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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zwingen, wozu du nicht bereit bist«, erklärte Marguerida. »Das könnte ich auch gar nicht, selbst wenn ich es wollte. Wir befinden uns hier in deinem Haus.« Sie saßen in der Eingangshalle des Thendara-Gildehauses, wo bereits ein reges Kommen und Gehen herrschte. »Du könntest jederzeit hineingehen und ein Dutzend deiner Schwestern rufen, um mich hinauszuwerfen.«
    »Meine Schwestern und ich werden uns hüten, Hand an eine Bewahrerin zu legen«, entgegnete Raquel n’ha Mhari, konnte aber ein flüchtiges Lächeln nicht unterdrücken; sie schien jetzt etwas entspannter zu sein. »All die Narren, die so etwas tun würden, haben sich auf die Burg zurückgezogen. Glauben die wirklich, Laran bei einer Frau aus den Bergen zu finden, deren Vorfahren seit Menschengedenken immer nur Nüsse angebaut haben?«
    »Das ist schon lange her«, meinte Marguerida. »Solche Gaben werden heute nicht mehr nur vererbt, und dafür danke ich den Göttern. Ich selbst bin eine geborene Elhalyn, deren Gabe, auf vielfältige Weise in die Zukunft zu blicken, die Träger dieser Gabe mehr als einmal in den Wahnsinn trieb. Ich bin alles andere als unglücklich, daß diese Fähigkeit bei mir nicht mehr so ausgeprägt ist. Von dir sagt man, du seist eine Spurenleserin und du könntest Dinge aufspüren, wonach die Götter selbst vergebens suchen würden. Man hat mir viele Beispiele dafür berichtet, ob es nun die Bettlerin war, deren Kind du im Wald wiedergefunden hast, oder der entflohene Mörder eines terranischen Offiziers, den du in der Spülküche des Offizierskasinos entdecktest. Hast du dich nie gefragt, wie es kommt, daß ausgerechnet du dazu fähig bist? Und bist du nicht wenigstens ein bißchen neugierig? Es wird dich höchstens eine Stunde deiner Zeit kosten. Falls sie dann nichts gefunden haben, kannst du ins Gildehaus zurückkehren; und falls sie etwas finden, dann um so besser. Lord Regis zwingt keinem etwas auf. Sollte er es doch tun, werden ich und die Lady Desideria einschreiten.«
    Raquel hatte Marguerida von Zeit zu Zeit einen verstohlenen Blick zugeworfen und dazwischen mit der Fußspitze nervös die Risse zwischen den Steinfliesen nachgezeichnet – wäre sie ein Pferd gewesen, sie hätte mit den Hufen gescharrt. Aber bei dem letzten Satz lachte sie.
    Die Tür zur Straße öffnete sich, und eine ganze Kinderschar stürmte herein. Die beiden Schwestern, die den wilden Haufen beaufsichtigen sollten, waren sichtlich froh, endlich wieder zu Hause zu sein. Die meisten der Kinder trugen kleine Bündel unter dem Arm, und alle schrien lauthals durcheinander; Mädchen aller Altersstufen, während die Jungen nicht älter als fünf waren. Raquel hielt sich die Ohren zu und stand auf. »Hier wird’s mir zu voll. Gut, ich werde mit Euch gehen.«
    »Wenn es stimmt, was ich gelesen habe«, erklärte Pater Yoshida, als sie aus der Seitengasse auf den Marktplatz bogen, »gab es früher eine Priesterinnenkaste, die der Göttin Avarra geweiht war. Es war ein kontemplativer Orden, der sich auch der Heilkunst widmete.
    Später dann, unter Varzil dem Guten, öffnete sich der Orden mehr und mehr weltlichen Dingen und ging schließlich in der Schwesternschaft vom Schwert auf.«
    »Soviel ich gehört habe, legen die Entsagenden noch immer ein Gelübde auf die Göttin ab«, ergänzte Donald, »auch wenn sie Avarra nicht mehr namentlich anrufen.«
    »Auf jeden Fall glaube ich kaum, daß diese frommen Frauen Taschendiebe unterstützt hätten. Aber in diesen harten Zeiten sieht es vielleicht anders aus.« Yoshida wich geschickt einem mit Dung beladenen Karren aus, der auf einem Rad über das Marktpflaster holperte. Dann nahm er das Gespräch wieder auf. »Da drüben ist es!
    Sehen Sie das Ziegeldach hinter dem Laden des Flickschusters? Das ist das Haus, das mir vorschwebt. Es gehörte einem reichen Großhändler namens Bran mac Adhil, der letztes Jahr an der Seuche gestorben ist. Die Erben sind unauffindbar … Was ist? Was haben Sie?«
    »Ich habe gar nichts«, sagte Donald. »Aber schauen Sie einmal dort rüber.« Die Menschenmenge teilte sich und gab einen Weg frei; Leute traten eilig zurück und Händler zogen Säcke, Ziegen und Gehilfen beiseite, damit nichts und niemand den Robensaum der Bewahrerin berührte. Eine kleine Frau mit dem dunklen, kurzgeschorenen Haar einer Entsagenden folgte ihr auf dem Fuß und blickte sich beständig um, wobei sie ihre Rolle sichtlich genoß.
    Sie trafen sich auf der Mitte des Marktplatzes. Man stellte sich

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