte ihn ab. »Denn nur die Entbehrung macht klar und empfänglich für die göttliche Gnade.«
    Beifallheischend sah sie um sich und fand nur zwei verdutzt zwinkernde Augenpaare. »Aber schließlich hat das Jahr noch nicht gewechselt.«
    Mit wehendem Rock verschwand sie um die Ecke. »Eine erstaunliche Geschwindigkeit, die unsere Gelehrte da vorlegt«, stellte Almut fest.
    »Stimmt. Das pfeifende Ohrensausen, über das sie klagte, als ich sie bat, mir einen Korb Kleinholz zu richten, scheint verschwunden zu sein.«
    »Ja, ebenso wie die plötzliche Herzschwäche, die sie überkam, als ich sie heute Morgen aufforderte, den Schnee vor unserem Haus fortzufegen.«
    Verständnisinnig nickten Begine und Köchin einander zu.
     
    Zwischen den Gängen brachten Bela und Mettel immer mal wieder die geleerten Schüsseln in die Küche zurück, und als Mettel mit einem frisch gefüllten Brotkorb eintrat, flüsterte sie Almut zu: »Die Köchin hat einen Mann in der Küche. Ich glaube, du solltest mal nach dem Rechten sehen. Ich habe ihn nicht eingelassen.«
    Unverzüglich erhob Almut sich. Sie ahnte zwar, wer es war, aber das ging denn doch zu weit. Tatsächlich war es Simon, der da am Tisch saß, eine leer gegessene Schüssel Hasenklein und einen Humpen Bier vor sich. Er und Franziska waren so in einen Streit versunken, dass sie die Begine in der Tür gar nicht bemerkten. Simons Stimme troff vor Entrüstung. »Habe ich aber nicht!«, knurrte er.
    Franziska dagegen flötete spitz: »Ach nein? Weiberheld!«
    »Schöne Augen machen gehört zum Geschäft.«
    »Zu dem einer Dirne, ja. Aber zu einem Schmied?« »Erlaubt mal, ich bin Wirt!«
    »Haben die schönen Augen bei der Schleiereule denn auch die gewünschte Wirkung gezeigt? Sie wird Euch vermissen, die Dame.«
    »Das weiß ich nicht. Aber wenn Ihr es genau wissen wollt: Ich vermisse sie auch.«
    »War es so schön traulich miteinander?«
    »Das geht Euch nichts an! Ich führe mein Geschäft, wie ich es für richtig halte.«
    »Geschäft nennt Ihr das? Den Laden verschlampen lassen, den Weibern hinterhersteigen und hier auch noch aufkreuzen und ein Essen schnorren. Die Künste der feinen Dame beschränken sich wohl aufs Bett und nicht auf die Küche,

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