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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Priesterkragen und ein Kreuz.
    Donald hatte bereits von den Gerüchten gehört, daß Missionare nach Darkover kommen sollten. Er selbst hatte seit seinen Kindertagen für Religion nicht viel übrig, aber er versuchte zumindest, höflich zu bleiben. Ansonsten wusch er seine Hände in Unschuld.
    Yoshida brachte einige in Folie eingeschweißte Wurstbrötchen, die noch von Terra stammen mußten, auf den Tisch; dazu gab es darkovanisches Brot. Und das Bier, das er Donald servierte, schmeckte auch wieder; anscheinend hatten die Brauereien das Schlimmste überstanden. Der Junge hatte zuerst noch etwas argwöhnisch die ungewohnte Kost begutachtet, aber schon bald stopfte er alles in sich hinein, was man ihm vorsetzte. Er war kaum älter als sieben oder acht Jahre und hätte ein paar Pfund mehr auf den Rippen gut vertragen können. Andererseits sah er nicht gänzlich ausgehungert aus – nicht wie die Elendsgestalten, die Donald in den Bergen gesehen hatte. Irgend jemand mußte sich in letzter Zeit um ihn gekümmert haben.
    »Ich weiß noch immer nicht, wie du heißt«, meinte Yoshida, als der Junge seinen gröbsten Hunger gestillt hatte.
    »Anndra.«
    »Und wie weiter?«
    »Gar nichts weiter. Nur Anndra. Glauben Sie etwa, ich würde mir den Namen meiner Mutter zulegen, wie es die Töchter der Entsagenden tun?«
    »Nein, natürlich nicht«, beschwichtigte Yoshida ihn. Er und Donald schauten sich verblüfft an. Es war ungewöhnlich, daß der kleine Junge die offizielle Bezeichnung ›Entsagende‹ und nicht den viel gebräuchlicheren Namen ›Freie Amazone‹ verwendete. Für sein Alter besaß er einen erstaunlichen Wortschatz. Er beherrschte die Handelssprache Thendaras fließend und schmückte sie mit kräftigen Schimpfwörtern auf Cahuenga und einigen Brocken Terra-Standard aus.
    »Wo hast du früher gelebt?«
    Der Junge kaute noch immer auf beiden Backen; er zuckte nur mit den Achseln.
    »Ich würde gern ein Heim für diese Straßenkinder gründen«, erklärte Yoshida. »Traditionellerweise hat sich auf diesem Planeten immer die Verwandtschaft der Hinterbliebenen und Bedürftigen angenommen, und irgendwie kamen sie zurecht. Aber nach der großen Hungersnot und den vielen Aufständen haben diese Kinder oft überhaupt keine Verwandte mehr – zumindest niemanden, der bereit wäre, sie aufzunehmen. Einige von ihnen stammen aus Verbindungen mit Terranern, wie zum Beispiel unser Freund hier.
    Andere sind Söhne von Entsagenden und müssen daher das Gildehaus im Alter von fünf Jahren verlassen – und das halte ich so ziemlich für den ungeeignetsten Zeitpunkt, um Mutter und Kind voneinander zu trennen. Er deutete auf ein Bild an der Wand, das eine Frau in einem langen, blauen Umhang auf einer blumenübersäten Wiese zeigte. Auf ihrem Schoß hatte sie ein Baby, und ein Dutzend oder mehr Kinder aller Altersstufen scharten sich um sie. »Deshalb möchte ich eine Art offene Anstalt einrichten, einen Ort, an dem sie etwas zu essen bekommen, ohne stehlen zu müssen, und eine Begegnungsstätte, wo sie den Umgang mit anderen wieder lernen können. Die Mittel dazu habe ich bereits, die Schwierigkeit besteht jetzt darin, ein passendes Haus zu finden.«
    »Aber in der Stadt gibt es doch genug leerstehende Häuser …«
    »… deren Besitzer aufs Land geflohen oder verstorben sind, und kein Mensch weiß, wer die Erben sein könnten. Hier gründet sich doch alles auf Familienbande und mündliche Überlieferungen. Es gibt keinerlei schriftliche Aufzeichnungen! Manchmal wünschte ich mir unsere gute terranische Bürokratie hierher.«

    »Vielleicht kann ich ihnen helfen«, meinte Donal. »Ich stehe in Diensten einer Frau, die gute Verbindungen zu Lord Regis Hastur besitzt. Ich werde sie fragen, ob sich etwas für Sie tun läßt. Es müßte eigentlich gehen.«
    Anndra schleckte sich die Finger ab. Er war vom Tisch aufgestanden und ging jetzt zu dem Bild hinüber, das Yoshida aufgehängt hatte. »Wer ist das? Ist das Lady Evanda?«
    »Nein, mein Junge«, erklärte der Priester ihm. »Sie heißt Maria, und einst war sie die Tochter eines armen Mannes, aber jetzt ist sie die Himmelskönigin und Mutter aller Menschen.«
    »Also meine Mutter ist sie ganz bestimmt nicht.« Der Junge spuckte verächtlich aus. »Ich gehöre der Mutter Avarra.« Diese Äußerung überraschte die beiden Erwachsenen, und als der Junge dies bemerkte, nutzte er die Gelegenheit zur Flucht. Ehe sie es sich versahen, war er zur Türe hinaus.
    »Ich werde dich zu nichts

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