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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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passiert! Das war nicht weiter schlimm!“, versuchte Nico, das Mädchen zu beruhigen, nachdem sie ihr aus Versehen zu nahe gekommen war.
Sie konnte von Glück sagen, dass die Lichtspiele der Fontäne ihr kurzes Aufleuchten wohl vor anderen Gästen hier im Eingangsbereich des Eagle Buildings verborgen halten würden. Es war schon verrückt genug, dass sie hier allein im Wasser rumwatete und Selbstgespräche führte. Das war bestimmt verboten.
    Sie war also hier, weil diese Nico sie sehen konnte? Was für einen Sinn hatte das? Es war doch ihr Traum. Nico war höchstens anwesend, weil Gloria sie sehen konnte.
    „Bist du so was wie ein Gespenst? Kenne ich dich von irgendwoher?“ Gloria rieb sich beide Schläfen und blieb weiterhin misstrauisch.
    „Ich meine, das hier ist ein Traum, ich möchte gerne aufwachen und heim in mein Bett.“
Da sie ja nicht mehr nass sein würde, wenn sie aufwachte, setzte sich Gloria kurzerhand auf den Hintern, zog die Beine an und schlang die Arme um ihre Knie.
„Deine Schuhe sind ruiniert! Die waren sicher nicht billig.“, bemerkte sie trocken mit einem kurzen Blick ins Wasser. Die Bänder um Nicos Unterschenkel hatten sich schon mit Feuchtigkeit vollgesogen und waren ein klarer Fall für den Mülleimer.
Aber was kümmerte sie das? Es war ja alles nicht real.
    Nico wagte nicht, ihr zu sagen, dass nicht sie das Gespenst war. Sie wollte die Fremde nicht verschrecken. Sie schien eindeutig Hilfe zu brauchen und sie würde wie immer alles tun, was in ihrer Macht stand, um diese zu gewährleisten. Sie war kein kleines Mädchen mehr, dem zu viele Male die Hände gebunden gewesen waren.
    „Sie waren ein Geschenk… Mach dir keine Sorgen! Es sind nur Schuhe…“
    Sie lächelte Gloria aufmunternd an. Ein hübscher Name für eine hübsche Frau. Warum lernte sie die Menschen immer erst kennen, wenn es zu spät war? Es waren meist unschuldige Seelen, die zu ihr kamen. Vielleicht, weil sie diese Art von Mensch am meisten anzog. Eine Art Seelenverwandtschaft?
    „Ich habe meine wohl verloren, so wie das aussieht. Bevor ich eingeschlafen bin, war ich am U-Bahnhof in der Penn... Aaaaahhh!“
    Erneut fuhr ein messerscharfer Schmerz von ihrer Brust aus durch ihren gesamten Körper. Gloria riss die Augen vor Schmerz weit auf und atmete noch hektischer und bemühter als beim ersten Mal.
    Die Ärzte im Krankenhaus versuchten weiterhin, sie wiederzubeleben.
    „Also Penn...Station...ich habe auf die Bahn gewartet, beziehungsweise warte noch, da ich eingeschlafen bin. Ich war so müde. Ich will nur noch nach Hause, unter die Dusche und schlafen. Schlafen, schlafen, nichts als schlafen.“
    Glorias Stimme wurde tatsächlich mit jeder Wiederholung schläfriger und auch wenn sie es selbst nicht bemerkte, so wurde ihr Körper von Sekunde zu Sekunde durchscheinender.
Gloria rieb sich mit einer Hand über den Nacken. Am weiten Ärmel ihres Hemdchens wurde ein angenähtes Etikett sichtbar, das den Schriftzug des Krankenhauses zierte, in dem sich Glorias Körper derzeit befand. St. Vincent’s.

    Nico ging ebenfalls in die Knie und ignorierte dabei völlig, dass ihr Rock dadurch ebenfalls ins Wasser getaucht wurde und der dünne Stoff sich sofort damit vollsog und durchscheinend wurde. Es war nur ein Kleid.
„Ich weiß, du möchtest nur noch Ruhe und Frieden… Aber es gibt einen Grund dafür, dass wir uns begegnen, Gloria. Was ist passiert?“, wisperte Nico leise und zuckte erschrocken zurück, als sich der Körper des Geistes wieder krampfartig wand und dann beinahe vor ihren Augen verschwand.
Sie bemerkte das Krankenhausetikett an ihrem Handgelenk, obwohl sie es nicht brauchen würde, um sie zu finden. Aber es machte die Sache leichter.
    Und dann traf die Erinnerung die arme Gloria wie ein Hammerschlag. In schierer Panik sah sie erneut zu Nico auf.
„Oh mein Gott, da war diese Frau... sie... ich... ich hab sie umgerannt... ich hab mich entschuldigt... und es war okay...ich hab ihr meine Karte gegeben... ich bin Anwältin... ich... ähm... an der Haltestelle... sie... sie hat... sie stand plötzlich hinter mir... ich hab sie nicht gehört... sie war ganz leise... ich hab ihr direkt ins Gesicht gesehen... sie hatte... sie war... Zähne... wie ein Tier... scharf und spitz.... ich wollte weglaufen, aber...“
    Scharfe, spitze Zähne? Halluzinierte Gloria? Nico wurde mit einem Mal noch kälter, weil allein der Verdacht genügte, ihre Besorgnis ins Unermessliche zu steigern. Gloria war Anwältin, jemand, der sich

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