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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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gehen. Vielleicht war sie auch schon zuhause, doch sie konnte sich nicht daran erinnern. Heiße Tränen schossen ihr in die Augen und liefen ihr über die bleichen Wangen. Erinnern! Aufwachen! Erinnern!
    „Wo bin ich hier?“, schrie sie in einem Anfall purer Verzweiflung und wandte hilfesuchend den Blick in die Richtung, der sie vorhin noch keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Der Schatten wurde zu einem Schemen, dann zu einem großflächigen Fleck und dann zu einer Form und dann zu einem Mädchen. Einem Mädchen in einem bunten Hippie-Kostüm, das sie mit großen Augen anstarrte. Sie konnte Gloria sehen?!
Gloria streckte hoffnungsvoll die Hand nach ihr aus. Hilf mir!

    ° ° °
    Nico spürte ein Kribbeln in ihrem Nacken und in ihrem Bauch, so etwas wie eine Vorahnung. Eine Gänsehaut formte sich auf ihren Oberarmen, obwohl sie durch den leichten Stoff des Boleros bedeckt waren. Es war nicht bedrohlich, doch sie sah sich gehetzt um, weil sie Angst hatte, es würde etwas sehr Schlimmes sein. Eine weitere Massenkarambolage vielleicht?
Sie hatte es stärker als zuvor gespürt. Stärker als vor der Umwandlung.
Nico riss die Augen weit auf, als sie die junge Frau in einem Krankenhaushemd entdeckte, die in dieser Umgebung völlig deplatziert wirkte, aber niemand anderes als sie selbst würde sie sehen können. Sie spürte ihre Schwingungen. Verwirrtheit, Schmerzen und dann kurze Verzauberung, weil der Ort hier friedvolle Kühle versprach, was ja auch der Grund gewesen war, warum sie selbst hier saß.
    Ist sie zu mir gekommen?
Nico war sich nicht sicher, da die junge Frau sie nicht ansah. Sie musste sehr gelitten haben in ihrem Todeskampf. Ihr geschultes Auge erkannte die beinahe stümperhaft gelegten Zugänge und den blutdurchtränkten Verband um ihren Hals. Doch ein schrecklicher Autounfall? Oder ein Überfall?
    Nico erhob sich von der kühlen Einfassung und beobachtete den Geist dabei, wie sie in das Becken stieg, als wäre es die Fontana di Trevi und sie Anita Ekberg. Die Augenblicke, wenn die Seele sich vom Körper befreite waren eine Mischung aus Angst und Freude. Man spürte eine nie gekannte Freiheit, die allerdings trügerisch sein konnte, wenn man sich in ihr verlor.
Sie kamen nie zu ihr, wenn ihr Weg sicher war... Es waren immer diejenigen, die noch etwas auf Erden festhielt. Sie fürchtete ein wenig, es könnte sich um eine misshandelte Ehefrau handeln, deren Kinder nun hilflos ihrem Mann ausgeliefert waren.
Nico sah entsetzt dabei zu, wie die junge Frau ins Wasser fiel und hilflos zappelte, als würde sie jemand auch noch im Tod quälen. Alles in ihr zog sich zusammen, weil sie nichts tun konnte, um ihre Leiden zu lindern. Dann wurde sie bemerkt. Ihre Blicke trafen sich und sie sah die Erkenntnis in den hellen Augen der Frau aufglimmen.
    „Hab keine Angst!“, sprach Nico mit sanfter Stimme und setzte dann über die Einfassung, um sich der jungen Frau zu nähern, indem sie durchs kühle Wasser watete. Es war vollkommen egal, wenn ihre Schuhe dabei ruiniert wurden. Sie wollte der verwirrten Frau die Angst nehmen.
„Du bist hier, weil ich dich sehen kann… Ich heiße Nico. Wie kann ich dir helfen? Hattest du einen Unfall?“, fragte sie vorsichtig nach, weil sie nicht ganz sicher war, ob die junge Frau wusste, dass sie tot war und ihre Seele nun in dieser geisterhaften Erscheinung auf der Erde wandelte.

    „Was?” Gloria zuckte zurück, als dieses Mädchen durch das Wasser auf sie zukam.
    „Ich weiß es nicht“, gab sie verwirrt preis, obwohl es besser gewesen wäre, nicht mit ihr zu sprechen. Was hatte denn ein Unfall mit ihrem Traum zu tun?
    „Ich bin Gloria“, sagte sie trotzdem, wo sich die andere schon mal vorgestellt hatte. Vielleicht würde sie Nico ja in einem anderen Traum einmal wieder begegnen. Äh, was dachte sie da eigentlich gerade? Das war doch vollkommen bescheuert.
Gloria wich ein paar Schritte zurück und landete direkt mit dem Rücken in der Fontäne, dessen Kälte sie vorwärts auf Nico zu stolpern ließ, für die es scheinbar vollkommen normal war, einer Frau im Krankenhaushemd in einem Wasserspiel zu begegnen. Gleißendes Licht blendete sie und irgendetwas passierte mit ihrem Körper. Er reflektierte wie ein Hologramm.
    „Oh mein Gott!“, Gloria schrie auf und ging noch verwirrter als vorhin zu Boden. Wasser umspülte ihren Körper bis zum Ansatz ihrer Oberschenkel. Ihr Kopf schmerzte nun wieder zusammen mit ihrer Brust und ihrem Hals.

    „Ganz ruhig, Gloria! Es ist nichts

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