Die Sünden des Highlanders
Ihr sie gefragt habt, ob sie Euch heiraten will?«
Obwohl Sir Adam noch immer ziemlich belustigt wirkte, klang seine Stimme hart. Adam Kerr hatte bislang nichts über die Beziehung zwischen seiner Schwester und Tormand verlauten lassen, aber jetzt war klar, dass die Schonfrist abgelaufen war. Tormand war versucht, ihm an den Kopf zu werfen, dass er sich reichlich Zeit gelassen hätte, Anspruch auf seine Schwester zu erheben, doch er verbiss sich diese Bemerkung. Der Mann hatte Gründe für sein Schweigen gehabt, und Morainn hatte sie akzeptiert.
»Jawohl, ich habe die Absicht, sie darum zu bitten, und ich werde erst gehen, wenn sie eingewilligt hat.«
»Habt Ihr denn auch die Absicht, Euer Ehegelübde einzuhalten?«
»Aye«, erwiderte Tormand zähneknirschend. »Kann ich jetzt los, um das törichte Weib aufzuspüren und sie zur Vernunft zu bringen?«
»Oh, ein Letztes noch.« Adam zog ein versiegeltes Päckchen Dokumente unter seinem Hemd hervor. »Macht diese Papiere auf, wenn Ihr meine Schwester dazu gebracht habt, Euren Antrag anzunehmen und in eine Ehe mit Euch einzuwilligen.«
Tormand nahm das Päckchen, steckte es ein und eilte hinaus. Er beschloss, zu Morainns Häuschen auf einem Umweg zu reiten, um sich auf dem Weg etwas abzureagieren. Es wäre bestimmt nicht besonders hilfreich, erregt in ihre Stube zu stürzen und unwirsch eine Erklärung zu verlangen. Außerdem blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als einen Teil der Schuld, dass sie gegangen war, auf sich zu nehmen. Er hätte ihr deutlicher zu verstehen geben müssen, was er in ihr sah und wie er fühlte. Diesmal würde er wahrhaftig dafür sorgen, dass es keine Missverständnisse gab, selbst wenn er eine große Portion seines Stolzes hinunterschlucken musste.
In diesem Moment fiel sein Blick auf Uilliam, der soeben vom Hof zurückgekehrt war. Tormand bat seinen Bruder um Hilfe, denn es würde die Sache vereinfachen, wenn er und Morainn ihre Probleme bereinigen konnten, ohne dass Walin alles mitbekam. Tormand war dankbar, dass Uilliam sich sofort bereit erklärte, mitzukommen und Walin abzulenken, und noch dankbarer, dass er auf dem Ritt nichts sagte. Da Tormand bislang noch keine Frau richtig geliebt hatte, wollte er sich jedes Wort, das er Morainn sagen würde, sorgfältig zurechtlegen. Denn eines war klar: Es würde nicht einfach werden, Morainn davon zu überzeugen, dass er sich geändert hatte und häuslich werden wollte.
20
Morainn starrte auf ihren Garten. Sie wusste, dass es lange dauern würde, bis sie hier wieder Freude empfinden würde. Die Katzen lagen auf ihren Lieblingsplätzen, Walin spielte mit einem Ball, wobei er darauf achtete, ihn nicht in eines der Beete zu werfen und zarte Pflanzen zu beschädigen. Noras Cousine hatte sich so gut um den Garten gekümmert, dass jetzt gar kein Unkraut zu jäten war. Ihr Garten war immer ihr ganzer Stolz und ihre ganze Freude gewesen, doch jetzt fühlte sie bei seinem Anblick nichts davon.
Tormand war an allem schuld, sagte sie sich verdrossen und ignorierte die kleine Stimme in ihrem Kopf, die sie wegen ihrer Torheit schalt. Aber nein, widersprach sie sich selbst – töricht wäre es gewesen, bei einem Mann wie Tormand Murray zu bleiben. Er stand so weit über ihr, dass sie allein bei dem Gedanken, dass es ihr vielleicht doch gelingen könnte, ihn für sich zu gewinnen, Spott in ihren Ohren hören konnte. Er hatte ihr das Leben gerettet, er hatte sie beschützt, und er hatte ihr die größte Lust geschenkt, die sie je erlebt hatte, aber mehr konnte sie von ihm nicht erwarten.
Etwas in ihr, das sich wohl danach sehnte, bestraft zu werden, wollte, dass sie zu Tormand zurückkehrte und ihm ein paar Fragen stellte. Liebte er sie? Lag ihm überhaupt etwas an ihr? Hatte er seine Abneigung gegen die Ehe überwunden? Konnte er sich vorstellen, eines Tages einer Frau die Treue zu schwören? Doch wahrscheinlich würden ihr die Antworten auf diese Fragen nicht gefallen.
Und was sollte aus Walin werden? Er war Tormands Sohn. Sie hatte kein Recht auf den Jungen, auch wenn sie ihn vier Jahre lang versorgt hatte. Es war nicht Tormands Schuld, dass er nichts von Walin gewusst hatte. Doch jetzt wusste er von ihm, und er wollte den Jungen haben. Er würde ein guter Vater sein, dessen war sich Morainn sicher. Sie hatte nicht das Recht, dem Kind ein weitaus besseres Leben zu verweigern, als sie ihm je würde bieten können.
Tormand hatte gemeint, sie sollten sich die Sorge um den Jungen teilen, und dieses
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