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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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sich neben sie. Er war nicht viel breiter als sie. Eine grelle Stimme sagte etwas. Einer der Männer auf der Erde eilte zu der alten Frau und half ihr behutsam aus dem Sattel.
    Thera betäschelte ihr Pferd an den Nüstern. Widerstrebend blickte sie zu Lara hin. »Werdet ihr sechs von uns lehren?«
    »Ja«, sagte Lara. »Das können wir tun.«
    »Wenn wir heute bei Einbruch der Nacht nicht in unser Lager zurückgekehrt sind, wird die Geisel sterben – auf eine so langsame und schmerzhafte Weise, wie wir sie nur ausdenken können.«
    In der Menge erhob sich zorniges Gemurmel. Kerris hörte, wie die Luft durch Ellis Zähne zischte. Arillard und Ilene hielten Jensie zwischen sich fest. Kerris konnte ihr Gesicht nicht sehen. Kels Gesicht wirkte leidenschaftslos und unbeweglich wie aus Stein. Die Asech rückten enger zusammen. Barats Hand lag am Griff seines Schwerts, das er halb aus der Scheide gezogen hatte. »Seid still!« befahl eine Stimme. »Bewahrt die Ruhe!« Besänftigendes Flüstern lief durch die Reihen der versammelten Dorfbewohner.
    Thera sprach mit Barat. Der Wüstenreiter bellte einen Befehl. Wie ein Mann machten die restlichen Reiter kehrt und rasten im Galopp in Richtung auf den Hügelkamm davon, wendig und rasch wie Falken auf der Jagd. Sie riefen nichts, verschwanden stumm. Die reiterlosen Pferde setzten an, ihnen zu folgen. Ihre Reiter zügelten sie.
    »Kehrt in eure Häuser zurück!« sagten die ruhigen Stimmen. »Geht heim! Geht heim!« Eine der Stimmen war die Ilenes, eine andere die von Ardith. Die Menge wich von den sechs Asech zurück. Während sie zurücktraten, verflocht Elli ihre Finger in die von Kerris. Kel und Sefer hatten die Köpfe zusammengesteckt und redeten miteinander. Sefers Haar fiel ihm über das Gesicht. Plötzlich blickte er auf und sah Kerris an. Er winkte ihn heran.
    »Er winkt dir«, sagte Elli. »Geh hin!« Sie stieß ihn sanft vorwärts, indem sie ihn leicht ins Kreuz schubste.
    Er trat zu Sefer. Sein Lehrer sagte zu Kel: »Nika, er soll selbst seine Wahl treffen!« Kels Lippen waren zusammengepreßt. Sefer wendete sich Kerris zu. »Ich habe eine Bitte an dich zu stellen, Kerris. Ich möchte dich bei uns haben, damit wir eine Gruppe von sechs bilden können. Sie sind zu sechst, darum sollten es auch sechs von uns sein. Du brauchst gar nichts zu tun.«
    Kerris' Herz machte einen Satz. »Warum ich?« Hinter Sefers Rücken starrte Barat ihn an. Die Luft war voll von einem fremdartigen bitteren Geruch: Die Ausdünstung der Asech.
    »Weil du ein Schreibkundiger bist und es später niederschreiben kannst«, sagte Kel mit gepreßter Stimme. »Das kommt davon, wenn einer eine Gelehrte zur Schwester hat.«
    Kerris fragte: »Du willst also nicht, daß ich es tue?«
    Kel zuckte die Achseln. »Das geht mich nichts an!«
    »Ich will aber wissen, was du davon hältst«, bohrte Kerris weiter.
    »Chelito, du mußt tun, was du selbst willst!«
    Barat schaute finster drein. Er knurrte Thera etwas zu.
    »Sie werden ungeduldig«, sagte Sefer. »Kerris, wenn du dich davor fürchtest, in die Gedanken der Asech hineingezogen zu werden – das brauchst du nicht! Ihre Barrieren sind wie aus Eisen.« Sefers Stimme schmeichelte überredend. »Willst du nicht mit uns gehn?«
    Inzwischen blickten alle sechs Asech zu ihm her. Sie erinnerten Kerris an Tiere, an Wölfe oder Greifvögel, Tiere, die jagen. »Ja«, sagte er schließlich. Die morgendliche Sonne begann die Straße aufzuheizen. Seine Füße in den engen Stiefeln schwitzten.
    Er warf Kel verstohlen einen Blick zu. Das Gesicht seines Bruders war steinern. Kel hatte gesehen, wie der Kopf Kerris' sich ihm zugewandt hatte. Sein verkniffener Mund löste sich zu einem halben Lächeln, er streckte den Arm aus und zog Kerris an sich. Sefer nickte leicht. Sie gingen zu den Asech hinüber. Barat starrte Kerris ungeniert an. Dieser tat, als sehe er es nicht. Er ließ sein Gesicht versteinern wie das Kels und schob trotzig das Kinn vor.
    Barat zischte Thera an. Sie sprach zu Lara: »Wer ist dieser Krüppel?«
    Kerris' Gesicht übergoß sich blutrot. Kels Finger schlossen sich fester um seinen Oberarm.
    Lara sagte: »Er ist einer von uns, das genügt. Wir haben euch auch nicht gefragt, wer oder was jeder von euch ist.«
    Thera übersetzte. Barat runzelte die Stirn. Doch die Greisin an seiner Seite gluckste leise und wackelte mit dem Kopf auf und nieder. Sie klopfte Barat auf den Arm. Widerwillig, so schien es jedenfalls, hörte er auf, die Stirn zu runzeln.

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