Die Supermarkt-Lüge
Tiere, die unter Stress leiden und dazu natürlich Futter für alle Lebensphasen vom Jungtier bis zum »Senior«.
Bei so viel kombiniertem wissenschaftlichem Know-how kann doch nichts schief gehen?
Nun, im Jahr 2007 wurden in den USA Produkte von Dutzenden von Tierfuttermarken zurückgerufen, darunter auch Eukanuba und Royal Canin. Das Futter war mit Melamin verseucht, genauer gesagt, das im Futter enthaltene Weizengluten war mit der Chemikalie gestreckt worden, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen. Haustiere starben an Nierenversagen.
Mit der Chemikalie Melamin hat im Alltag jeder zu tun. Sie wird zu Kunstharzen, etwa für Kindergeschirr, zu Schallschutzplatten oder Polstern im Kinositz verarbeitet oder dient als Tränkharz zur Verklebung von Dekorpapieren auf Spanplatten. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Stoffe ihren Weg in unsere Nahrung finden â unsere Nahrung, nicht »nur« die der Haustiere, denn ein Jahr später kam es zu einem Skandal, weil Melamin auch in Milch für den menschlichen Konsum gefunden wurde.
Die Lebensmittelindustrie tut solche Vorkommnisse gern als tragische Einzelfälle ab. Leider besteht jedoch auch das Haustierleben aus einer Reihe von solchen Einzelfällen. So wurde 2006 Royal Canin aus amerikanischer und kanadischer Produktion wegen einer Ãberdosis Vitamin D3 aus dem Verkehr gezogen. Bei Mensch wie Haustier führt die Ãberdosis Vitamin D zu einem erhöhten Calciumspiegel im Blut und letztlich zur Schädigung der Nieren. Im Mai 2012 wurde Purina-Katzenfutter in den USA wegen Thiaminmangels auf Wunsch des Herstellers Nestlé vom Markt genommen, Trockenfutter derselben Marke wurde im Juni 2007 wegen »potentieller Gesundheitsrisiken« zurückgerufen. Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Wer sich genauer für das Thema interessiert, kann auf der Website der amerikanischen Nahrungsmittelaufsichtsbehörde Food and Drugs AdminisÂtration (www.fda.gov) nach »pet food recall« suchen.
Auch wenn die hier angesprochenen Fälle die USA betreffen, kann der Verbraucher angesichts der Vielzahl von Rückrufen nicht davon ausgehen, dass dieselben Unternehmen in Europa wesentlich sorgfältiger arbeiten. Wahrscheinlich ist, dass die Unternehmen wegen der gröÃeren haftungsrechtlichen Risiken in den USA an einer schnelleren Information von staatlichen Stellen und Verbrauchern interessiert sind.
Vor einem deutschen Gericht dürfte der Versuch eines kausalen Nachweises, dass ein Haustier von einem speziellen Nahrungsmittel getötet wurde oder eine gesundheitÂliche Schädigung erlitten hat, jedenfalls zu einem höchst kostspieligen Duell der Gutachter ausarten.
Kritiker der industriellen Haustierernährung heben hervor, dass Katzen durch Trockenfutter an den Harnwegen oder den Nieren erkranken können. Katzen trinken nämlich meist zu wenig für eine reine Trockenfütterung. Zudem können die angesprochenen Appetitfaktoren dazu führen, dass Tiere mit vermeintlichem HeiÃhunger über ihre Nahrung herfallen. Wer dies nicht streng dosiert, Âriskiert, dass sein Vierbeiner schnell Ãbergewicht hat.
Auch Tiere können an Allergien leiden. Der Nahrungsmix, die enthaltenen Zusatzstoffe und Appetitfaktoren sind mögliche Ursachen dafür, die bei den Tieren zu Krankheitsbildern wie Durchfall, Erbrechen oder Entzündungskrankheiten des Darmtrakts führen können.
Ein wenig diskutierter Punkt ist, dass Tierfutter, bevor es für den Verkauf zugelassen wird, natürlich auch an Tieren getestet wird. Das gilt zwangsläufig auch für Futter, das sich im Test dann als fehlerhaft oder nicht artgerecht erweist. So wurde zum Beispiel in Studien untermauert, dass Hundefutter Hauskatzen erkranken lässt. Den Pelztieren wurde so viel artfremdes Futter verabreicht, dass sie erblindeten.
Wer gegen Tierversuche bei der Entwicklung von Medikamenten und Kosmetika ist, der müsste eigentlich auch Tierversuchen für Tierfutter skeptisch gegenüberstehen.
! Tipp für Hunde- und Katzenbesitzer:
Und was kann man jetzt im Tierfutterregal noch kaufen? Rechnen Sie beim nächsten Nassfuttereinkauf den Packungspreis auf Kilogramm um. Der Preis der vermeintlich besseren Sorte liegt für Hunde- und Katzenfutter derzeit bei 5,00 bis 8,20 Euro. Dafür bekommen Sie an der Fleischtheke auch frische Ware oder können beim Metzger die weniger beliebten Stücke
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