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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nie interessiert. Meine Tochter ist übrigens eine begabte Tänzerin und hat bereits mit neun Jahren damit angefangen. In den achtziger Jahren habe ich dann auch einige Ballettstunden genommen.
    (Da war ich bereits jenseits der fünfzig! Es fällt mir noch immer schwer zu begreifen, daß ich schon so alt bin; so wie ich mich fühle, sollte ich eigentlich eher siebzehn sein!). Ich fragte damals Moira: »Würde es dich überraschen zu hören, daß ich mich dabei für eine Frau meines Alters ziemlich gut halte?«
    »überhaupt nicht«, lautete die Antwort. »Von irgendjemand muß ich es ja mitbekommen haben.«
    In den Hellers herrschte eine Hitzewelle. Die Luft lastete brütend heiß und unerträglich auf den vereisten Bergketten; große Brocken des schneebedeckten Urgesteins erzitterten unter ihrem Angriff, und Sturzbäche aus Schmelzwasser tosten die Hänge hinab. Sie hinterließen eine Spur der Verwüstung, rissen Erde und Geröll mit sich und entwurzelten die Nadelbäume, die seit Jahrhunderten unbeweglich am Fuße der Hellers gestanden hatten …
    Am tief violetten Himmel schwebte das Dreigestirn der Juwelmonde: Kyrrdis, Idriel und Mormallor. Aber was war mit Liriel geschehen? Wo war der Mond mit dem Glanz eines Pfauenauges?
    Sie legte sich wie purpurroter Samt über das Land, und noch immer drückte die Hitze alles erbarmungslos nieder – diese Hitze …
    Alessandra schreckte aus dem Schlaf hoch und spürte, wie ihr der Schweiß am Hals herablief. Die Temperatur in ihrer Schiffskabine und das leise Surren des Klimasystems deuteten darauf hin, daß sie im Schlaf den Temperaturregler auf »heiß« gestellt haben mußte –das erklärte auch ihren Alptraum.
    Als Alessandra die Luftzufuhr auf »kühl« zurückdrehte, nahm der unglaubliche Anblick, der sich ihr durch das Bullauge bot, sie sofort gefangen. Er ließ sie alles andere vergessen, und ihr Herz zog sich zusammen, als wolle es ihr förmlich aus dem Leibe springen. Alte Erinnerungen tauchten wieder auf, und ihre Gefühle wirbelten wilder durcheinander, als sie es jemals – selbst nicht bei ihren wildesten akrobatischen Tanzvorführungen – gekannt hatte.
    Unter ihr erstrahlte ein dunkelvioletter Planet, der jetzt den Blick aus dem Fenster fast vollständig einnahm. Während ihr die Erinnerungen noch durch den Kopf schossen, senkte sich das Raumschiff auf dieses urzeitliche Violett hinab, bis die Schwärze des Alls aus dem Bullauge völlig verschwunden war und die Farbe des Planeten alles in ihr Licht tauchte.
    Über die Bordanlage hörte Alessandra die Ankündigung, die ihr wie aus großer Entfernung zu kommen schien: Cottman IV. Eintritt ins Orbit in zehn Sekunden. Fünf Sekunden. Eintritt ins Orbit um Cottman IV vollzogen.
    Die Bezeichnung »Cottman IV« bedeutete ihr so wenig. Sie kannte einen viel besseren Namen dafür, einen schöneren und ausdrucksstärkeren Namen für den eisigen, violetten Ort mit seinen zum Himmel aufragenden Bergen und seinem ungemein stolzen Volk. Ihrem Volk. Und ihrer Heimat.
    Der Name lautete Darkover.
    Das dunkelhaarige Haupt halb zur Seite gewandt, beobachtete Ruyven Di Asturien das große, silberne Raumschiff beim Andocken.
    Sein tief gebräuntes Gesicht schien völlig ausdruckslos; nur in seinen kühlen Augen blitzte es stählern und unkontrolliert auf. Dan Lawton glaubte genau zu wissen, was dem stellvertretenden Kommandanten der Stadtgarde durch den Kopf ging; er wußte nur zu gut, daß einzig Comyn-Loyalität und die anerzogene Höflichkeit ihn und seine Anordnung hier hielten, um die »Erbin« Aillard standesgemäß zur Comyn-Burg zu geleiten.
    Der Comyn-Rat hatte Alessandra Kyrielle Aillard nur widerwillig dazu aufgefordert, nach Darkover zurückzukehren, um sich auf die Übernahme ihrer Pflichten als designierte Erbin der Aillard-Domäne vorzubereiten. Alessandra war die dritte Tochter der verstorbenen Aliciane Aillard; das Glück hatte es mit den Frauen in ihrer Familie nicht gut gemeint. Die älteste, Daniella, war zwar verheiratet, aber kinderlos und hatte schon vor langem die zweite Schwester, Briona, als Erbin eingesetzt. Doch nun war Briona tot. Und Alessandra spürte, wie die unvorstellbare Last auf sie einstürzte, die die unerwartete Verantwortung und Pflicht mit sich brachten. Diese Pflicht war Teil ihrer Abstammung und konnte nicht mißachtet werden.
    Lawton konnte mit ihr fühlen; nicht so der strenge Di Asturien, der seine Jugend hinter einer Maske aus Selbstbeherrschung, Loyalität und Tradition verbarg

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