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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gegenseitig vor. »Ich schätze mich glücklich, Euch zu treffen, mestra«, begann Donald. »Vielleicht wißt Ihr die Antwort auf eine Frage, die uns schon eine ganze Zeit lang beschäftigt. Wißt Ihr etwas von einem Kult der Avarra, der sich bis auf den heutigen Tag gehalten hat? Von Leuten, die Dinge wie ›Ich gehöre der Mutter Avarra‹ sagen und gleichzeitig keine Skrupel haben, Geldbörsen zu stehlen?« (Da war es wieder: das Bild des Jungen mit den glühenden Augen und dem verdreckten Gesicht!)

    »Tut mir leid, damit kann ich nicht dienen«, erwiderte Raquel, die bei diesen Fragen immer blasser wurde. »Aber die Sache gefällt mir ganz und gar nicht. Wenn ich etwas in Erfahrung bringe, werde ich es Sie wissen lassen. Aber wir sollten jetzt weiter, vai domna.« Und Marguerida bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge, so wie Moses einst die Fluten des Roten Meers geteilt hatte. (Dies mythische Bild stieg nach gut einem Vierteljahrhundert des Vergessens wieder in Donald auf. Es mußte wohl an der Gesellschaft liegen, in der er sich befand.)
    »Es besteht kein Anlaß zur Eile«, meinte Marguerida. »Sie werden uns empfangen, ganz gleich, wann wir kommen.«
    »Ich möchte es aber so schnell wie möglich hinter mich bringen«, sagte Raquel. »Außerdem riecht es hier unangenehm. Haben Sie das nicht bemerkt?«
    »Nein«, lautete die knappe Antwort.
    »Jawohl, das ist mir bekannt«, erklärte Sicherheitsoffizier Grey. Sein nach terranischem Muster vorgefertigtes Büro zeugte von einer pedantischen Ordnung. Alles war an seinem Platz und nichts dem Zufall überlassen. Außer einer Wandmalerei, die eine Mondlandschaft mit einer aufgehenden Erdensichel darstellte, war der Raum völlig schmucklos und kalt. Der Offizier wirkte müde.
    (Donald hatte Glück gehabt, Grey überhaupt anzutreffen. Seit dem Ausbruch der Unruhen hatte er das dreifache Arbeitspensum zu bewältigen. Außerdem wohnte er nicht, wie die meisten terranischen Bediensteten, im Terranerghetto.)
    »Die Geschichte mit Avarra ist mir zwar neu, aber die Kinder kenne ich dafür um so besser. Ganze Horden von ihnen durchstreifen Thendara. Keine Eltern, niemand, der sich für sie verantwortlich fühlt. Halten sich mit Betteln und Klauen und wer weiß noch was über Wasser. Am Montag wurde einer auf frischer Tat ertappt, und man hat ihm gleich an Ort und Stelle die Kehle durchgeschnitten. Er war kaum älter als neun.« Grey, ein hochgewachsener Mann mit spitz zulaufendem Kinn, nannte die Dinge wie immer beim Namen. »Nur ein weiteres Steinchen in dem Mosaik. Feuer, Seuchen, Erosion, obdachlose Kinder – und die Frau, die das alles zu verantworten hat, verkriecht sich auf der Comyn-Burg unter Lord Regis’ Schutz. Ich verstehe einfach nicht, was er sich dabei denkt.«
    »Soviel ich weiß, bemüht sie sich, den Schaden, den sie angerichtet hat, wiedergutzumachen«, erläuterte Donald. »Ohne ihr Wissen und ihre Fähigkeiten wären wir alle noch viel schlimmer dran. Aber ich kann mir schlecht vorstellen, daß sie die Bettelprinzessin für eine Bande von Straßenkindern spielt. Jedenfalls werde ich sie fragen, ob sie irgend etwas darüber weiß. Ich wohne ja jetzt selbst oben auf der Burg. Und da ist weiß Gott genug Platz! Yoshida könnte sein Heim problemlos in einem Seitenflügel unterbringen; aber es ist wohl kaum anzunehmen, daß die Kinder sich dort hintrauen würden.«
    »Gut, daß Sie mich daran erinnern«, warf Grey ein. »Ich muß Pater Yoshida mitteilen, daß er mit meiner Unterstützung rechnen kann.«
    »Ich glaube nicht, daß er ans Com-Netz angeschlossen ist«, gab Donald zu bedenken. »Er wohnt in einem kleinen Schuppen gleich hinter dem Marktplatz.«
    »Dann werde ich es ihm schriftlich zukommen lassen. Wozu gibt es schließlich Boten? Ich danke Ihnen, Stewart.« Er erhob sich halb von seinem Stuhl, als Donald zur Tür ging, sank dann aber müde wirkend zurück. Und als Donald das Zimmer verließ, glaubte er zu hören, wie Grey »Mein Gott!« seufzte, was so gar nicht zu dem nüchternen und tatkräftigen Offizier passen wollte.
    »Ich habe also Andrea gefragt – « Donald sprach nicht weiter, als die Tür aufging und ein Zimmermädchen heißes Wasser brachte.
    Diener sollten unsichtbar bleiben und nichts von dem hören, was in ihrer Gegenwart gesprochen wurde, so wollte es der Brauch; aber Donald konnte sich einfach nicht daran gewöhnen. Er war auf Terra aufgewachsen, wo es für jeden Handgriff eine besondere Maschine gab; später hatte er in

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