Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
Vom Netzwerk:
und der Flur ist ewig lang. Der Boden ist ein bisschen wie Gummi und gesprenkelt, als hätte jemand Kakao verschüttet. Ich mache ein paar vorsichtige Schritte. So weit vom Zimmer will ich nicht weggehen. Als jemand uns entgegen kommt, bleibe ich stocksteif stehen. Frank zieht an meinem Arm, aber ich bewege mich nicht. Mein Herz klopft ganz schnell.
    „Was ist denn? Das ist nur John. Den kennst du doch. Komm weiter.“
    Ich bleibe, wo ich bin und starre auf den Boden. Er erinnert mich an etwas. Schritte kommen näher und eine dunkle Stimme sagt: „Hallo.“ Ich sehe nicht hoch, kralle mich nur an Frank fest. Ich will lieber wieder zurück!
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 45
    Früher
     
     
    Ich liege im Bett und weine. Ich will nach Hause! Hier ist es so schrecklich. Karin weint auch ganz oft. Wir trösten uns gegenseitig, aber meist fängt gleich wieder einer an zu heulen.
    Wir sind erst ein paar Tage hier, glaube ich. Ich trage immer noch die Anziehsachen, die ich auf der Fahrt anhatte. Meinen Koffer habe ich nicht gesehen. Auf dem Flur gibt es große Schränke, aber die sind abgeschlossen. Karin hat auch noch ihre Sachen von der Reise an und sie hat mich gefragt, ob sie stinkt.
    Morgens gibt es immer Grießbrei. Den habe ich zu Hause gerne gegessen, aber hier schmeckt er nicht. Eine von den Frauen geht rum und gibt jedem Kind einen großen Löffel voll braunem Zeug. Das schmeckt ganz widerlich. Außerdem will ich nicht von einem Löffel trinken, aus dem schon alle anderen getrunken haben. Wenn man sich weigert, den Mund aufzumachen, dreht sie einfach den Löffel um und das braune Zeug verteilt sich auf dem Brei. Hier muss man alles aufessen oder sich in die Ecke stellen. Ich habe schon oft da gestanden. Die anderen dürfen weggehen, aber die in der Ecke müssen stehenbleiben, bis es das nächste Essen gibt und dann bekommen sie den gleichen Teller wie vorher.
    Wir heulen, weil wir essen müssen und die dicken Mädchen heulen, weil sie nur Tee und trockene Brötchen bekommen. Aber wir können denen unser Essen nicht geben, denn wir sitzen nicht zusammen.
    Die Frauen hier heißen alle Frau sowieso. Ich kann mir die Namen nicht merken. Es gibt auch ein Fräulein und einen Herrn. Tante, wie im Kindergarten, darf man nicht sagen.
    Wenn wir ins Bett müssen, legen wir unsere Anziehsachen auf einen Hocker neben dem Kopfteil des Bettes. Dann geht eine der Frauen rum und steckt die Bettdecken ganz fest unter die Matratze, sodass wir uns kaum noch bewegen können. Nachts aufstehen ist verboten und reden darf man auch nicht. Wenn man beim Reden erwischt wird, muss man draußen im Flur stehen, statt zu schlafen. Einmal musste ich aufs Klo, aber ich habe mich alleine nicht getraut. Außerdem bekam ich die Decke nicht los. Ich habe gerufen und die Frau kam rein und hat mit mir geschimpft. Ich durfte dann aber auf die Toilette gehen. Anschließend stopfte sie meine Decke noch fester, als vorher und ich konnte mich nicht mal umdrehen.
    Es ist nicht schön hier, auch nicht am Meer. Wir waren erst einmal da und ich habe eine ganz schöne Muschel gefunden. Die wollte ich mitnehmen, aber das durfte ich nicht. Die Frau hat sie mir weggenommen und ganz weit ins Meer geworfen. Wir sind nur am Strand entlang gelaufen und dann wieder zurück. Anschließend musste ich in der Küche helfen. Die Frau da war ganz nett. Sie hat mit mir geredet und ich habe gesagt, dass ich meine Mama so vermisse. Sie meinte, das würde vorbeigehen und das jeder einmal Heimweh hätte. Dann hat sie mir einen Keks gegeben und der hat ganz lecker geschmeckt.
    Heute hat Karin ganz viel geweint. Sie hat sich ein bisschen in die Hose gemacht, aber sie bekommt keine neuen Anziehsachen. Karin hat immer Angst, dass sie stinkt. Bisher durften wir noch nicht baden. Wir waschen uns immer an großen Waschbecken, die in einer Reihe sind. Es gibt keinen richtigen Wasserhahn, nur Löcher in dem Rohr, das über den Waschbecken verläuft. Da kommt das Wasser raus, aber nur kaltes und nur so lange, bis die Frauen das abstellen.
    Jeden Abend nehme ich den kleinen Engel von Oma in die Hand und wünsche mich nach Hause. Ich hoffe, den nimmt mir niemand weg. Einigen Kindern wurden schon die Puppen und Teddys weggenommen, weil diese nachts aus dem Bett gefallen sind. Deshalb halte ich meine Puppe ganz fest und den Engel auch.
    Die sind hier alle echt gemein!
    Ich will gar nicht hier sein!
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 46
     
     
     
     
    „Ich habe etwas

Weitere Kostenlose Bücher