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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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tranken nacheinander aus dem Wasserschlauch. »Was ist Himmelskraut?« fragte Kerris.
    »Die Blätter einer Pflanze, wie Teeblätter, nur trinkt man es nicht, man raucht es. Du stopfst es in die Pfeife oder rollst es in ein Papier und saugst den Rauch ein.«
    »Und was bewirkt es?«
    »Es ist angenehm, irgendwie traumhaft und angenehm. Es macht dich nicht träge. Die meisten Chearis rühren es nicht an, außer bei Feierlichkeiten und Festen. Aber Riniard wird davon streitsüchtig, bösartig wie eine Schlange. Als er anfangs bei uns war, fing er dann immer mit allen möglichen Leuten Händel an. Auf ihn wirkt das Himmelskraut eben auf diese Weise. Und das ist schlimm, denn er mag es sehr. Als er sich uns dann angeschlossen hatte, schwor er, nicht mehr zu rauchen. Ich vermute, es fällt sehr schwer, das aufzugeben.«
    »Ja, das glaube ich auch«, sagte Kerris.
    »War's das, was dich gestört hat?« fragte Elli.
    »Ja, das war's. Ich danke dir.«
    Sie verzog lächelnd das Gesicht. »Keine Ursache.« Sie wanderten ans Feuer zurück. Elli bewegte sich im Wald lautloser als er. Dann lag er im Kokon seiner Decke. Er überlegte, wie dieses Himmelskraut wohl schmecken mochte. Und er fragte sich, wie Elli seine Gedanken erkannt haben mochte. Und dann dachte er daran, welches Versprechen sein Bruder Kel gebrochen haben konnte und ob er ihn danach fragen durfte.
    Josen, dachte er, die Welt ist weiter, als du mir jemals zu verstehen gegeben hast. Dieser Gedanke flößte ihm eine ganz kleine heimliche Furcht ein. Einen Augenblick lang erschien ihm Tornor Keep wie ein sicherer Hafen, wie ein Ort des Friedens ... Aber er konnte nicht dorthin zurückkehren, soviel wußte er.
    In der Ferne rief wieder der Reiher am Seeufer. Wie ein Horn klang es, das unmelodiös seine Herausforderung in die Dunkelheit dröhnte.
     

4. Kapitel
     
    Der Himmel in der Morgendämmerung war grau wie altes Eis.
    Der See lag still. Nur am Ufer liefen träge kleine Wellen den Sand herauf. Dunst hing feuchtkühl in der Luft. Auf der Schlafdecke von Kerris hatten sich Tautropfen gesammelt. Er schüttelte sie unbeholfen ab und faltete die Decke zu einem unförmigen Ballen zusammen. Er zog sich das Hemd, die Reithosen, die Stiefel an. Er kämpfte sich die wollene Tunika über den Kopf. Die Wolle fühlte sich klamm an, und sie stank. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar; die Hand war feucht, als er sie sinken ließ. Sein Arm und der Stumpf prickelten und waren von Gänsehaut bedeckt.
    Elli trat auf die Lichtung. »Hallo«, sagte sie. Kerris blinzelte. Sie war splitternackt. »Kommst du nicht ins Wasser?«
    Und jetzt hörte er das Planschen und Lachen vom Seeufer. »Nein. Ich kann nicht schwimmen.« Das entsprach nicht der Wahrheit. Er konnte sehr wohl schwimmen, wenn auch nicht besonders gut. Er zog eine Falte seiner Tunika gerade.
    »Es ist flach. Du kannst reinwaten.«
    Er verabscheute es, sich vor Fremden auszuziehen. »Ich habe mich grade erst angezogen. Es ist zuviel Getue, das ganze noch mal zu machen.«
    Die Enttäuschung zeichnete sich deutlich auf ihrem Gesicht ab. »Wie du willst. Brrr – es ist zu kalt, um so rumzustehen. Ich geh wieder rein.« Sie wirbelte herum und lief zum See hinunter. Ihr Haar wehte hinter ihr drein. Ihr Körper wirkte wie aus einem Guß, wie etwas Geformtes, eine Statue, aber voller Leben. An ihrer Hüfte verlief eine weiße Linie – eine Narbe.
    Kerris hörte ein lautes Klatschen und Jensies Gelächter. Die Blase drückte ihn. Er knöpfte den Gurt auf und trat hinter einen Baum, um sein Wasser abzuschlagen. Als er wieder auf die Lichtung trat, erhaschte er einen Blick auf die Schwimmenden. Sie bildeten einen Kreis, mit Elli in der Mitte, und sie schienen irgendein Spiel zu spielen. Kel hatte sich die Haare in einem Knoten auf den Kopf hochgebunden. Jensie trug ihr Haar in Zöpfen unter ihrem roten Schal. Elli hechtete auf Kel zu, und er glitt ihr davon, wendig wie ein Flußaal. Er lachte. Elli klatschte flach aufs Wasser, das silbern emporspritzte.
    Ein Zweig knackte. Kerris fuhr herum. Cal kam in seinem Rücken heran. Sie standen beieinander und schauten den Schwimmern zu. Cals dichtes schwarzes Haar stand ihm vom Schädel ab. Er strich es mit beiden Händen glatt. »Närrisches Getue«, sagte er. »Wenn das chea gewollt hätte, daß wir schwimmen, dann würden wir mit Kiemen auf die Welt kommen.«
    Die Schwimmer hatten ihr Spiel beendet. Jensie stand am Ufer. Wo die Kleidung sie vor der Sonne geschützt hatte, war ihre

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