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Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Raum hinter einer Glasscheibe. Was war denn das? Das konnte doch nur eine Sinnestäuschung sein! Die Kritzeleien, die Maria mit dem Schminkstift auf der Wand der Kammer hinterlassen hatte, bewegten sich im Spiegelbild. Der Strich-Hase, der Rackiné darstellen sollte, marschierte im Spiegelbild auf und ab. Ein gekritzelter Stern wurde größer und kleiner, als wolle er blinken, und eine Blume bewegte sich in einem unsichtbaren Wind. Maria drehte sich um und studierte nun wieder die echten Kritzeleien. Die taten, was sie tun sollten: also nichts. Wieder ein Blick in den Spiegel. Der Strich-Hase sprang auf und ab. War das komisch! Maria zweifelte an ihrem Verstand.
    Außerhalb der Spiegelfonkammer wurde es lauter. Das Heer von Amuylett war eingetroffen und nun formierten sich Soldaten, Zauberer und Gespenster für die Schlacht. Maria hörte Schüsse: Glasscheiben zersplitterten, Verschiedenes knallte und krachte außerhalb der Spiegelfonkammer in Mauern und Böden. Dann hörte Maria eine Explosion und noch lauteres Geschrei. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kammer im allgemeinen Kampfgetümmel zerschlagen würde.
    Maria starrte wieder in den Spiegel. Hinter dem Mädchen, das eigentlich auch Maria war, glaubte sie einen Schatten zu erkennen, der sich hin- und herbewegte. Er trug etwas in den Händen. Was war das nur? Maria beugte sich so weit vor, dass sie gar nicht merkte, wie ihre Nase das Spiegelglas berührte oder vielmehr: nicht berührte. Denn da war keine Berührung. Die Nase glitt durch den Spiegel hindurch und ebenso taten es Marias Augen, die der Nase folgten. Kaum hatte sie ihr halbes Gesicht in den Spiegel hineingesteckt, konnte sie die Welt darin viel besser erkennen. Der Schatten gehörte dem kleinen Affen in Uniform, den Maria so oft in Gedanken durch ihren Kopf schickte, damit er Wissen heranschleppte, das am Ende doch nichts taugte. Und lagen da nicht dieselben Bücherstapel, die Maria erst gestern auf der Suche nach einer auswendig gelernten Formel durchsucht hatte? Vergeblich, natürlich. Hätte es Maria nicht besser gewusst, so hätte sie geglaubt, dass sie gerade in ihren eigenen Kopf hineinschaute. In die Gedanken und die Bilder, die normalerweise darin herumgeisterten.
    Ein mächtiger Schlag brachte die Spiegelfonkammer zum Wackeln. Ein weiterer ließ sie kippen. Maria holte ihren Kopf aus dem Spiegel, da sie merkte, wie sich die ganze Kammer drehte und sie selbst das Gleichgewicht verlor. Jemand brüllte sehr laut, das Blatt einer Axt wurde in die Decke der Kammer gerammt (die gerade dabei war, zur Seitenwand zu werden) und Marias Nerven drohten sich in einem lauten Schreikrampf zu entladen. Doch das Mädchen im Spiegel glotzte nur. Das war der Moment, in dem Maria eine Eingebung hatte: Mit dem Kopf voran kletterte sie in den Spiegel der Spiegelfonkammer, der keinen Widerstand bot. Als ihre Ohren auf der anderen Seite waren, wurde es wunderbar still. Und als es ihr gelungen war, mitsamt ihren Armen und Beinen hineinzupurzeln in die Dunkelheit jenseits des Spiegels, erfüllte sie ein unermesslicher Frieden. Hier war sie genau das Mädchen, das sie im Spiegel gesehen hatte: eine Maria, die keine Angst hatte und vom Lärm, der in Sumpfloch herrschte, unberührt blieb.
    Maria war in Sicherheit. Sie steckte jetzt in ihrem eigenen Kopf, in ihren Träumen und ihren Gedanken. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte Maria so ein Gefühl gehabt: das Gefühl, dass in ihrem Kopf alles an der richtigen Stelle war und sie sich glänzend darin zurechtfand. Im Inneren des Spiegels hatte alles seine Ordnung. Zumindest für so ein verwirrtes Mädchen, wie Maria eines war.
     
    Lisandra machte sich große Vorwürfe. Hätte sie ihren Mund gehalten, so wie es der Soldat von ihr verlangt hatte, dann säße Maria noch neben ihr. Aber nein, sie hatte ja unbedingt mit Thuna flüstern müssen, bis es zu spät gewesen war.
    „Wenn sie ihr bloß nichts getan haben“, murmelte Lisandra bestimmt schon zum hundertsten Mal. Sie raufte sich die Haare, sie rieb sich das Gesicht, sie trat ungeduldig mit dem Fuß auf. Doch es half alles nichts. Sie konnte nur hier sitzen und warten. Sie wagte es nicht mal, mit Thuna ein Gespräch über Marias Verschleppung zu führen. Sonst würde ihr Thuna am Ende auch noch entrissen werden. Es war aber auch gar nicht nötig, mit Thuna zu sprechen. Lisandra musste nur in Thunas Augen sehen, um zu wissen, dass sie das Gleiche dachte wie sie: Hoffentlich geht das alles gut aus!
    Dann

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