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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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herumzuschmusen. Oder zu zanken. Beides hält sie jedenfalls von der Arbeit ab.«
     
    »Ich bin wieder da! Hat etwas länger gedauert!«
    Mit einem Tritt schloss Franziska die Tür hinter sich. Sie war mit zwei schweren Körben beladen, die sie schnaufend auf den Boden stellte. Ihr Gesicht glühte geradezu. Ob vor Kälte oder Freude, ließ sich nicht gleich ausmachen.
    »Das ist nicht zu überhören. Ich habe Gertrud gerade wieder zu Bett geschickt. Sie hat frische Brote gebacken, während Ihr unterwegs wart. Hat es sich denn wenigstens gelohnt, Euer langes Ausbleiben? Was habt Ihr denn da mitgebracht?«
    Neugierig beugte sich Almut nach vorne. Die Köchin grinste, zog mit großer Geste das Tuch zurück und präsentierte ihre Ausbeute mit unverhohlenem Stolz.
    »Also hier haben wir ein paar Hasen und zwei Wachteln. Die werde ich mit Speck umwickeln und mit sauren Äpfeln füllen. Ich kenne da ein ganz wundervolles Rezept, mit Majoran und Butterschmalz. Hier, das ist eine Wildschweinkeule. Sie muss noch ein wenig abhängen, aber dann wird sie gesotten und zu einem kräftigen Ragout in rotem Wein verarbeitet. Das fülle ich dann zusammen mit süßen Möhren und gedünsteten Zwiebeln in knusprigen Pastetenteig, und Ihr werdet Euch drei Tage lang die Lippen lecken. Außerdem habe ich sogar eine prächtige Wildente bekommen, so frisch, sie schnattert fast noch. Sie sind schön fett, jetzt im Winter! Sie kommt gleich in den Ofen. Ein wenig von meinem Bier darüber gestrichen, und die Haut wird zu einer schönen goldfarbenen Kruste. Das wird ein Schmaus! Aber Almut, Ihr seid ja so schweigsam?«
    »Wann sollte ich wohl zu Wort kommen? Ihr redet wie ein rauschender Wasserfall.«
    Die zarte Röte von Franziskas Wangen verbreitete sich nun bis an den Haaransatz unter dem Gebände, und sichtlich verlegen rieb sie sich über die Nase. Doch ihre Augen leuchteten vor Begeisterung.
    »Oh. Aber Ihr seht, ich habe mein Versprechen gehalten. Zugegeben, ohne Simon hätten wir in einen kalten Kessel geschaut. Aber ich habe ihm dafür noch etwasversprochen. Hoffentlich habe ich nicht zu eigenmächtig gehandelt.«
    »Wir bezahlen natürlich für das Wildbret, nur bitte verkündet nicht, wo Ihr es erworben habt. Wir, und auch Simon, könnten uns reichlich Ärger einhandeln, selbst wenn es ein offenes Geheimnis ist.«
    »Das ist ein Problem, ich weiß. Aber ich würde gerne nach dem Neujahrstag noch einmal zu ihm gehen.« Mit einem wohligen Seufzer schlüpfte Franziska aus ihren Holzschuhen, hockte sich auf einen Schemel und massierte sich die Füße. »Wisst Ihr, Simon hat mich in der Schmiede erwartet und mich nicht ins Haus gebeten. Bestimmt ist im Adler wieder alles total verklebt, also, ich meine die Gaststube. Ich habe ihm angeboten, doch noch mal auszuhelfen. Das Haus stand leer und verlassen, und Licht brannte auch nicht. Kein Wunder, dass sich Simon mit der Wildhehlerei über Wasser halten muss.« Nachdenklich strich sich Franziska eine widerspenstige Locke unter das Tuch. »Außerdem habe ich noch einen Hintergedanken dabei. Ich muss mir Gewissheit verschaffen.«
    »Worüber, Franziska? Über den Zustand der Schenke?« »Nein, über den Zustand seines rechten Armes.« Franziska schien in Gedanken versunken, und Almut
    hakte nach: »Sein rechter Arm?«
    »Ach ja, der war mit einem unsäglich dreckigen Lumpen verbunden. Simon hatte einen Streit mit seinem Esel, aus dem das Tier als Sieger hervorging. Behauptet er.«
    »Und Ihr habt Euch in einem Anfall christlicher Nächstenliebe um seine Wunden gekümmert?«
    Unbehaglich rutschte die Köchin auf ihrem Schemel hin und her.
    »Konnte doch sehen, wie sehr die ihn schmerzten«, knurrte sie leise. »Ein paar tiefe Kratzer hat er abbekommen, die sich böse entzündet haben. Richtig eitrig, ist wohl der Dreck von der Schmiede hineingekommen. Na ja, ich habe so getan, als ob ich seine Geschichte glaubte, und ihm den Verband gewechselt.«
    »Wieso sollte er denn lügen? Esel sind doch recht eigensinnige Geschöpfe.«
    »Aber sie kratzen nicht. Treten und beißen, ja. Aber nicht kratzen. Ich vermute etwas ganz anderes, wisst Ihr. Der Simon hat nämlich bestimmt keinen Versuch ausgelassen, die Verschleierte in sein Bett zu ziehen. Bei mir hat er es ja auch versucht.«
    »Sie hat sich dagegen gewehrt, wie Ihr es auch getan hättet. Ihn also gekratzt und gebissen und anschließend mit einem schmutzigen Lumpen verbunden. War sie eigentlich noch dort? Habt Ihr das herausgefunden?«
    Düster

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