Die Tänzer von Arun
etwas zu bitten.« Ihre Hand kroch über die Matte und schloß sich um seine Handfläche. »Ich meine das ehrlich.«
Er mußte schlucken. »Ich mag dich auch.«
»Und vergiß nicht, mir morgen meine Hosen zurückzugeben!«
»Ich werde es nicht vergessen.«
Kel kehrte zurück. Er ging um die Matten herum und sprach mit jemandem, den Kerris nicht sehen konnte. »Rück rüber!« Kerris hörte das Geräusch sich verschiebenden Tuchs. Dann blies Elli das Öllicht aus, und da war nur noch leises Atemgeräusch zu hören und der Wind im Korn und die verhaltenen rhythmischen Schreie der Liebenden.
Der Chearas erhob sich im Morgengrauen.
Kel schickte Calwin und Elli zum Stall, um die Pferde zu satteln. »Wir werden unterwegs eine Morgenmahlzeit finden«, sagte er. »Wir haben den guten Willen und die Freundlichkeit in diesem Dorf bereits über Gebühr strapaziert.«
Sonnenlicht strahlte Muster auf die Wände des Gebärhauses. Kerris schaute aus dem Fenster. Ein Mann und eine Frau schritten auf die Felder zu. Sie trugen Hacken. Ein Kind lachte irgendwo auf dem Dorfplatz. Wolken plusterten sich auf, getrieben von einem östlichen Wind. Dunggeruch wehte von der Weide über den Platz herüber. Alles war sehr friedlich.
Arillard sagte: »Ich möchte wissen, was die wohl als Bezahlung für gestern nacht fordern werden.«
Kel griff sich den Strohbesen in der Ecke. »Wir werden ihnen geben, was immer sie verlangen – solang es uns nicht aufhält.«
Jensie und Ilene schüttelten die Matten sauber. Kerris blickte sich suchend um nach etwas, das er tun könnte. Riniard klopfte ihm auf die Schulter. »Wir können die Kleider holen gehen«, sagte er. Sie traten in den Alkoven, zogen sich die Stiefel an und gingen dann hinter das Gebärhaus zu der Wäscheleine, auf der ihre gewaschenen Kleider nun trocken hingen. Umständlich nahm Kerris die Klammern von dem Hanfstrick und stapelte die Kleider auf Riniards Armen. Sie rochen nach Seife und Sonne.
Riniard sagte: »Gestern abend ...« Kerris wartete. »Ich habe dich in meinem Kopf gespürt. Das war doch wirklich so, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Kerris. »Das war wirklich so.«
»Ich habe auch Kel gespürt. Das war schrecklich.«
»Es tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe«, sagte Kerris.
»Hast du nicht, und wenn du hättest, ich hätte es verdient gehabt«, sagte Riniard. Er verlagerte das Gewicht des Kleiderbündels. »Ich bin gar nicht böse. Du hast mir geholfen. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn du das nicht getan hättest. Ich wollte dir bloß sagen, daß es schrecklich war.« Er leckte sich die trockenen Lippen. Kerris erinnerte sich an das erstemal, als er Kels Gedanken berührt hatte. Auch er war damals entsetzt gewesen.
»Ich mache es nicht wieder«, sagte er, nicht ganz sicher, daß es dies war, was Riniard zu hören verlangte. Der Rothaarige nickte. Sie hatten inzwischen alle Kleider und Decken von der Leine genommen, also gingen sie zum Haus zurück. Riniard sortierte die Kleidungsstücke auseinander. Kerris nahm seine Hose und seine Decke von dem Stapel. Er rieb mit der Wange gegen den Stoff. Es gab so viel in ihm selbst, wovon er keine Ahnung hatte. Der Armstumpf juckte. Er kratzte sich. Noch kannte er die Grenzen dieser Gabe nicht, die er besaß – Innere Sprache –, noch wußte er nicht, wo er diese Grenzen erfahren könnte. Kel – er schaute durch den Raum zu seinem Bruder hinüber – Kel konnte es ihm nicht sagen. Aber sicherlich war er nicht der einzige, es mußte andere geben, die tun konnten, was er getan hatte ... Das Bild eines Mannes mit silbernem Haar und grünen Augen schimmerte in seinem Schädel auf. Sefer. Er wußte, ohne zu wissen, woher ihm dieses Wissen kam. Vielleicht hatte Kel es gesagt oder daran gedacht. Sefer in Elath, Kels Geliebter, war wie er.
Cal und Elli kamen herein. Cal sagte: »Die Pferde stehen vor der Tür. Und Tamis ebenfalls. Sie wartet auf uns.«
Elli trat zu Kerris und begann seine Bettrolle zusammenzupacken. »Wozu schaust du so finster drein?« fragte sie.
»Ich hab' nicht gemerkt, daß ich's tue«, antwortete Kerris.
»Jedenfalls ist es so. Gib mir meine Hosen!«
Kerris zog die geliehenen Hosen aus und zog sich seine eigenen, frischgewaschenen über. »Wohin reiten wir heute?« fragte er.
»Durch den Galbareth«, antwortete Elli, während sie ihr Deckenbündel verschnürte. Sie wollte etwas sagen, bremste sich und sagte dann doch: »Wir müßten morgen in Elath eintreffen.« Sie schlang den Knoten
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