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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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hinterher. Mir tut auf einmal der Bauch weh.
    Wir fahren zum Bahnhof und steigen aus dem Bus. Frau Mahlberg gibt jedem von uns eine rote Schirmmütze und ein rotes Halstuch. Das müssen wir beides tragen, damit sie uns besser sehen kann. Dann sollen wir uns an die Hand nehmen und eine Kette bilden. Frau Mahlberg geht vor und wir trotten hinterher. Ich halte Karin ganz fest und auf der anderen Seite ein älteres Mädchen. Wir treffen noch ganz viele Kinder, die auch rote Schirmmützen tragen. Die fahren wohl auch in die Kur.
    Im Zug dürfen wir das essen, was wir mitbekommen haben. Ich schaue nach. Mama hat mir ein Toastbrot mit Käse gemacht, so wie ich es immer im Kindergarten mitbekomme. Aber sie hat es nur in Papier eingewickelt, nicht in eine Brotdose getan. Dann ist da noch ein blaues Trinkpäckchen mit einer Orange drauf. Ich finde sogar einen Schokoriegel, aber den hebe ich auf. Nach dem Zug fahren wir mit einer Fähre! Damit bin ich auch noch nie gefahren. Karin und ich sind schon Freundinnen geworden. Wir halten uns die ganze Zeit an der Hand und gehen zusammen aufs Klo. Als wir auf der Insel sind, fahren wir mit einem kleineren Zug, der Inselbahn. Das ist lustig. Es riecht hier ganz komisch. Am Inselbahnhof steigen wir in Ponykutschen um! Die Hufe der kleinen Pferde klappern auf den Steinen und mir fallen die Augen zu. Ich bin so müde! Es ist schön mit der Kutsche zu fahren, aber ich kann die Augen kaum noch aufhalten. Karin schubst mich immer wieder an, wenn mein Kopf auf ihre Schulter fällt.
     
     
    „Wir sind da!“, raunt sie mir schließlich ins Ohr. Tatsächlich! Wir haben vor einem großen, weißen Haus gehalten und sollen aussteigen und uns aufstellen. Einige Frauen scheinen auf uns gewartet zu haben. Sie haben Zettel in der Hand und rufen Namen auf. Als mein Name genannt wird, kann ich erst gar nicht reagieren.
    „Nicole Lindemann!“, ruft die Frau noch einmal und sieht sich suchend um. Ich will Karin nicht loslassen, muss es aber wohl.
    „Na endlich!“
    Sie schaut auf mein Namensschild und sagt mir dann eine Nummer. In dem Zimmer soll ich schlafen und ich soll jetzt dorthin gehen. Eigentlich möchte ich auf Karin warten. Hoffentlich kommt sie auch in mein Zimmer! Aber die Frau schickt mich weiter. Ich laufe einen Gang entlang und weiß nicht, wo ich hin soll. Überall sind Menschen und ich habe die Nummer vergessen! War es die Drei? Ich weiß gar nichts mehr. Ich bin so müde.
    „Wo willst du denn hin?“, werde ich angesprochen.
    „Ich weiß nicht“, sage ich beschämt. Die Frau seufzt und nimmt mich mit nach draußen. Dort steht die andere, die mich aufgerufen hatte. Die beiden sprechen kurz zusammen und dann bringt die eine mich in das richtige Zimmer. Es ist ein sehr großes Zimmer mit ganz vielen Betten drin. Sie stehen in Reihen dicht nebeneinander. Es sind keine Etagenbetten und die sind auch nicht aus Holz. Am Fußende liegt die Bettwäsche. Ein paar Mädchen sind schon dabei, ihre Betten zu beziehen. Ich weiß nicht wie das geht. Meine Mama hat das immer gemacht. Ratlos sehe ich den anderen zu, während mir schon wieder die Augen zufallen wollen.
    Endlich kommt Karin in das Zimmer. Wir umarmen uns und sie findet sogar noch ein freies Bett neben mir! Karin kann auch nicht so gut Betten beziehen, aber wir helfen uns gegenseitig. Dann werden wir auch schon zum Essen gerufen.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 43
     
     
     
     
    „Was können Sie mir über Borderline sagen?“
    Frank befand sich immer noch in Professor Wielands Büro. Er fühlte sich wie bei seiner Abschlussprüfung, nur das er hier völlig unvorbereitet saß.
    „Borderliner haben den Drang sich selbst und oder andere zu verletzen“, begann er und rieb seine Handflächen über die Oberschenkel bis zum Knie und wieder zurück.
    „Sie leiden unter starken Gefühlsschwankungen. Oft haben die Patienten Angst, verlassen zu werden. Deswegen klammern sie sich stark an den Partner, stoßen ihn aber auch von sich weg.“
    Frank bemühte sich, so wenige Fremdworte wie möglich zu benutzen. Der Professor wollte, dass die Ärzte sich kein Fachchinesisch angewöhnten. Sie sollten nach Möglichkeit immer so reden, dass Patienten und Angehörige das Gespräch auch verstehen würden.
    Wieland nickte zustimmend.
    „Und Sie meinen, das trifft auf unsere Patientin Frau Schütz zu?“
    Frank schüttelte den Kopf: „Eher nicht.“
    Dann erinnerte er sich an die Tat und senkte beschämt den Kopf. Er schluckte und fuhr dann

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