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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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über die Differenzialdiagnosen reden“, schlug Professor Wieland vor. Seine Befürchtung, dass der junge Assistenzarzt sein Verhalten gegenüber der Patientin ändern würde, sobald er von ihrem Vergehen wusste, hatte sich leider bestätigt. Obwohl Doktor Fabian sich sehr bemühte, war ihm doch anzumerken, dass er nicht mehr so unbeschwert mit Frau Schütz umging, wie zuvor. Vielleicht wäre er doch besser im Ungewissen geblieben. Da er jedoch selbst danach fragte, was Frau Schütz getan hatte, konnte er ihm die Antwort nicht länger verweigern.
     
     
    „Was haben Sie bisher ausgeschlossen?“
    Frank räusperte sich. Er strich wieder einmal mit den Handflächen über seine Oberschenkel, bemerkte es aber und hörte sofort damit auf.
    „Zuerst einmal wurden körperliche Erkrankungen ausgeschlossen“, begann er. „Weder EEG noch CT ergaben Hinweise auf einen Hirntumor. Auch die Tumormarker im Blut waren negativ.“
    Der Professor nickte auffordernd.
    „Wir haben einen Drogentest gemacht, aber auch der war negativ. Direkt nach der Tat wurde der Blutalkoholspiegel bestimmt, der bei 0 Promille lag.“
    Wieland kannte die Untersuchungsergebnisse selbst, wollte aber, dass der Assistenzarzt sie ihm vortrug.
    „Woran haben Sie noch gedacht? Was könnte der Patientin fehlen?“
    „Zunächst habe ich weitere Blutwerte abnehmen lassen, nur um ganz sicher zu gehen, dass wir nichts übersehen. Der Hormonspiegel war im Normbereich und auch die Schilddrüsenwerte zeigten keine krankhafte Veränderung.“
    Der Professor nickte anerkennend. Sogar daran hatte Dr. Fabian gedacht. Manchmal war die Schilddrüse an psychischen Veränderungen schuld, wurde aber oft übersehen. Die Schilddrüse gehörte zum Regelkreis der hormonproduzierenden Organe, die Einfluss auf den ganzen Körper nahmen. Eine Über- oder Unterfunktion hatte psychoaktivierende oder –dämpfende Eigenschaften, die über Stimmungsveränderungen auch Verhaltensänderungen nach sich ziehen konnten. Oft waren die Symptome sehr unspezifisch, weshalb die Ursache schwer zu finden war.
    „Was bleibt uns also noch?“, hakte Wieland nach.
    „Die große Palette der psychischen Erkrankungen“, entgegnete Dr. Fabian leicht zynisch, woraufhin der Professor die Augenbrauen hob. Frank entschuldigte sich sofort.
    „Es könnte eine posttraumatische Belastungsstörung sein, oder eine dissoziative Identitätsstörung. Sie könnte Borderliner sein, oder an einer Schizophrenie leiden. Vielleicht ist sie auch manisch depressiv.“
    Ratlos sah er den Professor an, der stumm vor sich hin nickte.
    „Genau das müssen wir jetzt abklären.“
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 41
     
     
    Frank ist nicht da. Ich bin traurig, weil ich gemerkt habe, dass er traurig war. Vielleicht kommt er gar nicht mehr wieder. Ich betrachte die große Blume, die Frank so schön gemalt hat. Es hat noch niemand deswegen geschimpft, nicht mal der große Mann mit den vielen Haaren auf den Armen, der manchmal reinkommt. Der, der mir die Mensch Ärgere Dich Nicht Püppchen weggenommen hat. Den mochte ich eigentlich auch ganz gerne, natürlich nicht so wie Frank, aber jetzt mag ich den gar nicht mehr.
    Ich drehe mich auf den Rücken und starre an die Decke. Da hätte Frank lieber was hin malen sollen. Die Decke ist nur weiß. Langweilig. Ich stelle mir vor, wie sie ganz bunt aussehen würde. Vielleicht mit Wolken und Vögeln und einem Flugzeug oder mit Luftballons. Die Lichtlöcher könnten dann Sonnenstrahlen sein, die durch die Wolken kommen. Das würde sicher schön aussehen.
     
     
    Ich erinnere mich, wie ich mit meinen Freundinnen auf der Wiese hinter dem Haus gelegen habe und wir in den Himmel schauten. Oft versuchten wir aus Wolken Figuren zu erkennen oder wir sahen den weißen Streifen von den Flugzeugen zu, wie sie sich überschnitten und auflösten.
    Im Sommer war es immer am schönsten. Dann liefen wir mit nackten Füßen durch die Köttelbecke, pflückten Blumen und banden daraus Kränze für unser Haar. Wir spielten Gummitwist oder Himmel und Hölle vor dem Haus oder sprangen Seilchen. Wenn Papa das Auto wusch, durften wir Badesachen anziehen und er spritzte uns mit dem Schlauch nass. Das war lustig!
    Von meinem Cousin habe ich einmal ein kaputtes Tretauto bekommen. Das war toll! Es war rot und sah aus wie ein richtiges Auto und wir konnten zu zweit darin sitzen, nur Sabine nicht mehr, die war zu groß. Die Pedale waren durchgebrochen, aber das Auto war unten offen und wir konnten uns

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