Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können
zwischen Raucharomastoffen (zum Räuchern), und Aromaextrakten (ätherischen Ölen) unterschieden.
Etliche Aromastoffe, die etwa von Pflanzen zur Abschreckung gegen Feinde synthetisiert werden, unterliegen Beschränkungen bezüglich der verwendbaren Konzentrationen. Ist auch verständlich, pflanzliche Alkaloide und andere Substanzen können in hohen Konzentrationen giftig sein. Für bestimmte Pflanzenstoffe gibt es Beschränkungen, so zum Beispiel für Chinin, Coffein, Aloin, Hypericin oder Safrol.
Auf den Geschmack gekommen…
…ist die Lebensmittelindustrie, seit sich herausstellt, dass Vertriebserfolge nicht nur von Duft-, sondern auch von Geschmacksknospen in Rachen und Mundraum gesteuert werden. Transportmittel für den Einsatz von Verführungsgiften sind fast immer zwei Nahrungsbestandteile:
Salz
Zucker
An sie heften die Produzenten ihre geschmacksbetörenden Toxine an. Salz ist chemisch Natriumchlorid, der Mineralstoff Natrium bildet– zusammen mit Kalium– in unserem Körper Billionen mikroskopisch winziger Pumpen, die Nährstoffe aus der extrazellulären Flüssigkeit (außerhalb der Zellen) in die Zellen hineinpumpen bzw. Zellmüll und Schadstoffe aus Zellen abtransportieren. Deshalb ist Natrium lebensnotwendig. Und eben deshalb sind Geschmacksknospen besonders für Salziges empfänglich.
Hauptbestandteil von Zucker ist Glukose, die kleinste Einheit der Kohlenhydrate. Glukose schmeckt süß und ist aus diesem Grund Leben spendendes Lebensmittel. Babys saugen deshalb an der Brust ihrer Mutter, weil das Kolostrum, die Muttermilch der ersten Tage, so glukosereich ist und daher so süß schmeckt. Kühe auf der Weide käuen so lange das Gras wieder, bis es mit Hilfe von Verdauungsenzymen zu Glukose zersetzt ist und deshalb süß schmeckt. Diese Eigenschaft unverzichtbarer Nahrungsmittel nutzen die Lebensmittelproduzenten als Basis für immer raffiniertere Geschmacksmischungen aus den Laborretorten. Nahezu alles, was sich in Supermärkten gut verkauft, ist entweder süß, salzig oder beides zusammen– außerdem mit irgendwelchen Geschmacksverstärkern angereichert und aufgepeppt.
Unsere Nahrung: Ein Festival der Giftstoffe
So eine Fleischbrühe muss duften, schmecken, eine schöne Farbe haben und besonders würzig sein. An der Komposition dieser Substanzen arbeiten Chemielabore oft jahrelang. Ist dann endlich die ideale Zusammensetzung gefunden, hat das Lebensmittel in den Regalen der Supermärkte keinen Gegner zu fürchten. Irgendwann hat sich die Marke im Geschmacksgedächtnis des Konsumenten etabliert. Spätestens jetzt klingeln die Kassen– nicht selten auf Kosten der Gesundheit der Verbraucher.
Das Geschäft mit Aromen und Essenzen blüht, kaum ein Produkt in den Regalen von Lidl, Rewe oder Tengelmann, das frei ist von künstlichen Zutaten. Dafür sorgen schon die Anbieter aus dem fernen Asien, die den Weltmarkt mit immer neuen Geschmacksideen verwöhnen, Essenznuancen, von denen selbst die Natur nur träumen kann. An der University of Southern California in La Jolla haben Wissenschaftler einen interessanten Versuch unternommen. Sie haben auf einer Wiese auf ihrem Campus natürlich gesüßten Vanillepudding auf einem Brettchen ausgelegt, und nur wenige Meter entfernt eine ebensolche Schale mit Vanillepudding, der hoch konzentriert mit chemischen Duft-, Geschmacks-, Farb- oder Konservierungsstoffen verseucht war. Anschließend haben sie nur noch abgewartet, wie die Ameisen auf das neue Futter reagierten. Die stürzten sich alle auf den Giftpudding, den natürlich gesüßten Pudding ließen sie links liegen. Der hat nicht so gut geschmeckt. Das Fazit der Wissenschaftler: » Wir Menschen lassen uns von den raffinierten Giftmischern ebenso leicht verführen wie die Ameisen, die ansonsten eigentlich recht intelligente Lebewesen sind.«
Aromen und Essenzen sind in der Regel wasserhell bis leicht gelblich und hitze- bzw. lagerbeständig– ein Umstand, auf den die Lebensmittelindustrie Wert legt. Mehrfruchtmarmelade eines Großkonzerns soll schließlich lange halten, nach Möglichkeit monate- oder gar jahrelang– auf jeden Fall viel länger als die liebevoll eingemachte Marmelade in Omas Einweckglas. Bedauerlich ist, dass die Würz- und Aromaattacken auf unsere Nahrungsmittel inzwischen auch den ökologischen Lebensmittelhandel erreicht haben– wohl auch eine Folge der Bioketten, die mehr und mehr marktbeherrschend werden. Dabei spielt eine Rolle, dass ein erheblicher Anteil der bei uns erhältlichen
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