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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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schwitzend auf. Er wußte nicht, was ihn geweckt hatte. Er rollte sich herum. Die Matte kratzte an seinem nackten Rücken. Lara stand über ihnen. Ihre Augen schienen in dem heißen dunklen Raum zu leuchten. Ihr Kleid war weiß und hatte ein braunes Muster. Kel stützte sich mit einem Ellbogen hoch. Sonnenlicht sickerte an den Fensterkanten durch, wo die Ledervorhänge nicht dicht schlossen. Licht wie gelbe Klöppelspitzen kräuselte sich auf den Matten.
    »Kommt!« sagte Lara.
    Sie standen auf. Elli nahm ihr gelbes Hemd aus ihrem Pack und reichte es Kerris. Er zog es an. Es hatte ihren Duft an sich. Ilene und Arillard standen dicht bei Kel. Calwin machte die Vordertür auf. Das Licht der Sonne blendete. Kerris kniff die Augen vor dem Glast zu.
    Die Straße war schwarz von Menschen. Lara trat hinaus. Die Chearis folgten ihr. Eine Frau wehklagte in dem Gedränge. Kerris sah, wie sein Bruder bei dem Klang zu zittern begann. Ilene trat zu ihm und faßte ihn am Arm, doch er schüttelte sie ab. Langsam schritten sie die Straße hinab auf Sefers Haus zu. Die Vordertür stand offen. Das Innere des Hauses gähnte leer, unheimlich wie das Maul einer Höhle. Kerris drehte sich um und blickte zurück. Die Leute von Elath standen stumm da, wartend wie ein Heer.
    Lara begann zu sprechen. »Ihr Leute von Elath, ihr Brüder und ihr Schwestern. Freunde. Wir stehen hier, um Abschied zu nehmen von Sefer. Er weilte unter uns einunddreißig Jahre; nun wird die Erde ihn wieder zu sich nehmen. Wer will ihn zu seiner Ruhestatt tragen?«
    Die Leute in der Menge schoben sich hin und her. Ein Mann mit grauschwarzem Haar schob sich in die vorderste Reihe der Wartenden. Er trug Grün und Grau. Sein Gesicht war rot. Kerris kannte ihn nicht. Er sah aus wie ein Bauer. »Ich will. Ich war sein Lehrer, wenn er mich auch bald zurückgelassen hat. Ich will ihn tragen.«
    »Das ist einer«, sagte Lara.
    Terézia trat vor. Ihr Rücken war starr. Sie trug ihren Speer in der Hand. »Ich will.« Ihre Stimme bebte. Sie zwang sich zur Festigkeit. »Ich war seine Freundin. Ich will ihn tragen.«
    »Das sind zwei«, sagte Lara.
    »Ich will.« Es war Kel. »Ich liebte ihn. Ich will ihn tragen.«
    »Das sind drei«, sagte Lara.
    Vom Dachfirst der Kate krächzte eine Krähe. In der Menge der Trauernden erhob sich ein Gemurmel. Eine Stimme rief ärgerlich etwas. Die Menge schob sich hin und her und teilte sich, um Nerim Platz zu machen, der in seinem fahlbraunen Mantel dastand. »Barbar! Untermensch!« kreischte jemand. »Mörder!« Terézias Knöchel wurden weiß um den Griff ihres Speers. Nerim wankte nicht. Er blickte Lara direkt an. In seinem Gürtel steckte kein Messer, und das Schwertgehänge baumelte leer an seiner Seite.
    Er sagte: »Ich trage. Wenn ihr erlaubt. Mein Volk – Li Omani – wir trauern.«
    »Nein!« schrien zahlreiche Stimmen. Nerims Lider zuckten. Er betrachtete mit unbewegtem Gesicht die Menge.
    »Er besitzt Mut«, flüsterte Elli in Kerris' rechtes Ohr.
    Lara hob beide Hände empor, die Handflächen der zornigen Menge zugewandt. Langsam verstummten die Leute. Kel trat einen Schritt vor. Ruhig streckte er Nerim die Hand entgegen. »Komm!« sagte er. Nerim trat an seine Seite. Kel faßte ihn an der Hand. Ellis Mund wurde weit vor Erstaunen. Nerim griff mit der freien Hand hoch und zog sich die Kapuze über das Gesicht.
    »Das sind vier«, sagte Lara. »Das ist genug. Geht ihr nun hinein, Träger, und bringt ihn uns heraus!«
    Terézia reichte dem Mann an ihrer Seite ihren Speer und trat vor. Sie trat ins Haus, der grauhaarige Mann, dann Kel und zuletzt Nerim folgten ihr. Das Dunkel verschlang sie. In Kerris' Kehle begannen die ungeweinten Tränen zu brennen. Dann schlurften Füße im Hausgang. Langsam kamen die vier Totenträger wieder ans Licht. Sie trugen zwischen sich ein rotbraunes Brett, aus dessen Kanten noch der Saft sickerte. Sefers Leib lag auf dem Rücken auf dem blanken Holz. Das tote Gesicht war fahlgelb geworden; der Körper wirkte schwer. Ein Netz aus Stricken verhinderte, daß der Tote von der Bahre glitt. Die Träger hielten das Brett an Seilgriffen. Die Planke schwankte mit ihren Schritten hin und her.
    Die Menge machte eine Gasse frei. Die Träger zogen durch das Dorf. Das Weinen wuchs an. Kerris erhaschte einen Blick auf Kel, als der Trauerzug an ihm vorbeikam: das Gesicht seines Bruders war so bleich wie das des Toten. Über Terézias Wangen rollten große Tränen.
    Elli umklammerte seinen Unterarm. »Schau«, flüsterte

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