Die Suenden der Vergangenheit
übergangen zu fühlen.
Es hatte ihm nur zwei Mal Schwierigkeiten bereitet. Damals als Jackie sich für Bone entschieden hatte und in dieser schrecklichen Nacht, als Malakai voller Mordlust auf ihn losgegangen war, die er völlig falsch interpretiert hatte. Oder vielleicht doch richtig, was ihm jedoch nicht genutzt hatte.
„Nein, hätte ich nicht, Rys! Ich hatte sehr klare Anweisungen vom Orakel. Und bevor du ihr auch noch zürnst, weil du dich übergangen fühlst, gib es auf. Mir war es untersagt, darüber zu sprechen. Ich nehme meine Schwüre und Pflichten sehr ernst, das weißt du“, erwiderte Theron ruhig, dessen Körper langsam nachgab, so dass der starre Widerstand von ihm abfiel. Erstaunt spürte er, wie Nico leise irgendwie erleichtert seufzte und ihre Wange enger an seine Brust schmiegte
Sein Blick suchte automatisch den von Nathan, der eigentlich in die meisten Belange seiner Position eingeweiht war. Fühlte er sich auch verraten?
Glaubten hier alle, er hätte aus reiner Willkür und Spaß an der Freude so gehandelt, wie er es getan hatte? Theron fühlte sich mit einem Mal müde und war froh, dass er sich auf Nico konzentrieren konnte, der er nur wehtun würde, sollte er eine zu abrupte Bewegung machen. Das war das Letzte, was er wollte. Anderen wehtun.
Er sah Rys kurz an, dann suchte er Romys Blick, die sich gerade vom Sofa aufrappelte, wo sie wegen Rys’ plötzlichem Abtauchen, den Halt verloren hatte. Sie kam auf ihn zu und stellte sich neben seinen Bruder, dessen Hand sie nahm, obwohl sie ihm einen irritierten Seitenblick zuwarf. Wahrscheinlich dachte sie, es würde reichen, wenn sie und ihre Schwester ein gespanntes Verhältnis hatten.
„Erzähl bitte, was passiert ist, Theron. Ich glaube, dass ich die Erzählung lieber aus deinem Mund hören würde, als sie selbst zu erleben, was Nico schon nicht so gut bekommen ist. Ich weiß, du würdest uns niemals Lügen auftischen. Und dein kleines Ablenkungsmanöver sei dir verziehen. Ich nehme es nicht persönlich.“
Romy sah aus grünen, klaren Augen zu ihm auf, in denen er die Essenz ihres Vaters erblicken konnte. Sie hatte nur all das Gute von ihm vererbt bekommen, das sie nun mit seinem Bruder an ihrer Seite weiter kultivieren konnte.
„Es tut mir leid, Romana! Ich bin von dem Schweigen entbunden, da Nicolasa gesehen hat, was passiert ist und dir die Möglichkeit ebenfalls offen steht… Ich stehe zu meiner Schuld, es ging mir nicht darum, diese zu verschleiern, ich wollte nur nicht, dass du ein falsches Bild von Malakai bekommst. Aber du hast sicher auch gesehen, was zuvor passiert ist. Es waren lange Jahre der Qualen für ihn… Du musst verstehen, dass es für jeden Immaculate die höchste Erfüllung ist, den einen Menschen zu finden, der einen ganz macht. Allerdings geschieht das nicht immer… Malakai war ein Familienmensch, warmherzig und fürsorglich. Als er Marga kennen lernte, war er schon über 800 Jahre alt und hatte beinahe schon die Hoffnung aufgegeben, eine eigene Familie gründen zu können… Ich weiß nicht mehr genau, ab welchem Zeitpunkt, die Sache völlig aus dem Ruder lief. Es war eine schleichende Entwicklung, der ich vielleicht nicht genug Aufmerksamkeit schenkte, doch ich mische mich nicht ungefragt in die persönlichen Belange meiner Familie ein, es sei denn, ich werde darum gebeten, oder sie fallen in meinen Entscheidungsbereich. Wir zwingen niemanden, Teil unserer Welt zu werden. Mir waren die Hände so lange gebunden, bis fest stand, dass Marga sich selbst, deinem Vater und euch Kindern Schaden zufügen würde… Ich wünschte mir, ich hätte gegen die Regeln verstoßen… Die Umwandlung einfach vollzogen, ohne Malakai die Wahl der Entscheidung zu überlassen. Aber Rys wird dir sicher gerne bestätigen, dass ich dazu viel zu viel Pflichtgefühl in meinem steifen Selbst habe, um mich auch nur ein einziges Mal gehen zu lassen.“
Die Bemerkung war nicht scherzhaft gemeint. Sein kleiner Bruder mochte sich übergangen fühlen, doch es war nicht aus mangelnder Bruderliebe oder gar fehlendem Vertrauen geschehen.
„ Nex per manus propria * ist eine schwerwiegende Anschuldigung, Romana… Es beraubt einen Immaculate aller Ehren und man ist im Leben nach dem Tod verdammt. Es ist für uns beinahe unmöglich, Selbstmord zu begehen. Man kann es durch Ziehen in eine Schlacht verschleiern oder eben einen Zweikampf herausfordern. Das tat Malakai in dieser Nacht. Ich akzeptierte diese Herausforderung natürlich nicht. Einmal
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