Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können
und Schadstoffe zugesetzt, um sie am Ende in die Verpackungs- und Vertriebsnormen der Supermarktketten pressen zu können.
Alle in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel unterliegen gesetzlichen Verordnungen, die in insgesamt sieben Bänden aufgelistet sind:
Ackerbau
Gemüse- und Obstbau
Weinbau
Forst
Vorratsschutz
Pflanzenschutzgeräte
Haus- und Kleingartenbereich
In Deutschland ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zuständig. Der Gesetzgeber führt den Kampf gegen Gifte und für unsere Gesundheit mit enormem Engagement. Was den Schutz gegen Umweltgifte so schwierig gestaltet, ist die Tatsache, dass viele pflanzliche Konsumprodukte aus Fremdländern nur mangelhaft kontrolliert den Verbraucher erreichen. Und dass die Natur in Millionen Jahren eine unvorstellbare Vielfalt von Schädlingen herangezüchtet hat, die freilich allesamt ebenfalls ihre Daseinsberechtigung auf dem Paradies Erde haben. Im Pflanzenschutzmittelverzeichnis sind aufgeführt:
Insektizide
Darunter verstehen die Experten in Lebensmittelproduktion und -handel vor allem tödliche Mittel gegen Tausende und Abertausende unserer kleinen und winzigen Freunde in der Natur, wie Insekten, Raupen, Larven, Käfer, Pilze und andere Kleinstlebewesen. Ist doch ganz klar, dass die gefräßig sind, sie wollen ja– ihrem genetischen Auftrag entsprechend– ebenfalls leben und sich fortpflanzen. Giftproduzenten entwickeln zahlreiche neue Toxine, wie Carbamate, Alkenylester, Prydylmethylamine oder Chlorkohlenwasserstoffe, und besprühen damit wunderschöne Goldkäfer, Würmer oder Ameisen, die es auf der Erde schon seit Jahrmilliarden gibt, um herauszufinden, wie schnell sie zerfressen werden und sterben. Das Motto der Umweltkiller: » Damit bereiten wir den Menschen eine große Freude, denn wir sichern ihre Ernährung durch gesund wachsende Pflanzen.«
Herbizide
Von diesen hochgiftigen Substanzen werden in Deutschland jährlich mehr als 20 000 Tonnen über unsere schönen Felder und Wälder versprüht. Der Hintergedanke dabei: Nicht jede Pflanze hat ein Recht zu existieren, Unkraut schon gleich gar nicht. Enthaltene Toxine sind tückische heterozyklische Verbindungen, Nitroverbindungen, Karbonsäurederivate und andere. Sie hemmen oder unterbinden zum Beispiel das Pflanzenwachstum oder die Photosynthese von Pflanzen, die zu den großartigsten Entwicklungen der Natur zählt, nämlich das Anzapfen von Sonnenstrahlen, um mit Hilfe dieser Photonenenergie organisches Leben zu erzeugen.
BASF: Käfer haben keine Chance
Auf der Rice Expo 2010 in Cabanatuan City bei Manila (Philippinen), Treffpunkt internationaler Reismakler, hatten Insektenfeinde wieder mal ihren großen Auftritt. Die Firma SyngentaAgro mit Sitz in Maintal (weltweit 24 000 Mitarbeiter in 90 Ländern) stellte einen neuen Pilzkiller vor: Armure 300 EC, der Reiserträge um bis zu 20 Prozent aufbessern kann – abhängig davon freilich, wie viel unschuldige Kleinstlebewesen auf den Feldern beseitigt werden.
Gleichzeitig stellte Syngenta auf Messeständen das neue Weinbau-Fungizid Pergado vor. Laut Pressebericht führte dies zu anregenden Gesprächen und überdies wohl auch zu guter Laune, denn der neu entwickelte Giftstoff Mandipropamid wächst auf Blatt und Beeren gleich mit.
Das neue Reis-Fungizid Armure wird nur zweimal pro Erntesaison versprüht, das erste Mal 30 bis 45 Tage nach Ausbringung der Samen, das zweite Mal 60 bis 75 Tage danach. Das reicht, um so ziemlich alles Leben rund um die Reispflanze zu zerstören.
Der im kanadischen Mississauga beheimatete BASF-Ableger hat ebenfalls reichlich Anlass zur Freude. Die deutsche Konzerntochter bietet » Heat« an, ein neues sogenanntes Gruppe 14 -Breitband-Herbizid, das nach Firmenangaben alles verbrennt, was Glyphosat noch am Leben gelassen hat. Zur Erläuterung: Glyphosat ist Hauptbestandteil von Roundup, dem weltweit mit Abstand größtem Schädlingsvernichter der US-Firma Monsanto. Das BASF-Chemikum wird untergemischt, es erhöht die tödliche Wirkstoffkonzentration anderer Herbizide.
BASF-Manager Chris Vander Kant verkündet stolz: » Heat wirkt schnell, aggressiv und anhaltend.« Es vernichtet Unkraut in Plantagen für Weizen, Hafer, Malz, Durum, Mais, Kichererbsen, Linsen und Soja. US-Großlandwirte haben das Herbizid in der Prärie schon ausprobiert: » Es wirkt innerhalb vier Tagen, besonders gut gegen bislang widerstandsfähiges Unkraut.«
Fungizide
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