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Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Vultur. „Komm mit!“
    Der Knochen sprach und bewegte sich stets, als hätte er einen Stock verschluckt. Einen langen, spitzen Stock. Er hatte etwas Steifes an sich und zeigte normalerweise keine Gefühlsregungen. Wenn er also wie jetzt am Fahrstuhl wartete und Viego Vandalez eifrig aufforderte, ihm zu folgen, so sprach das für außergewöhnliche Neuigkeiten.
    Die Räume, die Duhm Vultur bewohnte, waren karg eingerichtet. Ein Tisch und ein paar alte, schiefe Stühle waren fast alles, was im Wohnzimmer herumstand. Duhm hatte den Tisch am Fenster platziert und mit einer Blumenvase geschmückt, in der nie Blumen standen. Er war unbedarft in den alltäglichen Dingen und diese armselige Blumenvase, mit der er sein Wohnzimmer menschlicher und gemütlicher zu machen versuchte, fand Viego jedes Mal aufs Neue rührend.
    „Setz dich“, sagte Duhm und rückte sich selbst einen Stuhl zurecht, auf dem er umständlich Platz nahm. Denn der Knochen war groß und hager und musste sich fast zusammenfalten, um auf einem gewöhnlichen Stuhl sein Gleichgewicht zu finden.
    „Gerne“, erwiderte Viego und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
    Duhm hatte kein Licht angemacht. Zwar sah man in der Ferne, wie der Himmel heller wurde, da die Sonne in einer guten Stunde aufgehen würde, doch im Zimmer selbst war es finster. Viego machte das nichts aus, denn er konnte gut sehen in der Nacht und verließ sich auch viel auf seine Nase. Vielleicht war das eine der Gemeinsamkeiten, die ihn mit Duhm Vultur verband: Sie fühlten sich beide im Dunkeln wohl.
    „Bevor wir über deine wichtige Sache sprechen“, begann Viego, „möchte ich noch wissen, wie es der Schülerin Berry Lapsinth-Water geht. Sie müsste vor einer Woche hier eingetroffen sein.“
    „Ja, die Beamten lieferten sie hier ab wie eine Schwerverbrecherin. Bevor das Verhör stattfindet, soll sie in Arrest bleiben. Ich habe sie im Westhaus einquartiert.“
    „In den Operationssälen?“
    „Nun, ich dachte, wenn sie schon eingesperrt ist, soll sie wenigstens Platz haben.“
    Viego dachte an die riesigen Räume im Westhaus, die angeblich vor langer Zeit einmal dazu gedient hatten, Operationen an Geisteskranken durchzuführen. In Wände, Böden und Decken waren seltsame Apparaturen eingelassen, die sich nicht entfernen ließen. Alles in allem waren die Räume nutzlos, es sei denn, man hielt dort ein großes Matschkürbis-Turnier ab.
    „Das Wichtigste ist, dass sie gut bewacht wird!“, sagte Viego. „Sie hat Feinde.“
    „Und wie sie bewacht ist! Vor allem, weil ich keinen Ärger mit der Regierung haben will. Die befürchten, dass sie von den Gangsterfreunden ihrer Eltern befreit werden könnte.“
    „Wann soll das Verhör stattfinden?“
    „In fünf Tagen, wenn es nicht noch mal verschoben wird.“
    „Hm, das ist knapp.“
    „Knapp wofür?“, fragte der Knochen.
    Viego antwortete nicht und der Knochen fragte nicht weiter. Schweigend saßen sie da, jeder vor sich hinstarrend in einer fast unwirklichen Stille, bis der Knochen schließlich sagte:
    „Sommerferien.“
    Viego lachte tief und knurrend.
    „Ja, Sommerferien. Überall sprießt das Leben, aber diese Schule gleicht einem Friedhof. Das war schon immer so. Selbst das verlassene Sumpfloch wirkt in diesen Tagen wie ein Jahrmarkt gegen Finsterpfahl.“
    „Wie hältst du es bloß aus in Sumpflochs feuchten, fauligen Mauern? Wann folgst du endlich meiner Einladung und wirst Lehrer in Finsterpfahl? Ich mache dich zum stellvertretenden Direktor, das Angebot steht!“
    „So weit ist es noch lange nicht, Duhm. Aber du wolltest mir etwas Wichtiges erzählen. Worum geht es?“
    Der Knochen richtete sich auf. Im Sitzen war der alte Mann größer als viele Leute im Stehen. Er faltete nun seine knochigen Finger auf dem Tisch und wirkte noch steifer als sonst.
    „Pass auf!“, sagte er. „Du weißt, ich habe vergeblich nach den Lilienpapieren gesucht. Grindgürtel soll einen Teil haben, aber mit dem kann er nicht viel anfangen. Ein Teil ging im Krieg verloren und der dritte und bedeutendste Teil dürfte in die Hände der Cruda gelangt sein, die wir fürchten. Dass jemals eine Abschrift gemacht wurde, wird bezweifelt, aber ich habe nie aufgehört, nach so einer Möglichkeit zu suchen. Nun bin ich auf eine interessante Spur gestoßen!“
    „Eine Spur?“, fragte Viego gespannt. „Lass hören!“
    „Du kennst doch diese Geschichte vom blinden Sternenforscher, der auf dem Einsamen Stein leben soll …“
    „Eine Legende“, sagte

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