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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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und graziös.
    »Nerim.« Nerim war dunkelhäutig, seine Augen pechschwarz. Die Narben auf seinen Wangen waren wulstig und purpurbraun; sie verliefen von den äußeren Augenwinkeln schräg zum Kinn.
    »Khalad.« Die Steine in seinen Ohrläppchen waren amethystfarben. Ein weicher gekräuselter Bart umrahmte seine Lippen.
    »Mirian.«
    Sefer neigte sich vor und sprach zu Thera: »Bist du die einzige deines Volkes, die unsere Zunge spricht?«
    Nerim sagte: »Ich spreche bißchen.« Er hob die rechte Hand, Daumen und Zeigefinger dicht zusammenhaltend. Er war der Mann, der die Botschaft zu Eriths Trupp gebracht hatte.
    Tamaris sagte: »Wir sollten wohl etwas Wein trinken.«
    Thera übersetzte. Khalads Gesicht begann zu strahlen. Mirian kicherte. Sie mimte eine Trinkbewegung mit den hohlen Händen. Wenn das Alter Laras fahles Gesicht weicher geschliffen hatte, so war das Mirians ausgemergelt und verwittert. Ihre Haut lag straff und papieren über den scharfen Knochen.
    »Ja«, sagte Sefer. »Bring den Wein, Tam!«
    Tamaris schloß die Augen. Irgendwo öffnete sich eine Tür und schloß sich wieder. Helligkeit schimmerte in der Luft. Es war ein hoher kupferner Krug, und er kam ruhig gleitend durch den Garten, als trügen ihn unsichtbare Hände dahin. In seinem Kielwasser kamen zwölf kupferne Becher gehüpft. Die Asech starrten mit weit aufgerissenen Augen. Der Krug landete in Tamaris' Händen, die Becher setzten neben Sefer auf. Sie wackelten und fielen um. Sefer sammelte sie auf. Tamaris goß den weißen Wein in einen der Becher und reichte ihn Thera, die in den Becher spähte und ihn dann Barat weitergab, der ihn Jacob reichte. Schließlich landete das Gefäß bei Mirian. Sie wartete, daß Tamaris aus ihrem eigenen Becher trinke. Erst dann nippte sie an dem ihren, lächelte und sagte: »Wa'hai!«
    Thera sagte: »Das heißt ›gut‹.«
    Dann tranken alle Asech Wein, außer Barat, der mit über der Brust gekreuzten Armen dasaß. Kerris nahm einen Schluck. Der Wein war herb und trocken wie die Lagen aus dem Norden.
    Barat sprach dann durch Thera. »Zeig mir, wie du das machst!« Er wies mit dem Kinn auf den Weinkrug.
    Sefer sagte: »Ich bin nicht sicher, ob wir das tun können. Nicht jeder besitzt diese besondere Gabe.«
    Als Thera übersetzt hatte, zog Barat finster die Brauen zusammen. Er knurrte einen kurzen Satz hervor.
    Thera übersetzte: »Barat will, daß ich euch daran erinnere, daß das Leben eures Bruders davon abhängt, wie ihr uns lehrt.«
    Mit gezügelter Stimme antwortete Sefer: »Das wissen wir. Aber wir können die Wahrheit nicht ändern. Ich beispielsweise kann so etwas nicht tun.« Er deutete auf den Weinkrug. »Einzig Tamaris unter uns sechs kann das.«
    »Dann muß sie lehren«, sagte Thera.
    »Sie kann es lehren, wenn ihr über die Begabung dazu verfügt. Wenn nicht, kann sie es nicht lehren.«
    Thera wiederholte die Worte in der Asechsprache. Es folgte eine kurze Auseinandersetzung, ein Wirbel von Worten, den Mirian beendete, indem sie ein paar schrille Sätze in das Stimmengewirr warf.
    Kerris wünschte sich, daß er verstehen könnte, was sie zueinander sagten. Er würde raten müssen, oder noch wahrscheinlicher, er würde leere Stellen offenlassen müssen, wenn er sich daran machte, all das auf ein Blatt niederzuschreiben. Er vermochte sich recht gut vorzustellen, was Josen über derart unvollkommene Protokolle sagen würde.
    Er fragte sich, ob wohl die Asech ebenfalls Dinge schriftlich niederlegten, und wenn ja, wie ihre Schrift aussehen mochte. Die Sonne glitzerte auf den gelben Perlen an ihrer Kleidung. Der Geruch, den sie ausströmten, war in dieser Nähe recht stark. Mit Ausnahme der barfüßigen Mirian trugen sie alle Sandalen mit dünnen Sohlen, die aus Seilstricken gefertigt zu sein schienen. Er überlegte sich, wie sie auf den glatten Felsen oben am Hügelrand zurechtgekommen waren, und ob sie ihre Zelte mitgebracht hatten.
    Nerim sprach nun. »Ich kann das tun.«
    »Zeig es uns!« bat Lara.
    Nerim leckte sich die Lippen. Er starrte auf die Kumme in seiner Hand. Der Becher zitterte und stieg dann geradewegs in die Höhe. Er ließ ihn in Augenhöhe schweben, bis man bis zehn gezählt haben könnte. Jacobs schlanke Hand griff zu und packte den Becher, ehe er das Gras berührte. Khalad hieb Nerim auf die Schulter. Das dunkle Gesicht strahlte.
    »Ja«, sagte Tamaris. »Du hast die Gabe. Wir nennen es Gedankenheben.« Während Tamaris klar und deutlich redete, übersetzte Thera gleichzeitig und

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