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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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flüsternd. »Man kann mit dem Willen einen Stein schleudern oder Feuer oder Wasser halten.«
    »Zeig es ihnen!« sagte Sefer.
    Tamaris streckte die hohlen Handflächen aus. Die Luft über ihren Fingern begann zu zittern, zu leuchten und in Flammen aufzuzüngeln. Sie machte eine werfende Bewegung. Das Feuer schwebte als Ball nach oben und zerbarst in einem Funkenregen.
    Jacob gab einen Laut tief in der Kehle von sich. Barat holte heftig Luft. Nerim sagte: »Ich Becher kann werfen. Stein kann werfen. Kann nicht anderes.« Er imitierte das Heben eines schweren Gegenstandes.
    »Man braucht Übung dazu«, sagte Tamaris. »Auch für das Feuer braucht man Übung. Ich baue mit meinen Gedanken zwischen den Flammen und meinen Händen einen Schutzschild auf. Es ist schwierig. Versuch es also nicht!«
    »Es müdet ... ich ... macht müde«, sagte Nerim. Er zog angestrengt die Brauen zusammen und redete auf Thera ein. Jacob an seiner Seite spielte mit dem Weinbecher.
    Thera sagte: »Nerim möchte wissen, warum er müde wird, wenn er seine Kraft anwendet.«
    »Weil er«, erklärte Tamaris, »mit sich selbst kämpft. Er setzt seine Fähigkeit durch eine Wand hindurch ein.«
    Wieder redeten die Asech untereinander. Inzwischen empfand Kerris ihren Körpergeruch nicht mehr als so unangenehm. Barats Stimme war weicher geworden. Auf seine wilde, düstere Art war Barat sogar ein schöner Mann. Kerris überlegte sich, wieso er keine Narben besaß. Er verlagerte die Beine und stieß Dorins Becher um. Wein tropfte ins Gras. »Verzeih!«
    »Nicht schlimm«, sagte Dorin und stellte den Becher wieder auf. Der Wein hinterließ eine fahle Spur auf dem Tuch seines Hemdes.
    Er trug kein Messer. Auch Tamaris hatte keins, und Lara und Sefer ebenfalls nicht. Sefer allerdings brauchte gar keines – er konnte den Schlag im Kopf eines Mannes anhalten, bevor der Gedanke die Finger erreicht hatte. Und Tamaris brauchte ebenfalls kein Messer. Kerris dachte bei sich: Wenn ich meine Fähigkeit so wie Sefer einsetzen könnte ... Dann sprach Thera, und er hörte ihr zu.
    »Lehrt mich!« sagte sie.
    »Was kannst du tun?« fragte Sefer.
    Sie zögerte. Die langen schwieligen Finger knoteten sich ineinander. »Ich kann Tiere beherrschen. Ich kann große Not spüren. Als ich klein war, konnte ich die Gedanken von Menschen in meiner Nähe fühlen. Das kann ich jetzt nicht mehr.«
    Sefer sagte: »Du hast die gleiche Gabe wie ich. Innere Sprache, die Fähigkeit von einem Denken zum anderen zu sprechen.«
    Sie hieb mit der Hand auf das Gras. »Ich kann es nicht mehr tun. Ich habe es versucht.«
    »Das kommt daher, daß du zwischen dir und den Gedanken anderer eine Mauer aufbaust.«
    Ein roter Vogel flog über den Garten. Sämtliche Asech hoben den Kopf und schauten ihm nach. Mirians Gesicht wandte sich ihm zu wie eine Blüte der Sonne. Sie hob die Hand und rief etwas, das melodisch klang wie der Gesang eines Vogels. Der rote Vogel kreiste, ging in Schrägflug und landete auf ihrem gelblichen Handgelenk. Sie hielt ihn dort ruhig, und der Schlag seines Herzens ließ den winzigen Körper erbeben. Dann ließ sie den Vogel fliegen. Er schoß gerade in die Höhe und dann ins Dickicht der Bäume. Nerim gluckste und sagte etwas mit gedämpfter Stimme. Die alte Frau sagte ebenfalls etwas. Thera übersetzte: »Mirian will wissen, was das für eine Mauer ist, von der du sprichst.«
    »Denksprecher bauen in ihrem Gehirn eine Mauer auf, um sich vor den Gedanken anderer Menschen zu schützen. Meistens haben Hexer, die andere Gaben besitzen ...« – Sefer deutete auf Tamaris –, »diese Mauer nicht nötig. Aber ich brauche sie.« Er schaute zu Thera und dann zu Mirian. »Du auch. Es ist diese Wand, die dich in Sicherheit sein läßt. Deine Schutzwände sind sogar sehr stark, die Menschen sehen dich gar nicht, wenn du nicht willst, daß sie dich sehen.« Thera nickte. »Aber du ...« – Sefer schaute Nerim an – »verfügst ebenfalls über eine Mauer. Deine Gabe liegt hinter ihr eingeschlossen. Solange du die Wand aufrecht erhältst, jeder von euch die seine, könnt ihr nicht frei eure Begabung einsetzen, wie ihr es tun solltet.«
    Thera übersetzte. Mirians gekerbtes Gesicht wurde streng. Thera sagte: »Mirian wünscht zu wissen, wie wir uns schützen sollen, wenn wir unsere Schutzmauern niederbrechen? Sie jagen und hetzen uns zu Tode wie Ratten in der Wüste, wenn sie uns entdecken.«
    »Wer hetzt euch zu Tode?« fragte Lara. »Doch nicht die Leute von Arun!«
    Mirian

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