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Die Supermarkt-Lüge

Die Supermarkt-Lüge

Titel: Die Supermarkt-Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Zipprick
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Verdächtigen«, namentlich Procter & Gamble, Nestlé, Masterfoods und Colgate-Palmolive. Zu Nestlé gehören etwa Purina, Beneful oder ProPlan, Masterfoods (Mars) vermarktet Royal Canin, Cesar, Sheba und viele mehr, Procter & Gamble hingegen Eukanuba. Einige dieser Firmennamen verbinden Sie eher mit Seife als mit ­Essen? Abwegig ist das nicht, denn woraus wird Seife denn ursprünglich gekocht? Aus Fetten und Ölen, jedoch auch aus tierischen Fetten wie Talg und Schmalz, die beim Schlachten anfallen.
    Die genannten Unternehmen haben eine Nahrungskette aufgebaut, in der das Tier bekommt, was der Mensch partout nicht (fr)essen will: Haut, Euter, Köpfe, Hufe, ­Augen, Lungen, Vorderzehen …
    Was genau steckt also im Tierfutter? Vereinfacht gesagt werden für Trockenfutter pflanzliche Materialien wie Reis oder billiges Getreide mit Schlachtabfällen und/oder Geflügelmehl, Tierfett, Maiskleberfutter, Pflanzenpro­teinisolat, hydrolisiertes tierisches Eiweiß, Fischöl und Sojamehl zu einem Brei vermischt, der in einen sogenannten Extruder wandert. Ein solcher wurde schon vor über 100 Jahren in der Kautschuk verarbeitenden Industrie genutzt und presst noch heute dickflüssige Massen unter hohem Druck und hoher Temperatur aus einer formgebenden Öffnung heraus. In Extrudern kann mit einer Temperatur von bis zu 300 Grad Celsius gearbeitet werden, wobei die Temperaturen für Tierfutter in der Regel weit niedriger liegen. Dennoch wird das Futter bei der Verarbeitung gleichzeitig entkeimt.
    Zahlreiche Nahrungsmittel für den menschlichen Verzehr, von Erdnussflips über Reiscrispies bis Fleischersatz werden übrigens auch im Extruder erhitzt.
    Zur Herstellung von Nassfutter werden die erwähnten Grundbestandteile mit Zusatzstoffen gemischt. Ein spezieller Extruder formt die vermeintlichen »Fleischbrocken«. Die Mischung wird gekocht und eingedost, manchmal erfolgt der Kochvorgang auch direkt in der Dose.
    Dem Futter werden diverse Vitamine, Mineralstoffe, Konservierungsstoffe und Aminosäuren zugegeben. Hunde- und Katzenfutter enthalten die Aminosäure Lysin, in Katzenfutter ist die Aminosulfonsäure Taurin enthalten. Katzen können ausreichend Taurin nicht biosynthesieren (also im eigenen Körper herstellen), benötigen jedoch eine recht große Menge dieser Substanz. Taurinmangel bei Katzen hat schwere Auswirkungen wie Herzmuskelschwäche und Schwächung des Immunsystems.
    Grundsätzlich ist gegen die Verfütterung von Schlachtabfällen nichts einzuwenden; niemand wird verlangen, dass Hund und Katze nur Rinderfilet vorgesetzt bekommen.
    Nur: In der Werbung sieht das anders aus. Auf der ­Packung ebenfalls. Auch der Preis entspricht eigentlich nicht dem Mix aus Soja, Getreide, Fleischabfällen, Zusatzstoffen und Aromen.
    Woher kommt es, dass Tiere, die doch mit einer empfindlichen Nase ausgestatten sind, begierig den grau-braunen Schleim auflecken und heißhungrig undefinierbare Brocken in sich reinstopfen?
    Das liegt an den sogenannten Appetitfaktoren . Um beispielsweise den Appetit der Katzen anzustacheln, werden Trisodium-Pyrophosphat und Aromen unter das ­Futter gemischt.
    Weltmarktführer von solcherlei Mixturen ist ein französisches Unternehmen namens Diana. Es hat 1.500 Mitarbeiter in 22 Ländern und setzte im Jahr 2011 rund 392 Millionen Euro um.
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    Diana hat ein Tochterunternehmen namens Cap Dia na , das sich um die menschliche Ernährung kümmert. Es beliefert sowohl die Lebensmittelindustrie als auch Restaurants. Profiköche und Food Designer beziehen von Diana Saucen, Jus, Marinaden, Flüssigwürzmischungen und diverse Zubereitungen. Da ist es nicht weiter erstaunlich, dass dieses Unternehmen über eine Pariser Stiftung die Entwicklung der zusatzstoff­reichen Molekularküche finanziell fördert.
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    Auch Konsumenten, die bei Lebensmitteln für sich selbst eher sparsam sind, gönnen ihren Haustieren gern etwas vermeintlich Gutes, sprich Teures. Damit verbunden ist die Hoffnung auf ein langes, glückliches Leben der Vierbeiner. Und da selbst Züchter und Tierärzte Fertigfutter empfehlen – meist Purina oder Royal Canin – vertraut der Kunde natürlich doppelt auf all die damit verbundenen Versprechungen. Es gibt Spezialnahrung für Katzen mit Diabetes und für Hunde mit Herzkrankheiten, Trockenfutter zur Gewichtsreduktion, Futter für

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