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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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nicht klappen.
     
     
    Karin wird irgendwann erlöst. Die Schwester nimmt ihr die Maske ab und sie darf gehen, wobei sie mir einen entschuldigenden Blick zuwirft. Ich muss sitzen bleiben. Auch die anderen beiden Kinder dürfen bald gehen. Meine Lunge brennt immer noch, genau wie der Hals und die Zunge. Mittlerweile ist mir das aber egal.
    Ich bin alleine im Raum und höre das Blubbern der Wassersäule vor mir.
    Etwas Warmes läuft in meine Maske. Ich schmecke Blut auf der Zunge. Ich habe Nasenbluten! Was soll ich machen? Ich reiße an den breiten Klettbändern, aber die sitzen bombenfest. Ein bisschen Blut läuft unter der Maske her. Ich spüre, wie die Tropfen mein Kinn hinab rinnen. Die Maske füllt sich langsam. Erst ist nur meine Unterlippe in warme Flüssigkeit getaucht, dann steigt sie höher. Es scheint heftig zu bluten. Mir bleibt nichts übrig, als zu schlucken, aber mir ist jetzt schon schlecht. Was wohl passiert, wenn ich kotzen muss?
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 49
     
     
    „Guten Tag, Frau Lindemann. Mein Name ist Frank Fabian. Ich hoffe, es geht Ihnen gut.“
    Die alte Frau, die im Rollstuhl am Tisch saß, sah Frank prüfend an. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit Nicole, das hatte Frank sofort bemerkt. An Nicole war alles klein und zierlich, während bei dieser Frau alles zu groß und unförmig wirkte. Die Nase war besonders ausgeprägt.
    „Was wollen Sie von mir?“, fragte sie nicht gerade freundlich.
    „Ich bin ein Freund ihrer Tochter Nicole“, entgegnete er und beobachtete genau, ob der Name eine Wirkung auf die alte Dame hatte.
    „Nicole?“, wiederholte diese, „Wo ist das undankbare Ding?!“
    Frank zuckte bei diesen Worten leicht zusammen.
    „Hat mich nicht einmal besucht, seit ich hier bin“, fuhr die Frau fort, „Dabei habe ich mich jahrelang nur um sie gekümmert. Ist das der Dank?!“
    Franks Finger umklammerten den Block, der in der Tasche seiner Jacke steckte und auf dem die Fragen standen, die er sich überlegt hatte. Vielleicht war es besser, die alte Dame erst einmal reden zu lassen.
    „Sie haben sich nur um Nicole gekümmert?“, hakte er nach.
    Frau Lindemann nickte gedankenverloren.
    „Nicole ist also ihre einzige Tochter?“, half Frank etwas nach. Zu seiner Überraschung füllten sich die Augen der Frau mit Tränen.
    „Die Einzige, die noch lebt“, flüsterte sie.
    „Es gab also Geschwister?“
    Sie nickte und kramte in der Tasche ihrer Strickjacke nach einem Taschentuch.
    „Nicole hatte eine Schwester. Sabine, meine Erstgeborene. Ein Sonnenschein. Wenn sie noch leben würde, hätte sie mich sicher besucht!“
    Frank wartete kurz, bis die Frau sich geräuschvoll geschnäuzt hatte.
    „Woran ist sie gestorben?“, fragte er so sanft er konnte.
    „Es war ein Unfall“, erklärte Frau Lindemann und tupfte sich die Tränen von den Wangen. „Sie ist vor ein Auto gelaufen.“
    Es war Frank zuwider, an alten Wunden zu rühren, aber er musste wissen, wann das Unglück passiert war.
    „Wie alt war sie?“
    „Zwölf. Es war in dem Jahr, als Nicole in die Schule kam. Ich verstehe bis heute nicht, warum Sabine einfach auf die Straße gerannt ist. Sie war doch sonst so vorsichtig.“ Die alte Dame schüttelte betrübt den Kopf.
    „Und sonst gab es keine Geschwister?“, wollte Frank wissen. Er erinnerte sich daran, dass Nicole gesagt hatte, jüngere Geschwister könnten auch nerven.
    Er erhielt ein Kopfschütteln als Antwort. Gerade wollte er sich damit zufriedengeben, als die Frau doch noch etwas sagte: „Es sei denn, sie meinen Tanja. Die war aber nur kurz bei uns. Ihr versoffener Vater hat sie wieder mitgenommen, als es ihm besser ging.“ Verachtung klang in ihrer Stimme mit. „Erst den kleinen Wurm bei uns abladen, als ihre Mutter gestorben war und dann plötzlich das Kind zurück verlangen.“ Sie schüttelte den Kopf.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 50
     
     
    Ich sitze wieder in dem Büro, in dem ich am Anfang schon einmal war. Der blöde Mann mit den vielen Haaren auf den Armen hat mich hergebracht. Ich wollte nicht aus meinem Zimmer, aber er hat mich einfach getragen! Er ist wirklich gemein. Ich mag ihn nie, nie, nie wieder!
    Jetzt sitze ich auf dem gleichen Stuhl wie letztes Mal und schaue auf die Bilderrahmen ohne Bilder. Bestimmt kommt gleich der Mann rein, den ich auch nicht leiden kann. Wo ist Frank denn nur? Ich will zu Frank! Er hat gesagt, er passt auf mich auf und das mir nichts passiert.
    Der Mann, der mich hergebracht hat, steht

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