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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und damit viel älter wirkte, als es seinen 28 Jahren entsprochen hätte. Ohne diese Anspannung, ohne diese Comyn-Strenge um seine Mundwinkel wäre er sicherlich ein gutaussehender Mann gewesen. Aber wie all die anderen Comyn auch würde Ruyven diese Frau, die im Begriff war, nach siebenjähriger Abwesenheit ihren Fuß wieder auf ihren Heimatplaneten zu setzen, nie völlig akzeptieren können. Mit fünfzehn Jahren, fast noch ein Kind, hatte sie an der Seite ihres
    »frivolen« Vaters Darkover verlassen – aber war er wirklich frivol gewesen oder hat er nur versucht, so mit dem frühen Tod seiner Frau fertig zu werden? fragte sich Dan Lawton – jedenfalls war Alessandra in weit entlegenen Welten des fremden Imperiums gereist und hatte an exotisch schillernden Orten eine glänzende Karriere als Tänzerin für sich aufgebaut. Tatsächlich war Alessandra Aillard eine intergalaktische Berühmtheit – eine Tatsache, die kein Comyn jemals billigen würde: Keine Comyn-Frau, die etwas auf sich hielt, würde eine derartige öffentliche Zurschaustellung dulden oder sich einer solch skandalösen Aufgabe verschreiben.
    Vom Standpunkt der Darkovaner aus konnte Lawton verstehen, daß Alessandra in ihren Augen die uralten, einheimischen Tanztraditionen Darkovers entweihte und »pervertierte«, wenn sie Elemente des männlichen Stolzes aus den wilden Bergtänzen herausnahm und in ihre eigenen weiblichen, modernen Choreographien einbaute. Wenn er sie aber als Terraner betrachtete, dann bewunderte Lawton die feurige, brillante Tänzerin, die in den höchsten intergalaktischen Kreisen der darstellenden Künste gefeiert wurde und als führendes Mitglied der Tänzergilde des Imperiums größte Anerkennung genoß. Er hatte Holo-Videos ihrer Auftritte gesehen, noch ehe er erfahren hatte, daß Regis Hastur die Anwesenheit dieser unglaublichen Frau auf Darkover verlangte. Er hatte sie tanzen gesehen!
    Jetzt aber spürte Dan Lawton, wie Alessandra in die Fänge der Politik geriet. Hastur ging immer äußerst raffiniert vor, und Lawton begriff
    diesen
    Schritt
    als
    Teil
    des
    langwierigen
    Veränderungsprozesses, auf den Regis intuitiv hinarbeitete.
    Sicherlich war es ein geschickter Schachzug, das Haus Aillard einer Terra-freundlichen Erbin anzuvertrauen. Andererseits – wer war diese Alessandra wirklich? Wie stark hatte das Imperium sie geprägt, und in wieweit war sie eine echte Darkovanerin geblieben, die in der Lage war, über eine Domäne zu herrschen?
    Es war die Zeit der Veränderungen, und nur die Zukunft konnte Gewißheit bringen. Inzwischen blieb Lawton nichts anderes übrig als zu beobachten.
    Und genau das tat er, als sich ihnen nun, nur von einem Diener begleitet, eine zierliche Frau in einem körperbetonten terranischen Silberanzug näherte. Ihr Haar, das sie offen trug und das ihr bis zu den Hüften reichte, leuchtete wie eine Fackel, und in Verbindung mit der terranischen Kleidung schien sie ein hell strahlendes Licht zu verbreiten. Einen Augenblick lang mußte Lawton einen alten Aberglauben abschütteln: zu sehr glich sie der Feuerdämonin des Schmiedevolks.
    Selbst der junge Di Asturien neben ihm konnte nicht anders, als sie anzustarren. Dann preßte er die Lippen um so fester zusammen.
    Die junge Frau mußte wohl ihre Gedanken gelesen haben, denn sie drehte sich um und beeilte sich, einen für Darkover passenden Mantel, den man ihr reichte, umzulegen. Das Silber blitzte nun nur noch ab und zu durch die Falten, wenn sie sich bewegte.
    Noch bevor einer der Männer das Wort ergreifen konnte, stand sie forsch und doch elegant vor ihnen, und ihre grünen Augen musterten sie entschlossen. Auch ihre Stimme verriet die echte Comynara, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen und sich durchzusetzen.
    »Dan Lawton, wie ich annehme?« sagte sie. »Ich bin Alessandra Aillard.«
    »Es ist mir eine Ehre, Ms. Aillard. Oder sollte ich besser Damisela sagen, Comynara?« Lawtons Manieren ließ nichts zu wünschen übrig.
    Der andere nickte nur kurz, betrachtete sie aber eingehend und verbarg dabei kaum seine Verachtung. »Ruyven Di Asturien, z’par servu. Wir sollen sie zur Comyn-Burg eskortieren, Damisela.«
    »Lasse Sie doch bitte die Förmlichkeiten. ›Alessa‹ reicht voll und ganz. Ich habe mir daraus noch nie viel gemacht. Aber ich nehme an, daß sich das jetzt ändern wird. Jetzt, da ich hier bin …«
    Die letzten Worte hatte sie halblaut mehr zu sich selbst gesprochen. Dann aber brach sie in ein überschwengliches, fast schon

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