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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Raumreisender das reinste Himmelsgeschenk. Zum einen trugen sie ihr Geld bündelweise mit sich herum – und das war wörtlich zu verstehen, denn die Terraner benutzten Geldscheine aus Papier, die inzwischen schon mehr wert waren als die Kupfermünzen in Thendara. Zum anderen bewahrten sie es meistens in einer Stofftasche auf, die über das Gesäß geschnallt wurde und viel leichter abzutrennen war als die einheimischen Gürteltaschen aus Leder. Es war eine ausgemachte Gemeinheit, daß dieser spezielle Raumfahrer hier seine Tasche nach vorne gezogen hatte und über dem Bauch trug.
    Da er nun aber einmal auf dem Marktplatz stand, die Comyn-Burg auf dem Hügel vor ihm bewunderte und alles um sich herum vergessen zu haben schien, war es wohl einen Versuch wert.
    Daß dieser Raumfahrer darüber hinaus auch noch blitzschnell reagierte und kräftig zupackte, war schon mehr als Pech. Der Junge wand sich, aber Donald Stewart behielt ihn fest im Griff und musterte ihn überlegen und daher milder gestimmt von Kopf bis Fuß.
    »Was hast du dir dabei gedacht?« wollte er wissen. »Immer schön ruhig, Bursche. Du hast es doch nicht nötig, andere zu beklauen.
    Wie heißt du?«
    Aber der Junge fluchte nur ordinär und trat Donald mit aller Wucht vors Schienbein, wodurch er sich befreien konnte. Der Terraner, nun alles andere als milde gestimmt, rannte ihm hinterher, sprang über einen Holzzaun, unter dem sich der Junge hindurchgezwängt hatte, und bahnte sich seinen Weg durch einen Trupp von Raumsoldaten, ohne seine Zeit mit einem höflichen
    »Entschuldigen Sie bitte« zu verschwenden.
    Der Marktplatz von Thendara füllte sich allmählich wieder mit Leben. Die monatelange Wirtschaftsdepression auf ganz Darkover und die Zeit der anarchischen Zustände, die mit dem denkwürdigen Staatsstreich in der Festnacht ihren Höhepunkt gefunden hatte, schienen überwunden. Die Tuchhändler hatten ihre Stoffballen wieder ausgelegt, auch Brot wurde wieder täglich gebacken und die Rationierung würde wahrscheinlich innerhalb der nächsten Woche aufgehoben werden. Sogar ein Goldschmied hatte sich an diesem milden Frühlingstag auf den Markt gewagt und ein Schaukästchen mit Ringen aufgebaut, die unter der rötlichen Sonne wie Kohle im Feuer glühten. Aber noch befanden sich keine Kunden an seinem Stand, den er hastig zusammenpackte, als der Junge, dicht gefolgt von dem wütenden Terraner, vorbeistürzte. Sie umkurvten noch den Stand des Zwiebelverkäufers und verschwanden dann in einer Seitengasse.
    Hier war es dunkler, das Pflaster unsicherer, und Donald glaubte schon, er habe den Missetäter aus den Augen verloren. Aber als er erneut um eine Ecke bog, wäre er fast mit ihm zusammengestoßen.
    Ein Mann in einem unscheinbaren, grauen Wollgewand hielt das Kind, zwischen seinen Beinen eingeklemmt, fest. Donald schaute ihn prüfend an, während er noch nach Atem rang.
    Trotz der darkovanischen Kleidung war er zweifellos ein Terraner: großgewachsen und schlank, mit glatter, goldbrauner Haut. »Hat er Sie bestohlen?« fragte der Mann.
    »Versucht hat er’s jedenfalls. Sie kennen den Burschen?«
    »Ich hab’ ihn schon öfters rumstromern sehen. In der Stadt gibt es viele Kinder ohne richtiges Zuhause.« Zu dem Jungen gewandt sagte er: »Jetzt hör mir gut zu. Ich werde dich mit zu mir nach Hause nehmen. Dort können wir über alles reden. Ich heiße Peter Yoshida. Und wie heißt du?«
    Das Kind sah ihn erstaunt an. »Wie viel?« Der große Mann lachte nur.
    »Reichtümer kann ich dir nicht bieten, aber es gibt was zu essen.
    Möchten Sie sich uns anschließen, Sir?«
    »Sehr gerne«, erwiderte Donald. Er unterstellte dem Mann keine unlauteren Motive, aber dennoch konnte es nichts schaden, sich selbst davon zu überzeugen. Unter dem grauen, abgenutzten Mantel glaubte Donald etwas erspäht zu haben, das ihm zwar bekannt war, ihn aber gleichzeitig auch beunruhigte. Und so folgte er den beiden.
    Yoshida wohnte nicht weit vom Marktplatz entfernt in einer schäbigen Holzhütte, die sich mit den Jahren immer mehr zur Seite geneigt hatte, bis sie das angrenzende größere Haus fast berührte.
    Der einzige Raum diente gleichzeitig als Wohnzimmer und Küche; eine Leiter an der Rückwand führte zu der Schlafstätte unter dem Dach. Yoshida schloß die Tür hinter ihnen zu. Er nahm Donald dessen Jackett ab und hängte es ebenso wie seinen Mantel an einen Haken an der Wand. Donalds Verdacht bestätigte sich. Unter dem Wollkasack trug der Mann einen

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