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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verschließen, was ich herausgefunden habe, wer die Ermordete und das Kind sind und wie es zu dem Verbrechen gekommen ist. Außerdem – Mist, Maria – da steht jetzt der Korb bei Simon herum. Und der enthält den Beweis für meine Überlegungen. «
    Zähneknirschend durchbohrte Almut die Marienstatue mit ihren Blicken, und das Kerzenflämmchen erlosch.
    »Entschuldigung«, flüsterte Almut. »Verzeih, geliebteMutter. Ich habe es so nicht gemeint, Maria, ehrwürdige Jungfrau. Bitte, versöhne uns mit deinem Sohne, empfiehl uns deinem Sohne, stelle uns vor deinem Sohne. Amen.«

23. Kapitel
    A lmut wachte auf und fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Mit schmerzendem Kopf wickelte sie sich aus den warmen Decken und musste feststellen, dass sich auf ihrer Waschschüssel Eis gebildet hatte. Sie stieß die Läden auf, doch das bleigraue Licht munterte sie genauso wenig auf wie das eiskalte Wasser. Bibbernd vollzog sie eine derart kurze Morgenwäsche, dass sich jede ordentliche Katze dafür geschämt hätte. Dann schaute sie vorsichtig in Franziskas Kammer. Die Köchin lag warm in ihre Decken vergraben und atmete regelmäßig in tiefem Schlummer. Leise schloss sie wieder die Tür.
    »Du siehst aus, als ob du einen Schnupfen bekommst«, stellte Magda fest, als Almut ins Refektorium trat, um sich dort am lodernden Kaminfeuer eine Schüssel süßen Breis einzuverleiben.
    »Hoffentlich nicht. Das hätte mir noch gefehlt. Magda, wir müssen etwas unternehmen!«
    »Was ist passiert?«
    Almut erzählte ihr von den nächtlichen Geständnissen und ihren Überlegungen. Auf dem Gesicht der Meisterin zeichnete sich Bestürzung und Grauen ab.
    »Siehst du, und darum muss ich mit Pater Ivo sprechen. Oder wenn er mich nicht sehen will, dann muss es eben der Abt von Groß Sankt Martin selbst sein. Kannst du mir helfen?«
    »Ich kann deinen Pater auch nicht aus dem Kloster locken, Almut!«
    »Er ist nicht mein Pater!«
    »Schon gut. Und reizen wollte ich dich auch nicht. Natürlich könnte ich mich um eine Audienz beim ehrwürdigen Vater bemühen. Aber ob und wann ich vorgelassen werde, kann ich nicht sagen. Du kannst jedoch versuchen, Pater Ivo schriftlich zu benachrichtigen. Ich siegle den Brief für dich.«
    »Ja, versuchen kann ich es. Unterdessen kann ich nur hoffen, dieser Simon findet den vermaledeiten Korb nicht gleich. Gott, was für eine närrische Geschichte!«
    Almut brauchte drei Ansätze, um ein kurzes Schreiben zu verfassen, von dem sie glaubte, es würde den Benediktiner bewegen, sie im Beginenhof aufzusuchen. Sie fand Pitter, weiße Wölkchen hauchend, an der gewohnten Stelle und trug ihm mit eindringlichen Worten auf, den Brief sofort abzuliefern.
    »Klar!«
    »Solltest du den jungen Knappen dort finden, könntest du mir noch einen gewaltigen Gefallen tun!«
    »Ihm das hochnäsige Gesicht mit Schnee einseifen?«
    »Deinen Spaß kannst du hinterher haben. Zuerst versuchst du, aus ihm so viel wie möglich über seinen Herrn, den Ritter, und seine Dame Bettina herauszufinden. Ich möchte wissen, ob sie ihn am Christtag im Kloster besucht hat.«
    »Klar, mach ich. Und dann einseifen!«
    »Klar!«
    Schnee stiebte auf, als er losrannte.
    »Heilige Maria, Mutter der Barmherzigkeit, mach, dass Pater Ivo diesmal meiner Bitte folgt!«, murmelte Almut, als sie das Tor hinter sich zuschlug.
    Maria musste diesen Morgen ein ganz besonders offenes Ohr für ihre ungeduldige Tochter gehabt haben, denn kaum hatte Almut sich ihres schweren Umhangs entledigt, klopfte Mettel an ihre Kammertür und teilte ihr mit, der Benediktiner warte im Refektorium auf sie.
     
    »Pater Ivo! Ich danke Euch, dass Ihr so schnell gekommen seid. Hat Euch der Pitter auf halbem Weg getroffen?«
    »Pitter? Nein, Begine. Ich war auf dem Weg von den Weingärten zurück und dachte, ich schaue kurz bei Euch vorbei, um mich nach dem Kind zu erkundigen. Ihr habt lange nichts von Euch hören lassen.«
    Verblüfft öffnete Almut den Mund und schloss ihn dann wieder, ohne einen Laut über ihre Lippen kommen zu lassen.
    »Begine?«
    Almut fand ihre Stimme wieder.
    »Könntet Ihr, Pater, meine Nachricht vom Montag nicht erhalten haben?«
    »Ich war die vergangenen Tage stark beschäftigt.« »Mit der Suche nach der Kindsmutter und dem Mörder?«
    »Mit weitaus langweiligeren Dingen. Ich büßte für meine Verfehlungen, Begine.«
    »Ihr habt so schwer gesündigt? Solltet Ihr etwa eine anrüchige Badestube besucht haben?«
    Almut spielte auf eine Gelegenheit an, bei der

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