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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kindliches Lachen aus und übersah die finstere Miene des jungen Mannes. »Ja, jetzt da ich hier bin … Aber natürlich, gehen Sie voran, Mr. Lawton, Sir! Und Sie auch, Dom! Eskortieren Sie mich nur! Plötzlich ist es mir völlig egal, warum ich hier bin; nur daß ich hier bin zählt. Zu Hause!«
    Im Verlauf des Tages hatte Regis Hastur eine weitere zähe Ratssitzung über sich ergehen lassen müssen, deren Monotonie aber immerhin etwas aufgelockert wurde. Man debattierte noch immer, und die ewig Gestrigen klammerten sich an diese letzte Gelegenheit, das Unvermeidliche abzuwenden: eine Frau, die von der Abstammung einmal abgesehen durch und durch Terranerin war, und die als designierte Erbin der Aillard-Domäne vereidigt werden sollte!
    In der Halle herrschte Unruhe. Regis neigte seinen Kopf mit den schönen, traurigen Augen und dem schlohweißen Haar leicht ermüdet zur Seite. Zum wohl hundertsten Mal hörte er zu, wie irgend ein niedriger Comyn-Adliger seine Meinung kundtat und von Tradition faselte.
    »Das brauchen wir uns nicht gefallen lassen!« ereiferte sich der Alte. »Was ist aus den Comyn geworden? Wer sind wir denn?
    Welchen Sinn hat es noch, daß wir uns Comyn nennen, wenn wir nicht einmal mehr genug Stolz besitzen …«
    Regis Hasturs Gedanken schweiften ab, als er die versammelten Comyn betrachtete. Er bemerkte auch die vielen leeren Bänke im Saal, der noch vor wenigen Jahren kaum genügend Sitzplätze für all die tatkräftigen Männer geboten hätte. Veränderung – wie eigenartig und wie schmerzlich ist die Veränderung. Und doch habe ich mich ihr ganz und gar verschrieben!
    Der Redner fuhr voller Empörung fort und verlor dabei immer wieder den Kontakt mit der Realität.
    »… und dann diese unglaubliche Schamlosigkeit, mit der sie unsere heiligsten Traditionen entweiht! Seht ihr denn nicht, wie sehr sie alles verhöhnt? Viele von uns haben diese gefangenen Bilder –wie heißt nochmal das verdammte terranische Wort dafür? – richtig, diese Videos ihrer Aufführungen gesehen. Wie sie sich dreht und windet! Nicht wie eine normale Frau, sondern wie ein Teufel aus Zandrus Siebter Hölle höchstpersönlich! Und das schlimmste dabei ist, daß man plötzlich merkt: Das habe ich doch schon einmal gesehen! Natürlich, das ist eine der kunstvollen Schrittfolgen aus dem Alton-Bergtanz! Oder aber …«
    Regis blinzelte. Er erinnerte sich an die Videobilder eines atemberaubend geschmeidigen Körpers, makellos und lebhaft wie Quecksilber, als er an die Frau dachte, die er nach Darkover beordert hatte. Ihr Tanzstil war hypermodern und spektakulär, voller komplizierter, akrobatischer Bewegungen, bei denen sie einer lebenden Fackel glich. In der Erinnerung konnte er noch den tosenden Applaus in dem fremden, gigantischen Theaterrund hören. Und doch lag in jedem ihrer Schritte, in jeder Drehung ihres Kopfes, in jeder fließenden Bewegung, die Hand, Arme und Torso vollführten, ein Teil von Darkover. Es hatte ihn tief in seiner schwermütigen Bergseele berührt; ebenso tief in ihrem Wesen verborgen schien sich der violette Himmel wiederzuspiegeln, und ihr Haar, diese lodernde Fackel, verbreitete das gleiche blutrote Licht wie die Sonne Darkovers …
    Es war wirklich an der Zeit, diese Frau endlich persönlich zu treffen, die für Regis inzwischen das symbolisierte, was Darkover sein könnte – die perfekte Verbindung des Alten mit dem Neuen, sobald die Veränderung, die er vor Augen hatte, vollendet war.
    Die bekannt dreiste Stimme des Ridenows ließ Regis wieder aufhorchen, und er mußte unwillkürlich lächeln. Lerrys war an das Rednerpult getreten.
    »Ihr Herren, genug davon«, bat Lerrys schnodderig. »Wir alle haben dies doch als unvermeidlich auf uns zukommen sehen. Und deshalb heiße ich die Domna Alessandra willkommen! Mehr noch, ich bewundere sie, denn sie zeigt dem Rest des Imperiums das Beste
    – jawohl, das Beste, – was Darkover zu bieten hat. Und das dürfte ja wohl mehr sein, als die ganzen alten Chervines hier je erreichen werden!«
    Lerrys warf einen Blick zur Aillard-Loge, in der Daniella stoisch und müde neben ihrem Bruder Endreas saß. Für ihn, den schönen Rotschopf Endreas, hatte sich Lerrys eigentlich so ins Zeug gelegt.
    Endreas war Alessandras Zwillingsbruder. Seine Schwester, um die sich alles drehte, war bislang nirgends zu sehen.
    Lerrys überließ das Rednerpult bald weiteren traditionsbewußten Comyn, die sich alle mehr oder weniger wiederholten. Eine bemerkenswerte Ausnahme,

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