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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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eine besondere Faszination auf sie ausgeübt hatten.
    »Hol mich hier raus«, hatte sie ihm an jenem Morgen, kurz bevor er den ersten Zombie mit der Schere getötet hatte, zugeflüstert. »Bitte lass mich nicht hier drin sterben, umgeben von all dieser Trostlosigkeit. Ich will nicht wie sie enden.«
    Es war ihm immer schwergefallen zuzuhören, wenn sie über den Tod sprach. Simon wusste zwar, dass das Ende unausweichlich war – die Chemo schlug einfach nicht an –, aber er war noch nicht bereit für den Moment, da sie ihre Augen für immer schließen würde.
    »Bring mich hier weg, weit weg, irgendwohin, wo es schön ist.« Ihr Körper war mit so viel Morphium vollgepumpt, dass sie noch nicht einmal ihre Augen hatte öffnen können, als sie ihn darum bat.
    Wenige Stunden später, als Tully tief und fest schlief und der Zombie mit der Schere im Auge neben ihm auf dem Boden lag, beschloss Simon, Tullys Wunsch zu erfüllen und sie aus dem Krankenhaus wegzubringen.
    Er brauchte nicht lange, alles vorzubereiten. Er streifte seiner Frau eine Jeans und ein altes T-Shirt über, füllte seinen Rucksack mit Wasserflaschen und Junkfood, wofür er die verlassene Cafeteria plünderte – etwas anderes war dort nicht mehr zu finden –, und schnappte sich einen leeren Seesack aus einer Abstellkammer. Es war die einzige Alternative, um Tully quer durchs halbe Land zu transportieren, denn er wollte kein Auto benutzen. Fahren bedeutete, dass er Straßen und Highways nutzen musste, und das wiederum bedeutete jede Menge Zombies. Nein, Tully hatte sich gewünscht, dass er sie von all dem wegbrachte, und genau das würde er auch tun. Keine Städte, keine Straßen, keine Zivilisation, keine Zombies.
    Bevor er aufbrach, spritzte er ihr eine weitere Dosis Morphium und steckte sie zusammen mit einem ganzen Jahresvorrat des Medikaments, für das er nahezu sämtliche Reserven des Hospitals plünderte, in den Seesack. Er hoffte, dass Tully für die komplette Dauer der Reise weggetreten sein würde, um all das Blutvergießen und den Wahnsinn nicht mit anzusehen.
    Nachdem er sich durch die Stadt gekämpft hatte, hielt er an einem Supermarkt an, um sich mit Konserven einzudecken, hauptsächlich mit Baked Beans, Gemüse und Fleisch. Dann brach er endgültig zu seiner Reise auf und hielt nur noch an, um zu schlafen, sich neue Vorräte zu beschaffen, wenn er durch eine verlassene Stadt zog, oder Tully mit ausreichend Wasser und Schmerzmitteln zu versorgen. Dafür holte er sie gelegentlich aus dem Sack heraus, wenn er sich ganz sicher war, dass wirklich niemand in der Nähe war. Er betete, dass er den Krebs lange genug aufhalten konnte und Tully noch am Leben war, wenn sie ihr Ziel erreichten.
    Und so traf Simon Fletcher, nachdem er mehr Tod gesehen hatte als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben, sechs Monate nach seiner Abreise schließlich in Coober Pedy ein.
    Es war später Nachmittag – zu seiner Rechten ging die Sonne unter, obwohl es noch immer entsetzlich heiß war, und inzwischen war ein leichter Sandsturm aufgezogen. Die Böen peitschten in Simons Gesicht und bohrten sich wie eine Million winziger Nägel in seine Wangen und seine Stirn.
    »Das ist ja ein toller Empfang!«, rief er ironisch. Er stand auf einem kleinen Felsvorsprung, blickte auf die Stadt hinunter und war erschrocken, wie ausgestorben sie wirkte. Er konnte vereinzelte, heruntergekommene Gebäude ausmachen, die meisten mit primitiven Wellblechdächern. Außerdem standen zahlreiche Autos und Lastwagen teilweise mitten auf der Straße herum und setzten Staub an. Simon nahm an, dass die Einwohner diesen gottverdammten Ort bereits vor langer Zeit verlassen hatten oder allesamt tot in irgendeinem unterirdischen Bunker herumlagen.
    Oder vielleicht verstecken sie sich auch und bereiten einen Angriff vor?
    Nein, hier gab es keinerlei Anzeichen für Leben oder Tod.
    Während er die Stadt mit Blicken absuchte, konnte sich Simon beim besten Willen nicht erklären, warum Tully sich gerade nach Coober Pedy so sehr gesehnt hatte. Dieser Flecken Erde war hässlich – Simon fiel kein anderes Wort dafür ein – und es gab fast kein Grün, abgesehen von ein paar Gummibäumen und Akaziensträuchern, die in großen Abständen aus dem kargen Boden herausragten. Die Hügel, Felsen und unzähligen Grubenkrater, welche die Gegend durchzogen, erinnerten ihn an eine Marslandschaft, wirkten dabei aber weitaus weniger einladend. Das einzige Anzeichen für die Existenz der unterirdischen Häuser

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