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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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gekannt. Meine Oma war dann lange bei uns, damit sie nicht alleine zu Hause war. Mama hat gesagt, sie hätte ein Jahr bei uns gewohnt und sich um mich gekümmert. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, aber Oma war immer ganz lieb zu mir. Sie sagte, dass sie auch mal sterben müsse und dass ich dann nicht traurig sein soll, denn sie wäre dann wieder bei ihren Kindern, die schon vor ihr gestorben sind. Sie würde sich so sehr freuen, wenn sie die wieder sehen würde.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 39
    Früher
     
     
    „Du musst dich noch von Oma verabschieden“, sagt Mama. Mittlerweile weiß ich, dass die Ärztin von der Schuluntersuchung eine Kinderkur angeordnet hat. Wenn die gut verläuft, darf ich dann doch noch im Herbst in die Schule! Wir haben ganz viel für die Kur eingekauft. Ich habe jede Menge Sachen bekommen! Am schönsten finde ich den Jeansrucksack. Der ist ganz neu und ganz toll. Den will ich gar nicht wieder absetzen. Papa holt gerade das Auto, weil es zu Oma weit ist. Sie liegt im Krankenhaus und ich habe Angst dorthin zu gehen. Es fühlt sich nicht gut an. Sabine soll auf Tanja aufpassen. Mama meint, dass Oma nicht so viel Besuch auf einmal bekommen soll. Die anderen könnten ja mal hingehen, wenn ich weg bin. Wie sie das so sagt, fühlt es sich auch nicht gut an. Mein Bauch kribbelt so komisch.
    Ich will gar nicht weg sein! Aber wenn ich versuche das zu sagen, hören sie mir gar nicht zu.
    „Es wird dir dort schon gefallen. Da sind ja auch ganz viel andere Kinder“, sagt Mama.
    „Jetzt sei mal nicht so undankbar!“, schimpft Papa, „Andere Kinder würden gerne ans Meer fahren.“
    „Du hast es gut“, seufzt Sabine.
    Aber ich fühle mich gar nicht gut. Mama hat schon einen Koffer vom Schrank geholt. Da wollen wir nachher meine Sachen rein packen. Mama hat einen Zettel bekommen, wo draufsteht, was in den Koffer muss. Außerdem waren da Stoffschildchen dabei, die Mama in meine Sachen nähen musste. Mein Name stand da drauf. Mama hat ganz lange genäht und sich oft in den Finger gestochen.
     
     
    Im Krankenhaus riecht es komisch. Ich laufe zwischen meinen Eltern und klammere mich an Mamas Rock. Mama trägt immer Röcke. Ich habe Angst hier verloren zu gehen. Oma liegt in einem Bett und sieht ganz klein aus, so als hätte sie jemand geschrumpft. Ich mag gar nicht zu ihr hingehen, aber Mama schiebt mich vor. Oma ist ganz blass, sogar ihre Lippen. Sie lächelt mich an und sagt, ich solle mich ruhig auf ihr Bett setzen. Das will ich eigentlich gar nicht, aber Papa hebt mich schon hoch.
    „So, morgen ist also der große Tag? Freust du dich?“, fragt Oma. Ich schaue sie gar nicht an. Sie sieht so anders aus, so fremd. Ich nicke, aber mein Hals ist ganz eng und ich würde lieber weinen, aber das geht nicht. Papa räuspert sich.
    „Sie hat ein bisschen Angst“, sagt Mama.
    Omas Hand versucht meine zu greifen, aber ich ziehe sie schnell weg. Irgendwie mag ich nicht von ihr angefasst werden. Das hier ist gar nicht meine Oma!
    „Sei nicht so bockig!“, ermahnt mich mein Vater, „Wir sind extra hergekommen, damit du dich verabschieden kannst.“
    „Es wird schon alles gut, kleine Krabbe“, sagt Oma. Ich sehe sie jetzt doch an. Sie sieht anders aus, aber es scheint doch meine Oma zu sein. Sie nennt mich immer kleine Krabbe. Ich lege meine Hand wieder hin und lasse sie unauffällig zu ihrer rutschen. Sie drückt sie, aber ihre Hand ist ganz kalt.
    „Du machst das schon! Bist doch mein großes Mädchen. Und wenn du wieder da bist, darfst du bei mir schlafen. Ja?“
    Bei Oma schlafen ist toll! Ich nicke ganz begeistert. Oma versucht etwas aus ihrem Nachttisch zu nehmen, aber sie kommt nicht heran. Meine Mama geht zu ihr und hilft ihr.
    „Das ist für dich“, sagt Oma und hält mir einen kleinen weißen Porzellanengel hin. „Der passt auf dich auf. Den bekommst du doch sicher noch in dein Gepäck?“
    Ich sehe den kleinen Engel bewundernd an. Wie schön er ist! Wie glatt er sich anfühlt.
    „Danke, Oma!“, rufe ich begeistert und schließe meine Hand fest um diesen Schatz.
    Als wir uns verabschieden, bin ich traurig. Oma muss ganz alleine hier bleiben und ich werde sie lange nicht sehen. Die Kur geht sechs Wochen. Ich weiß nicht genau, wie lange das ist, aber Sabine meint, es wäre sehr lange.
    „Wartest du auf mich?“, frage ich Oma, als ich sie zum Abschied drücke.
    „Ich versuche es“, antwortet sie.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 40
     
     
    „Lassen Sie uns

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