Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können
spät berühren oder anderweitig mit ihnen Kontakt haben, nimmt praktisch jeder Mensch jeden Tag diesen Stoff auf. Wissenschaftler schätzen die durchschnittliche tägliche Belastung auf zwischen 0 , 03 bis 0 , 07 Mikrogramm (Millionstel Gramm) pro Tag und pro Kilogramm Körpergewicht.
Einzelne Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Aufnahme wesentlich höher liegen kann, bei Personen, die berufsbedingt damit zu tun haben, bei bis zu 70 Mikrogramm pro Tag und Kilo Körpergewicht.
Ermittelte Werte für flaschenernährte Säuglinge sind besorgniserregend: 0 , 8 Mikrogramm Bisphenol A pro Tag und Kilo Körpergewicht. Ermittelte Konzentrationen bei Babys, Kleinkindern und Kindern muss man in ihrer Toxizität multiplizieren, weil sich die Gifte bei den kleinen Betroffenen auf weniger Körpergewebe und Blut verteilen, Leber und andere Organe demnach weitaus höher belasten.
Aufgerüttelt durch derlei bestürzende Studienergebnisse hat Dänemark im März 2010 ein vorläufiges Verbot für den Vertrieb von Gegenständen erlassen, die Bisphenol A in hohen Konzentrationen freisetzen können, außerdem für Bisphenol A-haltige Kinderbecher, Kinderflaschen oder Verpackungen, die typischerweise Lebensmittel oder Snacks für Kinder enthalten. Im selben Monat hat Frankreich eine Gesetzesvorlage für das Verbot von Trinkflaschen auf Basis von Bisphenol A gebilligt. In etlichen US-Staaten, wie Kalifornien, Connecticut, Michigan, Minnesota sowie in Kanada sind Bisphenol A-haltige Babyfläschchen schon seit längerem verboten.
Auch die Tierwelt leidet
Nicht nur wir Menschen, sondern auch Pflanzen und Tiere sind vom BPA-Giftmix betroffen. Die US-Umweltbehörde EPA hat Studien veröffentlicht, die belegen, dass BPA auch in Vögeln, Fröschen oder Fischen an Östrogen-Rezeptoren andockt, zu Verweiblichungen, Fehlbildungen, auch zu Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane und einer Verminderung der Spermienproduktion führt. Selbst niedrigere Lebewesen, wie Insekten, Schnecken oder Krebstiere, reagieren auf den Kontakt mit dem Petroschadstoff mit massiven hormonellen Störungen, etwa einer Verschiebung des Schlupfzeitpunkts oder der Eiproduktion.
Über 100 Studien an Nagern wie Ratten und Mäusen deuten darauf hin, dass BPA das Lernvermögen und Hirnstrukturen negativ beeinflussen kann, dies insbesondere bei den Nachkommen der primär betroffenen Generation. Gefährdet sind auch niedrige Bodenorganismen wie Springschwänze, Regenwürmer, Nesseltiere, Schwämme sowie Wasserpflanzen und Algen. Insgesamt gehen Biowissenschaftler davon aus, dass die gesamte aquatische Fauna und Flora BPA-verseucht ist, nicht nur in Ufer- und Küstenzonen, sondern auch in Ozeanen und dies bis in gehörige Wassertiefen hinab.
Die Argumente der internationalen Giftlobby
Bisphenol A wird von Chemiegiganten wie Dow Chemical, Bayer, Nan Ya (Taiwan), Hexion, Mitsubishi Chemicals, Mitsui oder Sunoco in gewaltigen Gesamtmengen von jährlich mehr als sechs Millionen Tonnen hergestellt. Da wird schon klar, dass die Petrochemikalie offenbar beträchtliche Gewinne einfahren kann. Weil aber nun immer bekannter wird, wie giftig BPA ist und auf welche dramatische Weise das Toxin unsere Umwelt tötet und unsere Gesundheit gefährdet, sieht sich die internationale Lobby der Bisphenol A-Hersteller genötigt, uns weiszumachen, dass der Plastikrohstoff gar nicht so bedenklich, sondern vielleicht eher nützlich für uns ist. Dementsprechend ist die Liste besänftigender und tröstender Hinweise der Association of Plastics Manufacturers in Europe, dem Europäischen Plastikherstellerverband, lang:
BPA wird in Wasserkläranlagen rasch und bis zu Werten von 92 bis 98 Prozent abgebaut.
Die Halbwertzeit in Oberflächenwasser beträgt lediglich 2 , 5 bis 4 Tage.
In zahlreichen Wasserproben in Japan und Westeuropa wurde kein Bisphenol A entdeckt.
Giftproben aus einer Anzahl von Frischwasser- und Salzwasseralgen, wirbellosen Kleintieren sowie Fischen lassen den Schluss zu, dass BPA nur gemäßigt toxisch auf aquatisches Leben einwirkt.
Biokonzentrations- und Stoffwechselstudien zeigen, dass BPA kein signifikantes Anreicherungs-Potenzial besitzt.
Bei der Verarbeitung von BPA kommen nur wenige Mitarbeiter eines Betriebs mit der Substanz in Kontakt. Sie können sich bei Beachtung der Warnhinweise gegen mögliche Vergiftungen schützen.
BPA ist im Allgemeinen kein gesundheitsgefährdendes Material. Es bleibt bei Zimmertemperaturen fest und solide, dampft oder dünstet nur minimal
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