Die Tänzerin von Darkover - 9
genauer gesagt Sarah und ich, den Besitz übernehmen werden, oder daß wir ihnen nach Nevarsin oder Dalereuth folgen. Aber Sarah und ich wollen New Skye nicht verlassen.«
»Dann bleibt! Bleibt auf alle Fälle! Gavin und Camilla werden bei euch leben, und auch Fiona. Und wir, der alte MacLeod und seine Lady, sind auch noch da. Bleibt in New Skye, wenn ihr das wirklich wünscht.«
»Darf ich etwas sagen?« Fiona lehnte sich vor. »Ich gehöre nicht zur Familie, und so kann ich vielleicht nicht richtig beurteilen, wie ihr darüber denkt. Ich möchte mich auch nicht einmischen. Aber ich gehöre zu unserem Kreis. Und für mich sind wir eine Familie. Was wirklich zählt, ist, daß wir fünf – Verzeihung, Judella, mit dir sind wir sechs – zusammen sind. Vielleicht ist Familie gar nicht so sehr eine Frage der Geburt; vielleicht sind es besser Menschen, für die man sich bewußt entschieden hat – ich weiß es nicht genau. Aber was immer ihr entscheiden werdet, ich werde zu euch halten. Ich will zu euch gehören!«
Bei diesen Worten senkten alle ihre Barrieren und fanden sich in Freude und Leid vereint: Sarahs und Duncans Leid über den Verlust ihrer Eltern, aber auch die Freude über die neugewonnene Familie, von der Fiona gesprochen hatte. Schließlich erklärte Jenny abschließend: »Wir können nicht alle Probleme heute abend lösen.
Jetzt braucht jeder erst einmal etwas Schlaf, besonders Sarah und Duncan, bevor ihr morgen eure beschwerliche Heimreise antretet.
Ich weiß, daß ihr in New Skye bleiben werdet, und ihr seid uns jederzeit willkommen.«
Sarah stand am Fenster des Turms und blickte auf die Stadt hinunter, die sich bis zu ihrem Haus ausgedehnt hatte. Judella, inzwischen zehn Jahre alt, lief mit ihren zwei jüngeren, ebenfalls rothaarigen Geschwistern die kleine Straße entlang; sie kamen gerade von dem kleinen Laden zurück, wo sie ihr Taschengeld für Süßigkeiten ausgegeben hatten.
Die Vision, die Sarah vor so langer Zeit gehabt hatte, war eingetreten. Stück um Stück hatte sich New Skye an ihren Turm herangeschoben, bis er schließlich ganz von Häusern umgeben war.
Sarah seufzte. Die wenigen Augenblicke, die sie ganz für sich alleine hatte, waren ihr besonders kostbar. Das Haus, mittlerweile drei Stockwerke hoch, und der Turm, in dem sie jetzt stand, waren so von Leben und Laran erfüllt, daß sie sich manchmal nach den stilleren Tagen zurücksehnte, als weder körperliche noch geistige Nähe sie in ihrer Ruhe störten.
Unwirsch schüttelte Sarah diesen Gedanken ab. Das hatten sie doch immer erhofft, dafür hatten sie all die Jahre gearbeitet, dies übertraf sogar ihre kühnsten Erwartungen, mehr über die Lovat-MacAran-Gabe
herauszufinden!
Warum
also
diese
Unzufriedenheit?
Im Turm über ihr war ein Kreis neu auszubildender Telepathen bei der Arbeit; unten, im Hof, gingen andere den täglichen Aufgaben der Haus- und Hofführung nach; und einen halben Tagesritt entfernt bestellten, unter Aufsicht von MacLeod und seinem Haushalt, die Pächter des MacAran-Gutes die Felder und hüteten ihre Herden. Immer mehr Menschen wollten ihre Kinder zur Ausbildung in den Turm schicken, und aus den unterschiedlichsten Orten Darkovers kamen Anfragen nach ausgebildeten Arbeitern, die sie bei der Wetterkontrolle oder als Heiler unterstützen sollten. Selbst im entlegenen Dalereuth forderte man Hilfe an.
Wie soll ich bloß all diesen Anforderungen gerecht werden? Natürlich habe ich Helfer. Duncan und Gavin leiten die Arbeit der Kreise, Fiona ist meine rechte Hand bei der Haushaltsführung, und Camilla hat die Erziehung und Ausbildung übernommen. Ich hätte also allen Grund, dankbar zu sein. Und doch spüre ich die Last auf meinen Schultern, als ob ich alles alleine zu tragen hätte.
Mit einem erneuten Seufzer erhob sich Sarah und lief die Treppe hinunter. In der großen Halle traf sie auf Fiona und Duncan, der sie mit einem Kuß begrüßte. »Das trifft sich ja gut – wir wollten gerade mit dir sprechen. Fiona und ich sehen erneut Probleme auf uns zukommen. Die Anwesenheit so vieler Gedanken, die sich uns aufdrängen, ob nun beabsichtigt oder nicht, wird uns einfach zu viel. Bei den Neuankömmlingen ist es besonders schlimm. So lange sie nicht richtig gelernt haben, ihre Barrieren zu errichten, schwirren ihre Gedanken unkontrolliert in der Gegend rum.«
»Das macht mir auch sehr zu schaffen«, stimmte Sarah zu. »Und vielleicht senden wir selbst versehentlich zu viele Gedanken aus.
Aber was
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