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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dem Korb gemacht, Franziska?« »Dem Mörder zugestellt.«
    »Dem was?«
    »Zu Simon gebracht!«
    Die letzten Worte kamen kaum noch hörbar aus dem Mund der Köchin, und dann war sie vor lauter Erschöpfung eingeschlafen.
    »Ei wei!«, flüsterte Almut noch einmal, als sie die Decken zurechtzog und um den zierlichen Körper herum feststeckte.

22. Kapitel
    S ub tuum praesidium confugimus... Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin; verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten...«
    Es war schon beinahe Mitternacht, doch Almut kniete noch immer vor Maria, der barmherzigen Mutter, und betete, um ihre innere Ruhe wiederherzustellen.
    »Ach Maria, diese Franziska ist wirklich von wirrem Sinn und Gemüt. Ich verstehe Leute nicht, die sich so in ihre Gefühle hineinsteigern. Liebe, Eifersucht...«
    Der Docht der kostbaren Bienenwachskerze, die Almut ihres beruhigenden süßen Duftes wegen angezündet hatte, fing an zu blaken, und ein schwarzer Rußstreif stieg vor dem goldenen Marienfigürchen auf.
    »Ja, ich bin ungeduldig mit den Menschen, die sich und ihre kleinen Nöte so überaus wichtig nehmen. Aber wahrscheinlich bin ich ungerecht. Die Enthauptung eines Fremden ist schon schlimm mit anzusehen, die eines Freundes muss sie schrecklich aus dem Gleichgewicht geworfen haben. Darum, du gütige Jungfrau, Hilfe in allen Trübsalen, schenke ihr Frieden.«
    Die Kerze brannte wieder ruhig, und ihr sanftes Licht bildete einen strahlenden Kreis um Maria. Almut sog das Bild in sich ein und fühlte eine vertrauensvolle Wärme in sich aufsteigen.
    »Aber höre, Maria, das mit dem vertauschten Korb istschon eine üble Angelegenheit und ein verrückter Zufall. Ich bin mir ja fast sicher, es handelt sich um Bettinas Kopf, der sich darin befindet. Mein Gott, Maria, das würde ja wirklich bedeuten, dass die arme Frau außerhalb des Klosters ermordet wurde. Ganz wie Franziska es vermutet hat.«
    Almut starrte die Figur fragend an, als ob sie aus ihrem Munde eine Antwort zu hören erwartete. Doch das goldene Gesicht blieb unbewegt. Erst als sie die Augen senkte und sie sich die gefalteten Hände an die Stirn drückte, fiel ihr wieder die Unterhaltung mit Pitter auf dem Weg zum Adler ein.
    »Er hat ihr von der Ricke erzählt, die Simon zum Kloster gebracht hat. Und der Blutspur im Schnee! Madonna!«, entfuhr es Almut. »Heilige Maria, nein! Sie glaubt wirklich, Simon sei dieser Tat fähig gewesen. Ihre Eifersucht raubt ihr wahrhaftig den klaren Verstand! Sie hat den Korb ins Wirtshaus gebracht!« Dann aber hielt sie zweifelnd inne und fragte die Mutter der Gerechtigkeit: »Aber... könnte er es gewesen sein? Könnte er eine Kindsmutter, eine harmlose Frau kaltblütig ermorden? Er scheint mir zwar ein wenig raubeinig, aber nicht bösartig. Doch wer kennt schon die Menschen... ?« Von Unruhe getrieben stand Almut auf und ging in ihrer schmalen Kammer auf und ab. »Vielleicht nicht er. Aber es waren die Wilderer in der Schenke. Sicher auch andere derbe Freunde. In der Christnacht. Sie haben randaliert. Wenn Bettina also wirklich das Kind ins Kloster gebracht hat, zusammen mit dem Brief, in der Hoffnung, der Ritter nähme sich des Mädchens an, und dann zurückging, in die Hände der trunkenen Wilddiebe fiel... Wenn sie sie vergewaltigt und dabei getötet haben... Ja, das wäre denkbar. Und Simon fand amMorgen die Leiche. Er dachte wohl, er müsse sie verschwinden lassen. Unkenntlich machen. Er beliefert die Mönche mit Wild, er hat Zutritt zu den Vorratskammern. Niemand hätte sich gewundert, wenn er zu ungewohnt früher Zeit an die Pforte pocht, die Ware der Wilderer auf dem Karren. Die Kleider hat er ihr ausgezogen und fortgeworfen. Vermutlich sogar verkauft, um die fällige Zimmerpacht auszugleichen.« Almut blieb stehen, ein dünnes Fädchen spann sich durch ihre Gedanken.
    »Die Kleider... Fredegar! Er hat die alte Vettel mit dem vornehmen Tasselmantel für Bettina gehalten. Und dann war da noch die Evvi aus Melaten mit ihrem feinen Seidenkleid. Natürlich, Simon wird versucht haben, die Sachen loszuwerden. Verkauft, verschenkt, weggeworfen...«
    Zufrieden mit ihren Schlussfolgerungen kniete Almut wieder vor dem Tischchen mit der Marienfigur nieder und fuhr mit dem Gebet fort.
    »O du glorreiche und gebenedeite Jungfrau, unsere hehre Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin... Maria! Ich muss mit Pater Ivo sprechen, auch wenn er mir eine solche Abfuhr erteilt hat. Er kann doch nicht die Augen vor dem

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