Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können
Petrochemiesubstanz Alterungsprozesse in weichen Polyvinylchlorid-Produkten, wie zum Beispiel in Kabeln oder Autoreifen. In Bremsflüssigkeiten verlängert es als Stabilisator Haltbarkeit und Lebensdauer. Die findigen Chemietüftler in ihren Industrielabors beschäftigen sich gern und ständig mit Bisphenol A auf der Suche nach weiteren Verwendungsmöglichkeiten.
Wenn aus Bisphenol A in langen Molekülketten Polycarbonat und Epoxidharz entsteht, wird es in sich formenden Polymeren fest gebunden. Diese Makromoleküle sind jedoch künstlich erzeugt, es gibt sie in der Natur nicht, deshalb haben Bisphenol A und andere in diesen Molekülen eingebundene Schadstoffe das Bestreben sich zu lösen, sich aus dem Zwang künstlicher Molekülbindungen zu befreien. Darin besteht das Hauptproblem im Umgang mit diesen Chemiesubstanzen, eine unablässige Ausdünstung und Freisetzung gefährlicher, gesundheitsschädlicher Gifte.
Häufig wird bei Produktionsprozessen nicht das sämtliche eingesetzte Bisphenol A umgewandelt, dann lösen sich die freien Bisphenol A-Krümel sofort in der Luft oder im Wasser auf. Dies geschieht zum Beispiel bei der Herstellung von Thermopapier für Registrierkassen oder von PVC-Produkten wie Rohre, Kabel, Fußböden, Kühlschrankdichtungen, im Möbel- oder Fensterbau, bei der Produktion von Folien, Disketten, Kunstleder, Koffern und Taschen, Verpackungen, Schuhen, Textilien und vielem mehr. Die dünsten dann erst einmal ihre eigenen hochgiftigen Stoffe aus, gleichzeitig aber auch freigesetztes Bisphenol A, was die Atemluft nicht gesünder macht. Der Anteil von Bisphenol A in so einem Kassenzettel an der Tankstelle ist zwar äußerst niedrig, liegt gerade mal bei einem Prozent, in Kabeln bei weniger als einem halben Prozent. Doch in der Summe aller jeweils enthaltenen toxischen Verbindungen leistet Bisphenol A einen potenten Beitrag, so zum Beispiel auch in Schwimmhilfen, Gartenschläuchen, Nagellack oder Versiegelungs-Kompositen, die Zahnärzte für Füllungen verwenden. Diese Füllungen bestehen aus Bisphenol A-Dimethacrylat oder Bisphenol A-Glycidylmethacrylat und sind ein schönes Beispiel für die Bandbreite in der Verwertbarkeit dieses Giftes. Wer diese Toxine im Gebiss mit sich herumträgt, darf davon ausgehen, dass sich ständig gesundheitsschädliche Moleküle heimlich aus dem Füllungsmaterial herausstehlen, als toxische Dauereinwirkung auf den Organismus.
Hormonstörungen durch BPA
Die Plastikindustrie beteuert zwar unablässig, Bisphenol A sei harmlos (lesen Sie dazu bitte den nachfolgenden Artikel), Mediziner aber wissen es besser. Nach neuesten Erkenntnissen hat BPA einen dem Östrogen ähnlichen Effekt, der das natürliche körpereigene Hormonsystem stört und entgleisen lässt. Männer, die über längere oder lange Zeit dem Umweltgift ausgesetzt sind, riskieren Prostatakrebs, eine verringerte Spermienzahl und Unfruchtbarkeit, bei Frauen sind es Brustkrebs und Gebärmutterwucherungen. Frauen, die an Endometriose, an Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut, leiden, weisen erhöhte BPA-Konzentrationen in Blut und Gewebe auf. Hormonelle Störungen können außerdem das embryonale Wachstum beeinflussen und die Entwicklung des heranwachsenden Fetus stören. Die Ursache: BPA und andere hormonspezifische Toxine besetzen dieselben Rezeptoren an Körperzellen wie natürliche Östrogene, sie können demnach natürliche Hormonmoleküle verdrängen.
Bisphenol A kann auf diese Weise die Wirkung weiblicher Sexualhormone erhöhen, gleichzeitig die Rezeptoraufnahme männlicher Sexualhormone und auch von Schilddrüsenhormonen hemmen. In spezifischen Rezeptormechanismen kann BPA ebenso stark wirken wie natürliche weibliche Sexualhormone und gonadale (geschlechts- und fortpflanzungsspezifische) hormonelle Regelkreise entgleisen lassen. Biomediziner leiten aus diesen Erkenntnissen eine mögliche Ursache für die zunehmende Häufigkeit von Brustkrebs bei Frauen ab. Im Darm wird BPA zwar rasch zu Bisphenol A-Glucuronid oder Bisphenol A-Sulfat abgebaut, kann in Plazenta oder Hoden aber wieder als hochwirksames Bisphenol A freigesetzt werden. Männer, die in BPA-verarbeitenden Betrieben arbeiten, leiden häufiger an Potenz- und Ejakulationsproblemen. Töchter von Müttern, die während ihrer Schwangerschaft erhöhten Kontakt mit BPA hatten, wiesen laut einer Studie ein erhöhtes Aggressionsverhalten auf als Altersgenossinnen.
Unsere tägliche Dosis BPA
Weil wir Bisphenol A-haltige Gegenstände von früh bis
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