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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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sie davonstolzierten, um an den Kampfübungen teilzunehmen, die ihm versagt blieben ... Er hob das Kinn und warf dem rothaarigen Cheari einen herausfordernden Gegenblick zu. Riniard blinzelte nervös und wandte den Blick ab.
    Ich bin ein Hexer, dachte Kerris.
    Der Wirt kam die Verandatreppe herunter. Er preßte die Handflächen zusammen und verbeugte sich. Oben auf dem Schädel war er kahl. Kerris fühlte sich an »das Ei« erinnert. Verloren alle Köche frühzeitig ihre Haare? »Willkommen, ihr Chearis! Ihr erweist uns Ehre!« Ein hochgewachsener Junge kam um die Hausecke. »Wir sorgen für eure Pferde. Tretet ein!« Er komplimentierte die Chearis unter Verbeugungen, die Treppe empor. Die Türen schwangen nach innen, die Angeln quietschten. Es war heiß im Raum, lärmig, und es roch nach Zwiebeln. Als die Chearis eintraten, senkte sich plötzlich Stille über den Raum.
    Der Wirt überspielte dies. »Willkommen im ›Grünen Mann‹! Ihr habt sicher unterwegs von uns gehört. Wir haben einen guten Ruf. Cora, bring Starkbier!« rief er. Kerris schaute neugierig die Leute an den Tischen an. Sie trugen Reisestiefel und Mäntel und sahen den Leuten aus Dorf Tornor ziemlich ähnlich. Der Wirt führte die Chearis zu einem runden Tisch und holte selbst die Stühle für sie heran. Ein Mädchen mit Schürze – dem Aussehen nach mußte sie eine Tochter von ihm sein – stellte einen Humpen schäumenden Starkbiers in die Mitte des Tisches. Der Wirt brachte Kummen. Ilene schenkte ein. Kerris hob seinen Becher an die Lippen. Der Schaum kitzelte ihn in der Nase. Das Starkbier war herb und sahnig. Als er den Becher absetzte, blickte er in Kels Augen, der ihn von gegenüber anlächelte.
    Das Lächeln machte ihn kühn. »Dieser Mann in der Gastwirtschaft – mit dem du gekämpft hast ...«
    »Ja?«
    »Hast du ihn getötet?«
    Kel schüttelte lächelnd den Kopf. »Chearis töten nicht.«
    Das Essen bestand aus Hammel mit Zwiebeln in einer würzigen Soße. Die Chearis aßen rasch. Der Wirt wollte die Münzen nicht annehmen, die Kel als Bezahlung für die Mahlzeit anbot. »Wir sind durch euren Besuch geehrt. Kommt bald wieder!« sagte er.
    Als sie von dem Gasthof fortschritten, fiel Kerris ein Junge auf der Straße auf, der ihnen mit vor Staunen geweiteten Augen nachsah. »Ist es immer so?« fragte er Elli. »Daß die Leute sich verbeugen und einen nicht fürs Essen bezahlen lassen?«
    »Das ist verschieden. In den Städten haben die Leute weniger Ehrfurcht vor dem Roten Clan. Und es gibt da immer solche, die glauben, daß uns überhaupt keine Ehrerbietung zukommt, wie jener Narr in der Herberge bei Tornor Keep, der glaubte, jedermann könnte Cheari sein.«
    »Das war aber nicht immer so«, sagte Ilene, sich umwendend. »Einst zollte man den Tänzern in Arun wenig Ehre, und die Waffenhöfe waren nur für den Kampf da. Das chea war unbekannt – oder vergessen. Man war mehr damit beschäftigt, zu töten, als aufzubauen und zu lehren.«
    Kerris dachte an die dicken Steinmauern von Tornor Keep, an die Schießscharten für die Bogenschützen, an die verblichenen Erbstücke der Teppiche an den Wänden. »Das Morden hörte auf, als die Chearis kamen«, sagte er.
    Am Ende der Prozession erhob Arillard die Stimme: »Die Kriege hörten auf«, rief er. »Es wurde nur einfach etwas weniger gemordet.«
    Mit unterdrückter Stimme sagte Elli zu Kerris: »Arillards Familie, seine Frau und seine Kinder, wurden bei einem Asechüberfall umgebracht. Vor zehn Jahren, in der Nähe von Shanan.«
    Kel sagte: »Es gibt Soldaten aus Anhard bei den Stadtwachen von Kendra-im-Delta.«
    »Der Waffenstillstand zwischen Anhard und Arun wurde nicht durch die Hilfe von Chearis herbeigeführt«, sagte Arillard.
    »Aber es waren die Chearis, die ihn aufrecht erhielten«, gab Kel zurück. »Wir haben dreihundert Jahre lang gegen Anhard gekämpft.«
    »Und wir haben die Asech mindestens ebenso lang bekämpft.«
    »Grenztechtelmechtel«, sagte Kel. »Karawanenüberfälle.«
    Der Wortwechsel erweckte den Eindruck einer alten Fehde. Keiner der beiden Männer hob dabei die Stimme. Aber Kerris spürte eine plötzliche Spannung im Chearas, die es noch vor einem Augenblick nicht gegeben hatte.
    Ilene sagte: »Kel hält es mit den Gelehrten, die sagen, daß die Kriege zu Ende waren, als die Armeen heimzogen.«
    Arillard sagte: »Ich glaube nicht, daß solche Unterscheidungen eine Rolle spielen – den Toten sind sie jedenfalls egal!«
    Es herrschte ein kurzes Schweigen. Dann

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