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Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können

Titel: Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Mengen gefördert und vergiftet allmählich unsere Erde. Pro Jahr werden ungefähr fünf Billionen Liter dieser hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen bestehenden Substanz gefördert. Bei der Förderung fallen Millionen Tonnen radioaktiv und anderweitig verseuchter Rückstände an, wie Radium und Polonium, aber auch Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Quecksilber. Fast alle wichtigen Grundchemikalien werden heute aus Rohöl gewonnen, wie zum Beispiel Toluol, Propen, Ethen, Xylol, Benzol oder Butadien, die für sich allein allesamt schadstoffhaltig sind. Die Petrochemie und weltweit operierende Chemiegiganten wie BASF, Bayer, Sunoco oder Dow Chemical erzeugen daraus Einzelprodukte, deren Toxizität sich teilweise noch potenziert.
    Besonders beliebt bei Produzenten von chemisch strukturierten Haushalts- und Bedarfsgegenständen ist Bisphenol A (BPA). Das Molekül ist eine Verbindung von Disphenylmethan und anderen Derivaten, aufgrund seiner Dichte, Löslichkeit, seines Schmelz- und Siedepunkts ein optimaler Ausgangsstoff für polymere Kunststoffe und weitere Chemietoxine wie Polysulfone, Polyester, Polycarbonate oder Epoxidharze. Was die Natur vor Milliarden Jahren in Schiefer- oder Sandgestein eingelagert hat, was Ewigkeiten lang unberührt war, landet schließlich in Form von Haushalts-, Bedarfs- oder Alltagsgegenständen in unseren Wohnungen, Kellern, Garagen oder Gärten:
CDs und DVDs
Farben
Klebstoffe
Kassenzettel aus Thermopapier
Spielzeug
Babyschnuller und -fläschchen
Konservendosen
Lebensmittelverpackungen
Limoflaschen
Picknick-Plastikschüsseln
Kosmetikbehälter
Fahrradgriffe
Zahnbürsten
Luftmatratzen
Handys
Gießkannen
Motorradhelme
Zeltplanen
Milchtüten
Computer- und Radiogehäuse
Autoteile
Thermosflaschen
Mülltüten
Und zehntausend andere Produkte aus unserer Umgebung
    Aus all diesen Gegenständen kann sich der unheilbringende Stoff lösen, Erdreich, Atemluft, Flüsse, Seen und Meere belasten. Bisphenol A gehört mit einer Jahresproduktion von derzeit 4 , 2 Millionen Tonnen zu den am meisten produzierten Schadstoffchemikalien. Weil der Bedarf an Kunststoffgegenständen weiterhin ungebremst steigt, rechnen Experten damit, dass sich die Bisphenol A-Produktion bis zum Jahr 2020 verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht. Weil Bisphenol A aus Alltagsgegenständen ausdünstet, ist unser Duschwasser oder die Atemluft ebenso belastet wie Kartoffelsalat oder Mehrfruchtnektar aus Bisphenol A-verseuchten Verpackungen. Wir können uns diesem Gift nicht entziehen. Allergologen und andere Wissenschaftler an Universitätskliniken wissen längst, dass mehr als 90 Prozent aller Deutschen ständig Bisphenol A im Urin haben. Die Freisetzung des Gifts wird vor allem durch Wärme, Erhitzen, Säure oder Laugen beschleunigt. Kinder sind am meisten betroffen. Wer seine Kunststoffwaschschüsseln oder Garteneimer mit kochendem Wasser ausspült, setzt Bisphenol A mit einer bis zu hundert Mal höheren Rate frei, saugt mit jedem Atemzug Schadstoffmoleküle tief in seine Lungen.
    Auf dem Weg zum Alltagsgift
Auf der Suche nach einem Ersatzmedikament für das natürliche Östrogen entdeckten die Londoner Biochemiker Wilfried Lawson und Edward Dodds 1936 in Bisphenol A Spuren dieses Hormons. Weil Östrogen bis zu diesem Zeitpunkt aufwändig aus dem Urin schwangerer Stuten aufbereitet werden musste, schien der Weg für eine chemische Massenproduktion frei. Doch die Hoffnungen, aus Bisphenol A einen therapeutischen Segensbringer zu gewinnen, wurden enttäuscht. Denn schon bald wurden andere leistungsfähigere synthetische Östrogene auf den Markt gebracht, wie zum Beispiel Diethylstilbestrol, das freilich noch giftiger sein kann als Bisphenol A.
Nachdem Laborwissenschaftler herausgefunden hatten, wie vielfältig sich Bisphenol A verändern und verwendet werden kann, begann auch schon gleich der Siegeszug dieser Petrochemikalie. So mancher umweltbewusste Biochemiker schlug schon vor Jahrzehnten Alarm, doch große Chemiekonzerne schlachteten nun die Erdölvorräte aus, angetrieben von einer unvorstellbaren Profitgier.
Ausschlaggebend für den verhängnisvollen Siegeszug von Bisphenol A waren die mannigfaltigen Verwendungsmöglichkeiten. Das Chemieprodukt ist fest, steif, zäh oder geschmeidig (je nach Verwendung), extrem belastbar, es lässt sich spielend leicht verformen, einfärben, und es ist spottbillig. Ein US-Bio-Science-Wissenschaftler erklärte dazu: » Aus Bisphenol A kann man praktisch alles herstellen, vom Reißverschluss bis zum

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