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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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trugen schwarzbraune Mäntel, die Kapuzen zurückgeschlagen, und weiche, fransenbesetzte hochschäftige Lederstiefel. Einer der Reiter, eine Frau, war uralt. Alle anderen Reiter, außer ihr und Thera, waren Männer. Die Haare waren schwarz und glatt, die Haut bronzefarben. Unter den Umhängen trugen sie lose Hemden und Hosen, die mit Perlen in vielerlei Farben bestickt waren. Auf den Wangen der Männer waren Narben von Messerschnitten zu sehen, und in den Ohren trugen sie Edelsteine in Löchern, die in die Ohrläppchen gestochen waren. Thera allerdings trug goldene Ringe an den Ohren. Auch die Ledergürtel waren mit Perlen besetzt. Sie waren doppelt bewaffnet: mit Dolchen und mit kurzen Krummschwertern in Seitengehängen.
    Das feindselige Gemurmel in der Menge wuchs an. Lara hob eine Hand und gebot ihm Einhalt. Die Asech kamen im Schritt die Straße herabgeritten. Die Pferde waren temperamentvoll und feinknochig, und die Reiter saßen wie festgeklebt im Sattel. Das Geschirr war mit vielfarbigen Perlen verziert. Die Blicke der Reiter zuckten argwöhnisch von Haus zu Werkstatt zu Haus. Neben der Pracht ihrer Reittiere wirkten die Reiter direkt ausgemergelt und hager.
    Es sind nicht so viele wie in der ersten Nacht, dachte Kerris. Er fragte sich, wo die anderen geblieben sein mochten. Der Trupp hielt vor Lara. Thera begann zu sprechen, und ihre Stimme klang genauso arrogant wie beim erstenmal. Kerris' Mitgefühl mit den Reitern verflog.
    »Wir sind gekommen. Nun lehrt uns!«
    Lara blickte ruhig in das stolze, wilde Gesicht. »Zuerst müssen wir wissen, wie es unserem Bruder geht.«
    »Er lebt.«
    »Wir würden ihn gern sehen!«
    »Nein!«
    »Wie sollen wir dann glauben, daß er lebt?«
    »Die Reiter der Wüste lügen nicht!« sagte Thera.
    Der Mann, der die blauen Steine im Ohr trug, trieb sein Pferd heran, um mit ihr zu sprechen, und seine Stimme hob sich fragend. Ihre Hände fuhren durch die Luft, während sie antwortete. Kerris erinnerte sich, wer der Mann war. Er hatte die Zügel des Pferdes gehalten, auf dem Riniard festgebunden war. Seine Wangen waren, wie die Theras, frei von Narben. Seine schwarzen Augen streiften mit deutlich sichtbarer Feindschaft über die Dorfbewohner.
    Sein Name schien Barat zu sein. Thera sprach eine Weile mit ihm und wandte sich dann wieder Lara zu. »Heute werdet ihr uns lehren – jene, die hier sind. Morgen werden mehr kommen. Sie werden euch eine Botschaft von eurem Bruder bringen, mit Worten, die nur er euch sagen kann. Wenn alle unsere Leute gelernt haben und in unser Lager zurückgekehrt sind, werden wir euren Bruder unversehrt gehen lassen. Ich schwöre es im Namen meines Volkes, Li Omani!« Sie legte die Hand auf die Federn in der Mähne ihres Pferdes.
    Lara beriet sich mit Tamaris. Schließlich sagte sie: »Wir nehmen euren Eid an. Wenn ihr Falschheit im Sinn habt, werden wir es wissen. Seele zu Seele kann nicht lügen.«
    Barat zischte Thera eine Frage zu. Sie antwortete. Kerris fragte sich, ob er der Häuptling der Reiter sei, und ob er ihr befahl, was sie tun solle. Die Pferde stampften. Sie waren unbeschlagen. Kerris blickte die Straße hinab. Er sah überall nur Menschen. Er sah sogar eine kleine Gestalt – ein Kind, vermutete er – auf dem Dach über dem Dorfbrunnen reiten.
    Lara wartete, bis die Reiter ihre Unterredung beendet hatten. Dann sprach sie: »Es gibt etwas, das ihr wissen müßt! Nur einige unter uns sind Lehrer. Und es ist anstrengend, auch nur einen einzigen Menschen zu lehren. Dabei erschöpfen sich Lehrer und Schüler. Darum können wir euch nicht alle an einem Tag unterrichten.«
    Wieder verlangte Barat eine Übersetzung. Thera lieferte sie ihm. Seine finstere Miene wurde noch düsterer; abrupt schüttelte er den Kopf. »Shai«, wiederholte er mehrmals. Kerris überlegte, ob es das Wort der Asech für »nein« sei. »Shai!«
    Die alte Frau ergriff das Wort. Ihre Stimme klang brüchig und metallen, doch Barat verstummte sofort. Als die Greisin zu Ende geredet hatte, begann er sofort hastig zu sprechen. Ein weiterer Mann sagte etwas hinter ihm. Die Pferde peitschten mit den Schweifen. Kerris verlagerte sein Gewicht von einem Bein zum andern. Sein Armstumpf juckte. Er kratzte daran. Es ödete ihn an, einer Auseinandersetzung zuhören zu müssen, von der er kein Wort verstand.
    Barat stieß mit dem Finger auf den zweiten Mann zu, dann auf einen dritten und einen vierten. Sie stiegen aus dem Sattel. Ebenso Thera. Sie war nicht größer als Elli. Barat stellte

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