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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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du dein Werk?«

    König Stefan Hastur war in die Kammer zurückgekommen. Ich nahm schnell die Füße vom Tisch und wollte aufstehen, aber er deutete mir mit einer Geste an sitzenzubleiben. Lächelnd kam er zur Alton-Loge herüber und setzte sich neben mich.
    Ich erwiderte sein Lächeln. Stefan und ich waren Altersgenossen und hatten schon als Kinder zusammen gespielt. Ich hatte ein Jahr als Pflegesohn auf Burg Hastur verbracht, und später kam er im Gegenzug nach Armida.
    »Alle Achtung für deinen Bau«, meinte Stefan. »Wenn ich Burg Thendara errichtet hätte, würde ich mir wahrscheinlich einen Hügel suchen, von dem aus ich sie ständig bewundern könnte.«
    Ich lachte. »So eitel bin ich nun auch wieder nicht. Ich dachte mir nur: Wenn sich die Oberhäupter der Domänen schon jedes Jahr hier auf dem Marktplatz von Thendara versammeln, dann könnten wir uns ebenso gut ein paar Annehmlichkeiten leisten, anstatt im Matsch herumzustehen. Außerdem hatte ich dadurch wenigstens etwas Beschäftigung, als ich in diesem verdammten Turm eingesperrt war.«
    »Ach so«, sagte Stefan und legte dabei einen Finger gedankenvoll an die Wange. »Deshalb hast du dich gegen das Stimmrecht des Turms ausgesprochen – eine Art Rache.«
    »Von wegen Rache«, erwiderte ich. »Die Telepathenkaste maßt sich einfach zuviel an. Ich habe nichts dagegen, daß sie sich organisieren, um gemeinsam zu erreichen, was ein einzelner Telepath nicht schafft. Aber wenn man sie heute zum Rat zuläßt, dann wollen sie morgen ganz Darkover beherrschen, laß dir das gesagt sein. Jetzt verlangen sie bereits einen weiteren Turm hier in der Burg, und dabei habe ich ihnen gerade erst großzügig den bestehenden Turm gebaut. Das eine kann ich dir sagen: Dieser Burg wird erst ein weiterer Turm hinzugefügt, wenn meine Knochen am Ufer von Hali liegen, und keinen Tag früher. Ich habe diese Burg nicht für sie gebaut; ich habe sie gebaut, damit sie uns dienen können.«

    »Du hast sie entworfen, Gwynn. Aber gebaut haben andere die Burg.«
    »Sie haben sie nach meinen Plänen und Angaben gebaut. Ich gehörte selbst zu dem Turmkreis, der sie errichtet hat. Ohne die Macht meiner verdammten Alton-Gabe hätten sie nichts erreicht.«
    Ich lehnte mich zurück. »Und mehr werde sie von mir nicht bekommen.«
    »Ich werde mich davor hüten, die Alton-Gabe herauszufordern.«
    Wir lächelten beide. Stefan besaß die Hastur-Gabe, die sein Vater in ihm erweckt hatte, noch bevor Stefan König wurde. Als Kind hatte Stefan weiße Haare gehabt, die erst später, als er heranwuchs, die rote Färbung annahmen. Groß und schlank wie ein Chieri stand er vor mir, aber er war natürlich kein Emmasca; er hatte bereits einen kleinen Sohn. Ich war genauso groß wie er, aber wesentlich stämmiger. Nachdem ich den Turm verlassen hatte, widmete ich mich vorzugsweise ehrlicher körperlicher Arbeit; außerdem beaufsichtigte ich unter Vaters Anweisungen die Wachen.
    Als wir die Kammer verließen, machte mir Stefan einen Vorschlag.
    »Könntest du nicht für mich die Münzanstalt überprüfen? Die Stadt wächst so schnell, daß wir unbedingt Neuprägungen brauchen.
    Neskaya und Arilinn können den Bedarf allein nicht decken.«
    »Es wird mir eine Ehre sein, Eure Hoheit.« Ich vollführte eine höfische Verbeugung, die geziemend ehrerbietig und zugleich doch spielerisch war. Stefan bog um eine Ecke und verschwand in den Hastur-Gemächern.
    Mir war natürlich klar, daß ich Vater verärgert hatte. Seit dem Tag, an dem er seine verdammte Gabe meinem noch jugendlichen Hirn aufzwang, war mir jede seiner Gefühlsregungen bewußt. Mit wachsender Entfernung schwächte sich dies zwar zu einem Hintergrundgeräusch ab, aber er war ständig irgendwie anwesend, so als ob er sich an mir gerieben und mir seinen Geruch auf ewig angehängt hätte.
    Sobald ich in die Alton-Gemächer eingetreten war, wandte er sich von seinem Sitz um. Sein riesiger, struppiger, roter Schnauzbart hätte bei jedem anderen lächerlich gewirkt, aber meinen Vater ließ er noch größer und mächtiger erscheinen. Die dunklen Augen in seinem großen Gesicht versuchten mich festzunageln, aber seine physische Erscheinung entging mir fast völlig. Was meine Aufmerksamkeit erregte, war der Zustand seines Laran.
    Er erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung. Auch seine Stimme klang sanfter, als es seine Stimmung erwarten ließ: »Ich mache dir keine Vorwürfe, mein Sohn, keinerlei Vorwürfe. Ich weiß ja, woran es wirklich liegt.«
    »Wie

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