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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Seidenkleid von Evvi! Wer ist der Schellenknecht von Melaten, Meister Krudener? Kennt Ihr ihn?«
    »Den Hans von der Schmiergass? Sicher! Ein mieser Kerl. Aber wer will schon für die Aussätzigen arbeiten? Ich habe ihn im Verdacht, eine Menge von dem für sichabzuzweigen, was er an milden Gaben erhält. Aber ein Kind entführen?«
    »Für das man, wenn man die Familie kennt, durchaus ein Lösegeld erhalten kann.«
    »Mh, wenn der Preis stimmt und wenig Gefahr dabei ist, würden er und seine Kumpane das sicher tun. Würde die Familie denn zahlen, Frau Almut? Ich habe den Eindruck, Ihr wisst, um welche es sich handelt, wollt aber Stillschweigen darüber wahren.«
    »Ja, ich weiß es, und die Familie würde zahlen, wenn sie um das Kind wüsste. O Maria, Krone des Himmels – oder wünschen, dass es verschwindet.«
    »Ein kleiner Bastard also.«
    »Ein kleiner Bastard, ja. Und der Vater hält sich gegenwärtig in Groß Sankt Martin auf!«
    »Das, Frau Almut, gibt allerdings zu denken. Als Mönch? Als Pater?«
    »Nein, als Büßer!«
    »Der den Hans mit einem Schlauch Wein bestochen hat, das Kind zu entführen.«
    Stöhnend hielt sich Almut den Kopf.
    »Es ist ein solches Durcheinander, Meister Krudener. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Ach, wäre doch Pater Ivo hier!«
    »Überlasst Ihr jetzt ihm das Denken für Euch?«
    Kläglich lachte Almut auf und wehrte ab: »So ein Unsinn! Nein, er wollte nach der Terz hier bei Euch vorbeikommen und mir berichten, was er über diesen – Büßer – herausgefunden hat. Außerdem wollte er Euch ein Pergament zur Begutachtung vorlegen. Es hat doch schon zur Terz geläutet?«
    »Es wird gleich zur Sext läuten, wenn ich meinem Magen glauben darf!«
    »Dann ist er wohl aufgehalten worden. Schade. Nun, dann will ich mich wieder auf den Weg machen. Auf mich wartet heute noch einiges an Arbeit.«
    Herzlich verabschiedete Almut sich von Trine und dem Apotheker und eilte durch die frostige, aber sonnige Mittagsstunde nach Hause. Als sie an Groß Sankt Martin vorüberkam, verlangsamte sie jedoch ihre Schritte und überlegte, ob sie beim Pförtner nach Pater Ivo fragen sollte. Aber dann fiel ihr der Prior ein, der dem Pater sicher Schwierigkeiten machen würde, sollte er dies zufällig mitbekommen, und sie ging weiter. Doch ein unangenehmer Schauder kroch ihr über den Rücken, als sie durch den Schatten ging, den der Mittelturm über die Gasse warf.
     
    »Ich bin es leid, Magda. Am besten gehe ich zum Vogt und hetze ihn auf diesen Hans von der Schmiergass.«
    Almut hatte sich bei der Meisterin eingefunden und ihr von Trines Schnüffeleien erzählt.
    Magda schüttelte den Kopf und meinte: »Der sperrt dann die Magd Evvi ein und legt ihr die Daumenschrauben an. Du kennst doch seine Methoden.«
    Magda hatte genau diese vor drei Monaten am eigenen Leib erfahren und war nicht geneigt, Almut zuzustimmen, auch wenn sie deren Neugierde nicht sonderlich schätzte. »Wappne dich mit Geduld und warte, bis der Benediktiner wieder auftaucht. Er wird Rat wissen.«
    »Ja, etwas anderes wird mir wohl nicht übrig bleiben.«
    Seufzend stand Almut auf und verließ den Raum. Als sie über den Hof ging, sah sie Mettel an der Pforte mit Pitter schwatzen. Er gewahrte die Begine und winkte ihr eifrig zu.
    »Ah, Pitter! Auf der Suche nach Futter?«
    »Aber nicht doch, Frau Almut. Ich habe einen berechtigten Anspruch auf Belohnung.«
    »Ach, so ist das!«
    »Klar!«
    »Und wofür?«
    »Für gründliche Erkundigungen! Ihr habt mir doch aufgetragen, diesen geschniegelten Knappen auszuhorchen.«
    »O ja. Das hätte ich beinahe vergessen. Kommt mit und erstattet mir Bericht!«
    Sie führte den Jungen zu ihrem Häuschen und bat ihn in die untere Stube, die für gewöhnlich Clara als Schulzimmer für ein Dutzend Kinder diente. Jetzt, am Nachmittag, war sie leer, nur ein Stapel Wachstäfelchen und Griffel sowie einige abgeschabte Pergamente wiesen auf die übliche Nutzung hin. Aber im Kamin brannte noch ein kleines Feuer, und es war angenehm warm. Pitter schälte sich aus verschiedenen Lagen reichlich zerlumpter Umhänge und ließ sich nahe am Feuer nieder.
    »Na, dann berichte mal, Pitter.«
    »Mit leerem Magen?«
    »Das wird dir helfen, dich kurz zu fassen und mir die Schilderung von Fredegars unbeschreiblichem Charakter ersparen!«
    Pitter grinste und nickte.
    »So übel ist der gar nicht, wenn er erst einmal eine Hand voll Schnee im Gesicht hat. Also, der Ritter ist eigentlich in der Nähe von Ahrweiler

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