Die Suenden der Vergangenheit
perfekte Unschuld. Umwandlung hin oder her. Als sie den Blick ihrer Freundinnen auffing, versteckte sie ihr Gesicht an Damons Oberarm, der an ihre Seite getreten war. Sie sprang behände auf die Füße und zog Nico fest in die Arme, um sie an sich drücken. Sie gratulierte ihrer Beraterin von Herzen.
„Na? Was kannst du noch so alles? Es waren sieben Krieger, jetzt wissen wir von dem Speer und den Dolchen… Was waren denn die anderen Spezialitäten, die sie dir vermacht haben?“, fragte sie neugierig.
Nico löste sich aus ihrer Umarmung und sah sich mit lauter fragenden Blicken konfrontiert, die sie dazu veranlassten, die kurzen nun wegen der Feuchtigkeit noch gelockteren Strähnen ihres Haares mit einem Hand verlegen zurecht zu zupfen.
„Ich weiß nicht genau… Ich habe gerade erst angefangen, ihre Lebensläufe zu studieren… Das hat etwas länger gedauert, weil mein Latein ziemlich eingerostet ist…“ (Hier sandte Nico einen kleinen Seitenblick zu Damon hoch, der allerdings keine Miene verzog).
„Godhs bevorzugte Waffen waren die Dolche und die Steinschleuder. Baals Waffe war der Speer und Marduk, der Drachenkrieger, war ein Experte im Nahkampf, wobei Ringen seine besondere Spezialität war“, klärte Nico die anderen über ihren bisherigen Wissenstand auf.
„Ich werde so schnell wie möglich die Leben der anderen Krieger studieren. Irgendwie erleichtert das persönliche Wissen über sie den Zugriff auf das, was sie mir hinterlassen haben.“
Cat schluckte bei dem Anblick, den die kleine Nico bot. So voller Wissensdurst und Tatendrang. In ihren Augen lag ein eifriger Glanz, der Cat schmerzhaft an ihren Lieblingsschüler erinnerte. Sie wollte nicht lernen, um ihre Gegner zu besiegen. Das war gut. Sie würde ihr Wissen natürlich zur Selbstverteidigung einsetzen, aber niemals aus reiner Mordlust töten.
Sie war ihre Mitte . Und Cat sah nun ein, warum das so sein musste.
„Am Ende wirst du diejenige sein, bei der wir zum Training Schlange stehen!“, sagte sie mit einem liebevollen Lächeln, wobei sie den Satz nicht unbedingt als scherzhafte Bemerkung gemeint hatte.
~ Das ist gut möglich, Catalina! ~, verkündete der sonst sehr stille Ray, der Nico einen Blick aus gelben Augen schenkte, in dem Ehrerbietung zu lesen stand.
~ Kothar führte das Schwert, Dagon Pfeil und Bogen, Leviathan den Dreizack und Cherubim die Streitaxt… Zudem ist sie ein Kind des Lichts. Filia Illuminata. Es ist nicht viel darüber in den Chroniken zu finden. Es ist ein zu seltenes Phänomen und kommt nur alle Jahrtausende einmal vor. Ich habe schon in den Archiven gesucht, allerdings sind die nicht so leicht zu durchforsten wie ein Computer. Die Bedeutung wird sich erst mit Ausreifen ihrer Fähigkeiten zeigen. Es wird also mindestens bis zum nächsten Vollmond dauern, falls sie es danach einfach abrufen kann. ~
Nico starrte Ray nur sprachlos an. Für sie waren die Geschenke der mächtigen Krieger schon weit mehr, als sie jemals erwartet hätte. Sie hatte angenommen, dass Malakai Harpia sich einfach nur poetisch ausgedrückt hatte aber nicht damit gerechnet, dass der Ausdruck wirklich eine Bedeutung haben könnte. Es klang geheimnisvoll und bedeutungsschwer aber nicht unheimlich. Sie wollte dazwischen werfen, dass das Sichtbarmachen der Geister damit zu tun haben könnte, doch ihre Stimme versagte ihr irgendwie. Filia Illuminata...
„Du meine Güte! Ich glaube, ich brauche jetzt erst mal einen Drink!“, verkündete Cat nach dieser Eröffnung.
„Komm, Nico! Sonst frieren wir hier alle noch vor Ehrfurcht vor dir fest. Das können wir auch beim Essen erörtern. Wie mir scheint, kannst du jede Energiezufuhr brauchen, die du kriegen kannst. Hopp in die Dusche! Wir treffen uns in zehn Minuten unten im Apartment. Und du kriegst auch was zu Trinken. Du siehst noch blasser als sonst aus!“
Sie gab Nico einen Kuss auf die Wange und dann einen Klaps auf den Po, um sie aus der Starre zu lösen, die sie ergriffen hatte.
Das war alles ganz schön starker Tobak, den sie zu verdauen hatten.
„Komm, du sexy Verlierer! Ich würde dir ja anbieten, dir den Rücken zu schrubben, aber wir werden noch erwartet“, scherzte Romy, die kurz abgehoben hatte, um Rys einen kleinen Kuss auf den Mund zu geben, da er keine Anstalten gemacht hatte, sich zu ihr runterzubeugen. Diese Fähigkeit war manchmal wirklich zu praktisch, wenn man nicht unbedingt so groß gewachsen war wie die riesenhaften Warrior.
Sie piekte mit einem schelmischen Grinsen
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