Die Sünden des Highlanders
sie dachten, ihn damit ködern zu können. Wenn er an all seine Liebschaften dachte, bekam er zwar ein schlechtes Gewissen, aber er bezweifelte, dass eine dieser Frauen je so gelitten hatte wie er jetzt. Frauen mit einem zu empfindlichen Herzen und zu hohen Erwartungen war er nämlich stets tunlichst aus dem Weg gegangen.
»Nein, so ist es natürlich nicht. Und wenn ich mich recht entsinne, bist du in mein Bett gekommen. Ich habe nicht den ersten Schritt getan. Warum gibst du dich so empört? Ich habe mir nur das genommen, was mir freigiebig angeboten wurde. Genau dasselbe tust du doch seit vielen Jahren, oder?«
Der Hieb saß, aber sie hatte recht. Dennoch kam Tormand nicht ganz über seine Empörung hinweg. Morainn war doch anders als all die Frauen, die er vor ihr gekannt hatte. In seinem Herzen wusste er das ganz genau. Aber er fand nicht die richtigen Worte, nein, er machte sie wütend, kränkte sie womöglich sogar. Inzwischen kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass diese beiden Gefühle ihre Zunge sehr scharf werden ließen. Irgendwie musste er es schaffen, seine Angst und sein Temperament zu zügeln und seine Worte sorgfältig zu wählen, so, wie er es von Anfang an hatte tun wollen. Es würde zu nichts führen, sich jetzt weiter anzufauchen. Aber sobald sein Blick auf sie gefallen war, waren all sein Zorn und seine Verletztheit wieder voll entbrannt.
Es war wahrhaftig nicht leicht. Er stand auf und begann, vor ihr auf und ab zu gehen. Sollte er ihr sagen, was er zu sagen hatte, um dann herauszufinden, dass sie es nicht wollte? Diese Vorstellung machte ihm Angst. Er hatte Morainn zwar umworben, aber er war sich nicht sicher, ob er sie auch gewonnen hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben war es ihm wichtig, was eine Frau für ihn empfand, und er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich sah er sie an und stellte fest, dass sie ihn ziemlich argwöhnisch beobachtete. Wahrscheinlich führte er sich auf wie ein Verrückter.
»Ich dachte, wir könnten heiraten und Walin gemeinsam großziehen.« Als sich ihre Miene verzog, wusste er, dass er sie verletzt hatte. Seltsamerweise verlieh ihm das neue Hoffnung. Schließlich hätte er sie nicht verletzen können, wenn ihr nichts an ihm lag.
»Walin ist wie mein eigenes Kind. Als er auf meiner Schwelle lag, habe ich zwar versucht, seine Mutter, seinen Vater oder sonst einen Verwandten zu finden, aber ich war nicht enttäuscht, als niemand etwas über seine Herkunft wusste.« Sie seufzte und starrte auf ihre Hände. »Ich war so schrecklich einsam. Aber dann kam Walin. Er war wie ein kostbares Geschenk für mich. Von da an war ich nicht mehr allein. Ich hatte jemanden, der mich liebte und brauchte, jemanden, den ich ebenfalls lieben konnte, und jemanden, dem es egal war, ob ich Visionen hatte. Seit dem Tag, an dem ich ihn aufnahm, waren wir bis auf wenige Stunden immer zusammen. Aber nur seinetwegen werde ich nicht heiraten.«
»Warum nicht?«
»Weil es eine zu schwache Grundlage für eine Ehe ist.«
Tormand packte sie an den Händen, zog sie in seine Arme und küsste sie, bis sie sich an ihn klammerte. »Und was ist damit? Was ist mit dem Feuer, das in uns beiden brennt?«
Sie schob ihn weg. »Du hast dich an vielen Feuern gewärmt und trotzdem nicht geheiratet. Willst du mich mit Leidenschaft umgarnen? Ausgerechnet du, der so viele Jahre einer solchen Falle geschickt ausgewichen ist?«
»Leidenschaft ist ein starkes Band in einer Ehe und keine Falle, wenn man sich bewusst darauf einlässt. Was willst du von mir? Sag es mir, damit ich aufhöre, ständig über meine verfluchte Zunge zu stolpern.«
Morainn starrte ihn stumm an. Ihr Mund war noch warm von seinem Kuss. Offenbar war es ihm ernst. Er wollte sie heiraten, um Walin eine Familie zu geben und weil sie einander begehrten. Das war eine ganze Menge, viel mehr als viele Ehefrauen je bekamen. Aber es reichte ihr immer noch nicht.
»Und wirst du mir die Treue halten?«
Tormand versuchte, nicht zu zeigen, wie sehr ihn diese Frage kränkte. Morainn wusste nichts von den Grundsätzen, die in seiner Familie so hochgehalten wurden und von denen er inzwischen wusste, dass er sich davon nicht lösen konnte, ja es nicht einmal mehr wollte. Aber natürlich waren ihre Zweifel nicht unbegründet, er hatte sich seinen Ruf wahrhaftig verdient. Sie hatte die unverschämt lange Liste seiner Geliebten ja mit eigenen Augen gesehen.
»Wenn man einen Eid geschworen hat, muss man ihn auch einhalten«, sagte
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