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Die suesse Rache des Scheichs

Die suesse Rache des Scheichs

Titel: Die suesse Rache des Scheichs
Autoren: Sandra Marton
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Scharfes stach ihn in die Seite. Stöhnen und das Quietschen von geborstenem Metall. Leuchtend rote Flammen, die die Nacht in ein gespenstisches Licht tauchten.
    Salim kam mit einem Ruck zu Bewusstsein. Er hustete und spuckte Salzwasser aus, während der Geruch nach Kerosin ihm in die Nase stieg.
    Wo war er? Was …
    Mit erschreckender Geschwindigkeit kehrte sein Erinnerungsvermögen zurück. Das Flugzeug. Der Sturm. Die ohrenbetäubende Explosion und dann der furchtbare Anblick von Flammen, das beängstigende Gefühl, vom Himmel zu fallen …
    Grace!
    Wo war sie? Er hatte sich über sie geworfen, als die Maschine abstürzte, doch der Aufprall auf das Wasser musste sie auseinandergerissen haben.
    Langsam richtete er sich auf die Knie, schaute sich um. Er befand sich in dem, was vom Rumpf des Flugzeugs übrig geblieben war. Wasser drang von allen Seiten ein. Abgesehen vom Feuerschein war es pechschwarz um ihn herum.
    „Grace“, rief er. „Grace!“
    Sie durfte nicht tot sein. Durfte nicht, durfte nicht, durfte …
    Ein Stöhnen hinter ihm. Salim, der sich immer noch auf den Knien befand, drehte sich um und streckte tastend die Hand aus. Nichts. Verdammt noch mal, nichts – und dann, ja! Seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk.
    „Grace“, seufzte er erleichtert. Sie lebte! In Windeseile schlang er seinen Arm um sie und zog sie an sich. „Grace“, wiederholte er. Schlaff und bewegungslos lag sie in seinen Armen. Salim hatte keine Ahnung, wie schwer verletzt sie war, doch darum konnte er sich jetzt sowieso nicht kümmern. Er musste sie beide hier rausbringen.
    Das Wrack würde bald untergehen.
    Das Wasser reichte ihm bereits bis zur Taille.
    „Halte durch“, flüsterte er, obwohl er wusste, dass Grace ihn nicht hörte. Sie fest an sich pressend, watete er bis zu dem riesigen Loch im Rumpf des Flugzeugs herüber. Im ersterbenden Flammenschein des Feuers erkannte er gerade noch einen Streifen des Nachthimmels. Alles andere war tobendes schwarzes Meerwasser.
    Es galt, keine Zeit zu verschwenden. Noch ein paar Sekunden, und das eindringende Wasser würde das Wrack in die Tiefe reißen.
    Salim schleuderte seine Schuhe fort, drückte Graces Gesicht gegen seine Schulter, verstärkte den Griff um sie und kämpfte sich in die Nacht hinaus. Er bekam Salzwasser in den Mund, hustete und spuckte es mühsam wieder aus. Der Ozean war beinahe wie ein Lebewesen, das ihn zu überwältigen und ihm Grace zu entreißen drohte.
    Er hielt sie noch fester. Mit nur einem Arm glitt er durch die Wellen, die sich turmhoch vor ihm aufzubauen schienen.
    Sie mussten sich so schnell wie möglich von dem Wrack entfernen, ehe sie von dem Strudel mit in die Tiefe gerissen wurden.
    Er schwamm mit einem Arm, Grace fest umklammert. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Das Flackern der Flammen lag jetzt hinter ihnen, doch er drehte sich nicht um, verharrte nicht. Er erschauerte und wisperte ein schnelles Gebet für die verlorenen Seelen seiner Crew.
    Und schwamm immer weiter.
    Irgendwann spürte er, wie sich tiefe Erschöpfung in ihm ausbreitete. Jeder Muskel schmerzte. Grace rührte sich nicht, und er konnte immer noch nicht nachschauen, ob sie verletzt war. Wie leicht wäre es, einfach aufzugeben. Er könnte die Umarmung des Pazifiks wie die einer Geliebten annehmen, die ihm Ruhe und Frieden brachte.
    „Nein!“ Salim schrie das Wort in die Dunkelheit und gegen das Tosen der Wellen hinaus. „Nein“, wiederholte er energisch und hauchte einen Kuss auf Graces kühle Wange.
    Er würde nicht aufgeben. Er war ein Kämpfer, war es schon immer gewesen. Vielleicht stimmte es tatsächlich, dass ein Mensch in den letzten Minuten alle Stationen seines Lebens an sich vorbeiziehen sah.
    Jedenfalls sah er den kleinen Jungen vor sich, der er einst gewesen war, zum Scheich geboren und dennoch besiegt vom blutigen Bürgerkrieg – ein Junge, der in der Kargheit der Wüste aufgewachsen war. Er kannte das Gefühl eines leeren Magens ganz genau, wusste, was es hieß, quälenden Durst zu leiden und die eiskalten Nächte der Wüste ertragen zu müssen. Als die Feinde seines Vaters versuchten, ihn umzubringen, musste er buchstäblich um sein Leben kämpfen.
    Und er hatte überlebt.
    Die Wellen waren hoch, der Wind heftig. Der Sturm, der sich kurz gelegt hatte, kehrte mit aller Macht zurück. Regen prasselte auf sie nieder, Blitze erhellten den Himmel.
    Und in dem gleißenden Licht sah er …
    Etwas. Etwas, das auf sie zutrieb.
    Sein Herz begann zu rasen. Ein Hai?
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