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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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packte dann den Stofffetzen und den Weinschlauch aus. »Ich habe gehofft, Trine könne damit etwas anfangen. Vielleicht die Herkunft feststellen oder so.«
    Das taubstumme Mädchen wartete gar nicht erst die Aufforderung ab, sondern hielt sich das Gewebestückchenschon unter die Nase und schnüffelte hingebungsvoll daran. Zuerst zogen sich ihre Augenwinkel zu einem Lächeln zusammen, und sie deutete mit einigen schnellen Handbewegungen auf Almut.
    »Ja, ja. Es hat fünf Tage in meiner Kammer gelegen.«
    Aufmerksam rieb sie das Material zwischen ihren Fingern und nickte noch mal sehr viel ernster. Dann stand sie auf und hielt das Material über den Kessel mit heißem Wasser, der am Kamin stand. Sehr sorgfältig roch sie an dem gewärmten, vom Dampf angefeuchteten Stoff.
    »Weihrauch und der Geruch alter Männer!«, bedeutete sie.
    »Und ein fester schwarzer Stoff. So, so. Hier Trine, ist ein Weinschlauch. Was verrät der dir?«
    Wieder schnupperte Trine, zunächst außen, dann auch an der Öffnung und den Resten des Inhalts. »Ziege!«
    »Klar. Und innen?«
    »Guter, schwerer Rotwein. Teurer Wein. Wie Meister Krudener ihn gerne trinkt! Wie der, den Pater Ivo mitgebracht hat«, bedeuteten ihre Zeichen.
    »Ei wei!«
    Mit großem Interesse hatte der Apotheker den beiden zugesehen. Er verstand Trines Zeichensprache inzwischen recht gut und fragte: »Warum seid Ihr so entsetzt, Frau Almut?«
    »Es scheint, das zerrissene Kleidungsstück und der Wein stammen aus einem Kloster. Höchstwahrscheinlich dem der Benediktiner, denn die tragen die schwarze Kutte. Dabei dachte ich, die drei Taugenichtse hätten etwas mit den Aussätzigen zu tun gehabt. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass es Mönche oder Novizen waren. Seltsam!«
    »Was ist seltsam daran? Den Klosterwein kann jeder beziehen, der das Geld dafür hat, und Stoff, der nach Weihrauch riecht, muss nicht von einer Mönchskutte stammen.«
    »Der schwarze Stoff spricht aber dennoch dafür.« »Na gut, fragt einen Trödler, er wird Euch schon eine Kutte besorgen können.«
    »Aber ist es nicht ein eigenartiges Zusammentreffen?«
    »Ein gutes Argument, Frau Almut. Dann denken wir eben darüber nach, für wen sich die Magd Evvi bei Euch nach dem Kind erkundigt hat.«
    »Möglicherweise hat sie einen Liebsten im Kloster? Könnte das nicht sein?«
    »Natürlich könnte das sein. Aber was will ein Klosterbruder mit einem Kleinkind?«
    Meister Krudener schüttelte bedächtig den Kopf, und Almut hob zweifelnd die Schultern.
    »Keine Ahnung. Das ist ja das Dumme daran. Pater Ivo hat vermutet, eine der Aussätzigen wolle vielleicht das Kind für sich haben. Aber wie passt dann die Kutte und der Wein dazu?«
    »Pater Ivo hat da aber eine eigenartige Idee. Ich hielt ihn für weltgewandter, aber das mag sich ja im Kloster geändert haben.«
    »Wieso denn das, Meister Krudener? «
    »Nun ja, Ihr werdet es auch schon mal gehört haben, manche Menschen unterstellen den Aussätzigen in den Siechenhäusern, sie würden schwarze Messe feiern, um ihre Genesung möglich werden zu lassen. Und dass sie dabei kleine Kinder opfern und ihr Blut trinken.«
    »So wie man es den Juden nachsagt?«
    »Auch ihnen wirft man dies gelegentlich vor, ja, Frau Almut.«
    »Aber, Meister Krudener, da irrt Ihr und verleumdet Pater Ivo. Haltet Ihr ihn wirklich für so einfältig?«
    »Nein, im Grunde nicht. Was also ließ ihn diesen Schluss ziehen?«
    »Ich habe Euch da eine Sache vorenthalten. Die Frau Gerlis, die Prüfmeisterin, erinnert Ihr Euch, war die Amme der Mutter dieses Kindes. Das würde doch Sinn machen.«
    »Die Frau Gerlis – Grundgütiger! Nie und nimmer, Frau Almut. Frau Gerlis ist eine Seele von Mensch. Sie würde nie ein solches Kind den Gefahren des Siechenheims aussetzen. Aber was ist mit der Mutter des Kindes? Hat sie es womöglich zurückholen wollen?«
    »Sie ist tot.«
    »Ah so.«
    Krudener und Almut schwiegen ratlos. Doch Trine, die weiter den Stofffetzen in den Fingern gedreht hatte, griff etwas auf, das sie verstanden hatte. Sie gestikulierte heftig: »Trödler oder Almosensammler, Almut. Die Almosen- und Lumpensammler verkaufen manchmal ihre Sachen an die Trödler. Bestimmt ist das ein Lumpen aus dem Kloster.«
    »Den der Schellenknecht von Melaten in seiner Almosensammlung hatte.« Krudener nickte. »Das ist durchaus denkbar.«
    »Und sicher war es kein Lumpen, sondern eine gute, warme Kukulle, die er für sich behalten hat.« Almut spann den Gedanken weiter. »Natürlich, das

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