Die Suenden der Vergangenheit
einfach Sorgen um dich. Deswegen bin ich hier. Wir sind Freunde und ich kann nicht verstehen, warum du meine Gegenwart akzeptieren kannst, während du deiner Schwester und ihren Freunden, die ebenfalls deine sein wollen, weiterhin vor den Kopf stößt. Wenn du uns einfach nicht akzeptieren kannst wie wir sind, dann wirst du bald ganz alleine dastehen. Glaub mir, ich bin nicht hier, um dir Vorhaltungen zu machen, aber der nächste ungebetene Besuch wird ganz sicher der des Orakels sein und dann wird es richtig ungemütlich für dich. Deine Schwester leidet, Bekky. Romy macht sich so viele Gedanken, dass sie ihr eigenes Glück vollkommen in den Schatten stellt. Sie ist unglücklich. Du verlässt sie, kaum dass ihr euch gefunden habt und ...“
„Ich will sie doch gar nicht verlassen.“, platzte Bekky dazwischen, weil ihr Theodors Worte immer unangenehmer wurden, obwohl sie mittlerweile schon wieder das Thema gewechselt hatten. Jedoch in das Unangenehmste, das ihm hatte einfallen können.
„Aber du hast deine Sachen gepackt.“ Theo deutete auf die Umzugskartons hinter ihrem Rücken. Automatisch sah sich Rebeka danach um.
„Weil wir beschlossen haben, das es so besser ist. Wir...“
„Nein, nicht wir! DU!“
Diesmal war es Theodor, der sie unterbrach. Ungeduldig, nicht willens, sich weiterhin diesen Schwachsinn anzuhören, den Bekky sich da einredete und ihm weiszumachen versuchte. Mit rot glühenden Augen sah er sie an. Sein Rosmarinduft bekam eine absolut stechende, unangenehme Note. Er war wütend.
„Okay!“, räumte sie ein. „ICH habe beschlossen, dass es besser so ist.“
„Warum?“
„Weil...weil...“ Bekky brauchte ziemlich lange, um einen triftigen Grund anzugeben.
Einen anderen würde Theodor nicht akzeptieren. Tränen stiegen ihr in die Augen, doch er ließ sich in keinster Weise davon beeindrucken. Er hatte eine kleine Schwester, die zwar seltener weinte und so was ganz sicher nicht für sich ausnutzen würde, aber immerhin für eine gewisse Abhärtung ihrer Brüder sorgte, die sonst ganz gewiss viel zu emotional reagiert hätten.
So blieb Theodor kühl, während Rebeka zu schluchzen begann und ihre Umgebung nach einem Fluchtweg absuchte.
Schon wieder hatte er sie durchschaut und hielt sie auf, bevor sie auch nur einen Schritt getan hatte.
„AUA!“ Bekky schrie auf, dabei hatte er ihr nicht einmal richtig wehgetan. Er war lediglich aufgestanden und hielt ihre Oberarme gepackt. Nicht zu locker, aber auch nicht zu fest.
„Warum?“, verlangte er mit unnachgiebigen Blick auf sie herab zu wissen, was zur Folge hatte, dass sie nur noch mehr schluchzte.
Schließlich schüttelte er den Kopf. Wenigstens einen winzigen Grund hatte er doch erhofft. Ein kleines bisschen mehr, als dieses Nichts an oberflächlichem Verhalten in ihr, das sie ihm jetzt verstört und offen anbot. Etwas, das ihm alles an ihr verdarb. Er hatte sie bisher immer verteidigt, aber das war nun vorbei.
„Ich dachte wirklich, du wärst sehr viel intelligenter, Rebeka.“, sagte er leise und gab sie erneut frei, um an ihr vorbei zutreten und seine Jacke von den Kartons zu nehmen.
„Theo, ich...“ Sie wollte es ja erklären. Irgendwie. Ihre Gefühle und das, was passierte, wenn sie mit ihrer Schwester zusammen war. Das ihr Verstand sich abschaltete und sie nur noch an diese furchtbaren Dinge denken musste, die sich auf der Noctis Transitus abgespielt hatten und das alles sie schlichtweg überforderte, aber alles, was sie herausbrachte war:
„Theo, es tut mir leid!“
„Mir auch!“
Langsam zog er die lederne Jacke über und schüttelte dabei ebenso langsam den Kopf. Bekky machte einen Schritt auf ihn zu, wollte mit ihrer Hand nach ihm ausstrecken, doch seine plötzlich so ablehnende Haltung ließ sie inne halten. Anders als Romy, die sich in diesen Momenten immer ganz von ihr zurückzog und Trost bei ihren Freunden suchte, ließ Theodor sie seine Ablehnung und das eingeläutete Ende ihrer Freundschaft deutlich spüren.
Geh nicht! wollte sie ihn bitten und hoffte darauf, dass er wieder ihre Gedanken las und verstand, das sie sich zum ersten Mal ihrer selbstverschuldeten Einsamkeit richtig bewusst war. Doch Theodor schien sie wirklich aufgeben zu wollen. Wenn er immer noch mitbekam, was sie dachte, dann ließ er sich es diesmal nicht anmerken. Er machte einen weiteren Schritt von ihr fort, ins Zimmer hinein.
„Viel Glück an der Uni“, wünschte er ihr noch, nachdem er ihr den Rücken zugewandt hatte, dann war er
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