Die Suenden der Vergangenheit
an Fakten hielt und sich wohl kaum solche Dinge ausdenken würde.
Die Panik verwandelte sich in plötzliche Erkenntnis und dann zurück in Panik. Was war, wenn das hier kein Traum war? Was war wenn... Auf einmal schien alles um sie herum und ihr merkwürdiger Aufzug einen Sinn zu machen.
„Bin ich tot?“, flüsterte Gloria ängstlich fragend und ihre Stimme war mit dem laufenden Wasser im Hintergrund kaum zu hören. Am liebsten hätte sie die Finger gekreuzt oder die Daumen gedrückt, damit ihre Befürchtung ja nicht wahr wurde.
„Ich bin nicht sicher, Gloria… Du bist in jedem Fall sehr schwach. Jemand hat dir sehr wehgetan. Wahrscheinlich diese Frau. Du bist wohl gerade im Krankenhaus… SIE VERSUCHEN, DICH WIEDERZUBELEBEN!“, schloss Nico ein wenig lauter als beabsichtig, weil ihr eben klar geworden war, dass es die Elektroschocks des Defibrilators sein mussten, die den Körper der jungen Frau in Spasmen durchzuckten.
- Mélusina! Mélusina! Ich brauch dich, SOFORT! -
Gloria erschrak heftig, als plötzlich diese fremde Frau mit dem dunklen Teint und den langen schwarzen Haaren neben Nico auftauchte. Ein Geist mit einer wundervollen wenn auch sehr autoritären Aura. Keine Traumgestalt. Dafür war diese Mélusina einfach zu... überirdisch .
„Ich bin tot! Ich bin eindeutig tot! – Scheiße!“, flüsterte sie und wusste dabei nicht, ob sie nun weinen oder lachen sollte, weil der Tag kaum schlimmer hätte ausgehen können.
Nico wandte sich an Gloria, die wie ein hilfloses Kind im Wasser kauerte und sah ihr eindringlich in die Augen.
„Sieh mich an, Gloria! Das ist wichtig! Du hast so etwas wie einen Traum… Eine Trance! Du hast dich verlaufen. Du solltest gar nicht hier sein. Ich kann dir den Weg zurück zeigen. Du darfst dich nicht ablenken lassen! Das hier ist Mélusina, sie findet wieder zurück. Sie wird auf dich aufpassen, bis ich bei dir bin. Ich werde alles tun, damit du am Leben bleibst, verstehst du mich? Ich bin Krankenschwester! Ich kann dir wirklich helfen. Aber du musst mir vertrauen und tun, was ich verlange. Tust du das bitte?“
Nico sah kurz zu Mélusina auf, die jedes Wort gehört und verstanden hatte, welche Aufgabe ihr zufiel.
„Geh mit Mélusina, sie zeigt dir den Weg. Und erschrick nicht, es wird wehtun. Sie versuchen gerade, dich wieder zu beleben. Aber der Schmerz wird sofort wieder vergehen. Mélusina passt auf dich auf. Ich werde sofort nachkommen. Gib nicht auf, Gloria!“, bat Nico nochmals und hoffte, irgendwie zu der jungen Frau durchgedrungen zu sein, obwohl ihre Bitte und das Auftauchen eines weiteren Geistes vielleicht zu viel für die junge Frau waren.
Nico musste sie fast dazu zwingen, ihr ins Gesicht zu sehen und zu begreifen, was sie ihr sagte. Für Gloria war das vollkommen unverständlich und unwirklich. Sie wusste nur, dass ihre Vorstellung von einem Traum sich gerade in Luft aufgelöst hatte.
„Ich weiß nicht, wie“, schluchzte sie und hätte am liebsten die Hand von Nico genommen, statt die von Mélusina, die ihre nach Gloria ausstreckte.
„Ich weiß nicht, was ich tun muss. Was ist, wenn es schief geht. Ich bin doch tot, oder nicht? Ist es nicht leichter, mich einfach sterben zu... laaaassen“ Eine weitere heftige Schmerzattacke katapultierte Gloria aus dem Wasser direkt in die Arme von Nicos Schutzgeist, die sie auffing, ohne einen Millimeter nachzugeben.
„Okay!“, presste sie atemlos hervor und warf Nico einen letzten, vollkommen kapitulierenden Blick aus Mélusinas Armen zu. Wenn es stimmte und sie tatsächlich Krankenschwester war, dann hatte sie vielleicht eine Ahnung von dem, was sie da sagte. Gloria hatte auch nicht mehr viel zu verlieren. Außer ihrem Lebenslicht, das bereits auszugehen drohte. Sie durfte nicht mehr nach ihrem Verstand gehen, sondern nur noch nach ihrem Gefühl und das riet ihr, einfach nachzugeben.
„Ich vertraue dir! – Euch.“
Der Schmerz, der sie dann überwältigte, war fast mehr, als sie ertragen konnte. Sie fühlte sich endgültig körper- und schwerelos. Abgehoben und in die unendlichen Weiten einer Sphäre geworfen, aus der niemand je zurückgekehrt war. Zumindest nicht lebendig. Neben all der Pein, die sie in ihrer kleinen hilflosen Seele empfand, blieb nicht einmal mehr Platz für Panik. Alles um sie herum war für eine Ewigkeit dunkel, obwohl nur Sekunden vergangen sein konnten, bevor sie erneut in helles, gleißendes Licht blickte. Wo war sie jetzt?
„Wir haben sie wieder, Doc! Und sie scheint bei
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