Die Sünden des Highlanders
paar Stunden, bis Adam vor Tormands Haus stand und sah, wie Morainn in einem kleinen Pferdekarren, den Walter aufgetrieben hatte, davonfuhr. Die Katzen protestierten lautstark gegen den Transport. Adam wusste nicht, ob er all die Sachen glauben sollte, die sie über die Liebe gesagt hatte; aber er wusste, dass sie traurig war. Tormand musste sie irgendwie verletzt haben. Am liebsten hätte er ihn teuer dafür bezahlen lassen, aber er würde dem Wunsch widerstehen, ihm eine Abreibung zu verpassen. Diesen Kampf musste Morainn alleine ausfechten.
»Es wird Tormand nicht gefallen«, sagte Walter, der Morainn finster hinterherblickte. »Nein, Sir Tormand wird ganz und gar nicht erfreut sein. Im Allgemeinen sind es nicht die Frauen, die gehen.«
»Vielleicht tut es ihm ganz gut, wenn es einmal andersherum ist.«
Zu Adams Verwunderung grinste Walter auf einmal breit. »Jawohl, das wird es ganz bestimmt. Ein Schlag auf den Hinterkopf hat diesem Narren schon öfter dazu verholfen, Vernunft anzunehmen.«
»Hältst du ihn denn für einen Narren, dass er meine Schwester gehen lässt?«
»Für den größten Narren der ganzen Christenheit. Obwohl es der Bursche in den letzten Jahren ziemlich bunt getrieben hat, stammt er doch aus einer starken Familie, in der die meisten eine gute Ehe führen und gesunde Kinder zur Welt bringen. Es ist fast, als hätte er dagegen angekämpft und versucht, sich mit Gewalt von allem zu lösen, was er in dieser Familie gelernt hat. Na ja, eine Erkenntnis hat er immerhin schon gehabt.«
»Ach so? Welche denn«
»Er musste eine Liste anfertigen von all seinen hiesigen Geliebten, und diese Liste hat ihm gar nicht gefallen; denn sie hat ihm gezeigt, was aus ihm geworden ist.«
»Ach so? Morainn hat vorhin erwähnt, dass eine Freundin meinte, er hüpfe von Bett zu Bett wie ein verwirrter Lurch.« Er lächelte, als Walter lachte.
»Das drückt es ganz gut aus. Der Dummkopf lief Gefahr, sich völlig zu verschleißen. Aber Morainn hat diesem Hengst ein Geschirr angelegt. Er hat den Punkt erreicht, wo er sich niederlassen muss. Und mit ihr will er sich niederlassen.«
»Und seiner Familie wird es gleichgültig sein, dass sie weder Land noch Geld besitzt und noch dazu unehelich geboren wurde?«
Walter schnaubte abfällig. »Das ist ihnen bestimmt schnurzegal. Und was diese Visionen angeht – so etwas ist bei den Murrays überhaupt nichts Besonderes. In dem Klan gibt es viele mit solchen Gaben. Sie sind richtig stolz darauf.« Er sah Adam prüfend an, als der sich anschickte, ins Haus zurückzugehen. »Ich frage mich nur, woher sie diese Gabe hat.«
»Frag dich ruhig weiter, Alter.« Adam verkniff sich ein Grinsen über Walters verdrossene Miene. »Du glaubst also, Sir Tormand hat sich in meine Schwester verliebt?«
»Aber sicher doch. Er ist umgefallen wie eine große, alte Eiche. Ihr hättet mich das nie gefragt, wenn Ihr Sir Tormand gesehen hättet, als diese Bestien Morainn entführt und verwundet haben. Falls er nicht ohnehin schon erraten hatte, was er für sie empfand, hat er in dem Moment vermutlich eine weitere Offenbarung gehabt. Ich hatte mit so etwas gerechnet. Der Mann hätte jede Frau haben können und hat sich in den letzten Jahren auch oft genug eine genommen, in den letzten drei, vier Monaten aber kein einziges Mal.«
Adam drehte sich zu Walter um. »Willst du damit sagen, dass Sir Tormand, der große Liebhaber oder der große Sünder, je nachdem, für wie rechtschaffen man sich hält, monatelang keusch gelebt hat?«
Walter nickte und grinste selbstgefällig. »Jawohl. Er hat monatelang jede Nacht in seinem eigenen Bett verbracht. Und bevor Ihr fragt – ich weiß, dass kein Mädchen mit ihm unter der Decke lag. Er hat nie Frauen nach Hause mitgebracht. Einmal hat er mir erzählt, dass einer seiner Cousins ihm geraten hat, ein Mann solle sein Nest nicht beschmutzen. Diesen Rat hat er immer befolgt. Und deshalb glaube ich auch, dass es für ihn Zeit wurde, häuslich zu werden. Er wartete nur noch auf die richtige Frau.«
»Und das ist Morainn?«
»Ohne jeden Zweifel. Wollt Ihr Euch hier herumdrücken, bis Ihr Euch selbst davon überzeugen könnt, wie der Bursche reagiert, wenn er herausfindet, dass sein Vögelchen ausgeflogen ist?«
»Ja, ich glaube, das mache ich.«
»Würfelt Ihr gern?«
»Das tut doch jeder Mann. Hast du denn das nötige Kleingeld?«
»Ihr seid ja sehr siegessicher, Sir Adam. Nun denn, macht es Euch in der Großen Halle bequem, während ich aus der
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