Die Sünde aber gebiert den Tod
daheim und hat dort eine Dame und drei Kinder. Dort hat Fredegar auch eine Zeit lang gelebt und höfische Sitten gelernt. Aber dann kam der Streit mit dem Erzbischof, und der HerrGero war verpflichtet, ihm Waffendienst zu leisten. Also ist er mit einigen Mannen und seinem Knappen nach Bonn gezogen.«
»Wo er die Frau Bettina traf?«
»Die kannte er schon vorher. Der Ritter hält sich nämlich nicht sehr gerne in seinem Heim auf und überlässt die Verwaltung lieber seinem Weib. Vermutet Fredegar.«
»Wie lange ist der denn schon bei ihm?«
»Seit ungefähr zwei Jahren. Aber Knappe ist er erst seit dem Frühjahr, darum kann er nicht viel zu den Angelegenheiten seines Herren sagen. Aber er meint, er sei oft mit dem Erzbischof und seinem engsten Berater zusammen gewesen.«
»Wer ist das?«
»Gerhard de Benasis, ein Schöffe!«
»Oh! So kommt Butter bei die Fische!«
»Wieso das? «
»Die Dame des Herrn Gero ist Bettina de Benasis. Sie ist seine Schwester, das hat unsere Meisterin herausgefunden. Zumindest hatte sie damit wohl einen Grund, sich am Hof des Erzbischofs aufzuhalten. Wusste Fredegar eigentlich etwas von dem Kind?«
»Er hat so etwas vermutet. Die Dame Bettina war krank, so hieß es, als er im Frühjahr zu seinem Ritter stieß. Sie hat sich aber erstaunlich schnell wieder erholt. Man munkelte, sie habe im Kindbett gelegen und das Kind anschließend einer Amme übergeben. Ein kleiner Bastard mehr am Hof fällt wohl nicht so auf. «
»Wahrscheinlich nicht. Hast du darüber etwas herausgefunden, wie der Ritter zu Frau Bettina stand?«
»Fredegar berichtet, die beiden hätten oft und lange ernste Gespräche geführt. Geturtelt haben sie aber wenig. Oder zumindest nicht da, wo er sie beobachten konnte.«
»Gestritten?«
»Nein, nur disputiert. Über Politik und Religion und vertrocknete alte Philosophen. Und Schach gespielt haben sie.« Pitter fingerte an einem der Wachstäfelchen herum und ritzte unbeholfen mit dem Griffel Linien hinein. »Wozu braucht Ihr so viele Tafeln?«
»Für die Mädchen, die hier das Lesen und Schreiben lernen.«
»Den Mädchen bringt Ihr das bei?«
»Ja, und sie stellen sich sehr geschickt darin an. Hat Fredegar auch eine Vorstellung darüber, warum sein Herr hier ins Kloster gegangen ist? «
»Nein, er hat sich nicht direkt dazu geäußert. Aber ich mache mir da so meine Gedanken, Frau Almut.« »Aha, und vertraust du sie mir an? «
»Ich glaube, er ist kein Büßer, wie erzählt wird. Obwohl er viel betet und seine Exer... Exerdings macht!« »Exerzitien!«
»Ja, so was. Aber ich denke, er hat vielmehr Zuflucht in Groß Sankt Martin gesucht, denn Fredegar behauptet, er verlässt das Kloster nicht. Keinen Schritt tut er in die Stadt.«
»Dann wird er verfolgt, würde das bedeuten.«
»Mh. Das Schreiben, könnte ich das auch bei Euch lernen?«
»Wenn du die Zeit und die Geduld dazu aufbringst!« »Lehrt Ihr mich das?«
»Frau Clara würde das übernehmen.«
»Mh. Ihr wärt mir lieber.«
»Ich habe keine Zeit dazu, Pitter. «
»Nein, Ihr müsst ja rausfinden, wer die Dame de Benasis aus dem Weg geräumt hat, nicht wahr?«
»Was? Wie meinst du das denn schon wieder?«
»Na, ich bin doch nicht blöd, Frau Almut. Auch wenn ich nicht lesen kann. Aber was ich so gehört habe, kann ich mir schon zusammenreimen. Der schwarze Pater hat eine tote Frau zum Vogt gebracht und Euch zum Christfest ein Kind angedreht!«
»Pitter!«
»Na ja, nicht richtig. Jedenfalls hat der hochnäsige Puhahn von Knappe ganz erbärmlich rumgedruckst, warum er überhaupt im Kloster aufgekreuzt ist. Er hatte nämlich eine Nachricht von dieser Bettina für den Ritter. So viel habe ich schon verstanden. Ihm scheint eine ernste Gefahr zu drohen. Aber mehr war nicht aus ihm herauszukriegen. Auch mit einer Schneewäsche nicht. Ihr solltet den Pater Ivo mal fragen, was da wirklich gespielt wird. Er hockt doch immer mit dem Ritter zusammen.«
»Ich habe ihn schon gefragt, und er wollte mir heute auch etwas darüber berichten, aber er ist nicht gekommen.«
»Dann macht ihm der olle Rudgerus wohl wieder einen Driss. Fredegar sagt, der Prior schikaniert die Mönche ganz schön, seit er das Sagen hat.«
»Hat er mir auch schon berichtet. Na gut, da kann man nichts machen. Hat sich der Ritter eigentlich mit seiner Dame hier getroffen?«
»Das hab ich den Fredegar gefragt. Aber er meint, die Frau Bettina sei noch in Bonn.«
Almut fiel plötzlich etwas ein, was sie den Gassenjungen darüber hinaus
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