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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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abgesehen davon, dass er mein Onkel war, ist es mir nicht erlaubt, jemanden im rituellen Selbstmord zu töten. Dazu bedarf es genauer Einhaltungen von Riten, das Orakel muss eingeweiht sein. Der Immaculate muss es klaren Verstandes wollen. Es wird nur in Ausnahmefällen durchgeführt, wenn das Leben nicht mehr erträglich ist, was durch den Verlust von Frau und Kindern begründet sein kann… Tut mir leid, wenn es sich für dich erschreckend und abstoßend anhören mag, aber unser Leben kann uns unerträglich lang erscheinen, wenn es von Unglücken überschattet wird. Malakai hielt euch für verloren. Er war rasend in dieser Nacht. Ich konnte ihn nicht mehr erreichen. Er verlangte von mir, sein Leben zu beenden, ich schlug ihm die Bitte aus. Daraufhin…“
(*Immaculate-Bezeichnung für Selbstmord)
    Theron strich Nico beruhigend über den Rücken, die ein wenig in seiner Umarmung zitterte, da sie ja die Bilder selbst gesehen hatte. Sie würde sehr mutig sein müssen, sollte eines Tages jemand an sie herantreten und diese Bitte an sie stellen.
    „…griff er mich an, wollte mich provozieren. Ich ließ ihn toben, ich dachte, mit der Zeit würde er sich beruhigen und meinen Trost annehmen und meine Reue. Wie du vorhin, riss er mich zu Boden und brach mir die Nase… Ich hätte ihn alles tun lassen, wenn es nur geholfen hätte. Er hatte dich und Rebeka verloren, das war für ihn kaum auszuhalten. Unsere Auseinandersetzung dauerte Stunden und war immer weiter eskaliert. Malakai hatte sich dazu entschlossen, zur Waffe zu greifen. Wir hielten uns in dieser einsamen Waldhütte auf, wo zwei Schwerter über dem Kamin an der Wand hingen… Ich wehrte mich zuerst nicht, wich nur aus, allerdings meinte es Malakai ernst. Er setzte Treffer, bis ich das andere Schwert nahm, um ihn abzublocken. Er war mental nicht mehr kontrollierbar, so sehr ich es auch versuchte. Zudem war er es, der Rys und mir die Kunst des Schwertkampfes beigebracht hatte…“
    Die Bilder von damals stiegen in Therons Kopf auf, allerdings kam es ihm vor, als würde er sie durch einen roten Nebel sehen, was wahrscheinlich daran lag, dass ihm eine Mischung aus Blut und Schweiß in die Augen gelaufen war. Ausbluten oder Köpfen waren so ziemlich die einzigen Möglichkeiten einen Immaculate zu töten, wenn man von den Flammen absah… Leben oder sterben.
Hatte er seinen Überlebenswillen unterschätzt? Nein, er hatte damals nicht den Wunsch gehabt, zu sterben. Er wollte Malakai retten. Um jeden Preis.
    „Ich habe ihm, soweit es mir möglich war, keine Verletzungen zugefügt, Romana. Und ich will bei Gott nicht, dass es wie eine Ausrede klingt, aber selbst mich schwächt ein beträchtlicher Blutverlust. Ich war nicht mehr fähig, die Situation zu beherrschen oder sie zu beeinflussen. Ich wollte nur erreichen, dass Malakai von seinem Plan abließ. Es hätte nicht passieren dürfen, doch er lief in meine Klinge, nachdem ich einen Hieb von ihm abgewehrt hatte… Sie verwundete ihn tödlich, da ich ihn nicht mehr versorgen konnte…“, schloss Theron vorerst seinen Bericht ab, da es für ihn das erste Mal war, dass er diese Dinge laut aussprach und er eben doch kein gefühlloser Klotz war, wie man ihm so gern unterstellte. Es ging schließlich um den Mann, der die Harper-Brüder mit groß gezogen hatte, den er geliebt hatte wie einen Vater.

    „Theron war schwer verwundet, Romy… Dein Vater hatte nicht gezögert, seine Treffer immer gefährlicher werden zu lassen. Es ist überhaupt ein Wunder, dass Theron sich noch auf den Beinen halten konnte! Er will dich nur beschützen, indem er die grausamen Details weglässt. Und wahrscheinlich kann er sich an die Stunden danach gar nicht mehr erinnern. Das Orakel und Lilith Harpia fanden sie, da sie als Mutter gespürt hat, dass er mit dem Tod rang. Die anderen Krieger waren weit weg und selbst im Delirium wollte Ron Malakai schützen, so dass er sie nicht rief, obwohl die Verbindung zwischen ihnen so stark ist, dass man diese kaum kappen kann. Lilith hätte das Recht als Familienoberhaupt gehabt, Malakai jeglicher Ehren zu berauben und ihn bis über den Tod hinaus zu verfluchen. Zudem ist Theron als Anführer der Krieger unantastbar, das wusste Malakai als ehemaliger Krieger, allerdings war er nicht mehr in der Lage, klar zu denken oder über die Konsequenzen seines Tuns nachzudenken. Du kannst Theron keinen Vorwurf mehr machen, den er sich nicht schon selbst gemacht hat… Besonders seitdem er weiß, dass du und Rebeka

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